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Ein „echter Nordhäuser“ hat sich von seiner Stadt verabschiedet

Dr. Manfred Schröter verstorben

Sonntag, 03. Juli 2022, 18:25 Uhr
Wie die nnz bereits am Samstag erfuhr, ist der ehemalige Nordhäuser Bürgermeister Dr. Manfred Schröter am Freitag im Alter von 87 Jahren verstorben. Seine zahlreichen Verdienste für seine Heimatstadt brachten ihm als ersten Preisträger überhaupt 2019 die „Nordhäuser Ehrennadel“ ein …

Im März 2020 wurde Dr. Schröter auf Antrag des Nordhäuser Geschichtsvereins vom Thüringer Ministerpräsidentren das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Dr. Manfred Schröter bei der Ehrung im Ratssaal 2019  (Foto: Eva Maria Wiegand) Dr. Manfred Schröter bei der Ehrung im Ratssaal 2019 (Foto: Eva Maria Wiegand)

Geboren am 13. Februar 1935 wurde er im Jahre 1951 aus politischen Gründen von der Humboldt-Oberschule Nordhausen verwiesen und erlernte das Weberhandwerk in Bleicherode. Nach einem späteren Medizinstudium promovierte er 1960 und wirkte dreißig Jahre lang als Betriebsarzt in seiner Geburtsstadt.

1990 wurde Dr. Schröter der erste Oberbürgermeister Nordhausens nach der Wende und gehörte dem Stadtrat in der Folge bis ins Jahr 2011 an. Er war der erste Präsident des Gemeinde- und Städtebundes Thüringen. 1992 schloss die Stadt Nordhausen unter seiner Führung die erste Städtepartnerschaft mit einer Stadt in Israel (Bet Shemesh).

Manfred Schröter verfasste heimatgeschichtliche Publikationen über die Zerstörung Nordhausens und über die regionale Geschichte der Juden. Intensiv setzte er sich für das Projekt „Stolpersteine" ein. In der Senioren-Union Nordhausen war er als stellvertretender Vorsitzender aktiv und ging erst 2002 in den Ruhestand. Seine über Jahrzehnte gewachsene Materialsammlung übereignete er dem Nordhäuser Stadtarchiv.

Anlässlich der Feierstunde „30 Jahre friedliche Revolution“ am 9. November 2019 wurde Manfred Schröter als erstem Preisträger überhaupt die „Nordhäuser Ehrennadel“ verliehen. In der Laudatio dazu würdigte sein Amtsnachfolger Dr. Klaus Zeh Manfred Schröter als einen „echten Nordhäuser bis auf die Knochen“, der sich zeitig für seine Stadt, aber auch für seine Überzeugungen eingesetzt habe. Ein Mann, der nach seinem politisch motivierten Rauswurf aus dem Gymnasium dennoch den Berufsweg eines Mediziners einschlug, sich als Buchautor mit der jüngeren Geschichte seiner Heimatstadt und besonders mit dem Schicksal seiner jüdischen Mitbürger befasste, der als CDU-Mitglied auf dem Sprung stand Kreisarzt zu werden und erneut wegen seiner unerschütterlichen Maximen zurückgesetzt wurde. Einer, der als erster Bürgermeister nach der Wende eine Koalition mit allen frei gewählten Parteien eingegangen war und zum ersten Präsidenten des Thüringer Städte- und Gemeindetages avancierte. Der Mann, der nach seiner Abwahl nicht die Flinte ins Korn geworfen, sondern federführend den Kommunalen Versorgungsverband Thüringen aufgebaut hatte.

Nordhausen verliert mit Dr. Manfred Schröter eine herausragende Persönlichkeit, die das Ansehen der Stadt in den letzten Jahrzehnten entschieden mit geprägt hat. Wir sprechen als nnz-Redaktion seinen Angehörigen unser tief empfundenes Beileid aus und verneigen uns vor einem kraftvollen Streiter für Recht und Freiheit und einem unermüdlichen Historiker, der die Geschichte seiner geliebten Heimatstadt aufarbeitete.

„Ich habe jeden Tag gern in Nordhausen gelebt und werde das auch bis zu meinem Ende weiter tun“, sagte Manfred Schröter damals im Ratssaal bei seiner Ehrung. Nun ist es an uns und seiner Stadt, ihm ein würdiges Andenken zu wahren und seine Leistungen und Werke für künftige Generationen von Nordhäusern zu bewahren.
Olaf Schulze
Autor: osch

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