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Ein Blick in die Statistik

Frankreich in Thüringen

Sonnabend, 22. Januar 2022, 13:02 Uhr
Am 22. Januar 1963 unterzeichneten der damalige französische Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer den Elysée-Vertrag. Anlässlich dieses Tages wirft das Thüringer Landesamt für Statistik einen Blick auf den zahlenmäßigen Hintergrund der thüringisch-französischen Beziehungen…

Mit dieser Erklärung sollten nicht nur das politische Bündnis und die wirtschaftliche Partnerschaft zwischen Frankreich und Deutschland manifestiert, sondern auch der Frieden und eine wachsende Freundschaft der ehemals verfeindeten Nationen besiegelt werden. Anlässlich des 40. Jahrestages der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages erklärten im Jahr 2003 der französische Präsident Jacques Chirac und Bundeskanzler Gerhard Schröder den 22. Januar zum „Deutsch-Französischen Tag“, einem besonderen Tag für Austausch und Begegnungen beider Länder.

Zum 31.12.2020 lebten in Thüringen 470 Personen1) mit französischer Staatsangehörigkeit, davon 260 männlichen und 210 weiblichen Geschlechts. Im Durchschnitt waren sie 37,7 Jahre alt und blieben für 12,7 Jahre in Thüringen. Die hier lebenden Französinnen und Franzosen stellten 0,4 Prozent der ausländischen Bevölkerung Thüringens. Fast zwei Drittel von Ihnen (64,9 Prozent) lebten in den kreisfreien Städten Jena, Erfurt und Weimar, wobei Jena mit 135 Personen der beliebteste Wohnort war. 280 der in Thüringen lebenden französischen Staatsangehörigen waren ledig. Von den 125 verheirateten Französinnen und Franzosen hatten etwas weniger als die Hälfte (55 Personen) eine deutsche Ehepartnerin bzw. einen deutschen Ehepartner.

Die Wanderungsbewegungen zwischen Thüringen und Frankreich fielen im Jahr 2020 deutlich zu Gunsten von Thüringen aus. Während 153 Personen aus Frankreich nach Thüringen zogen, verlegten nur 112 Personen ihren Wohnsitz von Thüringen nach Frankreich. Dabei herrschte ein nahezu ausgeglichenes Geschlechterverhältnis sowohl bei den Zuzügen, mit 80 weiblichen und 73 männlichen Personen, als auch bei den Fortzügen, mit 57 weiblichen und 55 männlichen Personen.

Die Mehrzahl der französischen Besucherinnen und Besucher kam zwar nicht gleich mit dem Umzugswagen nach Thüringen, doch zumindest mit dem Koffer. Im Jahr 2020 stammte etwa jeder 20.ausländische Gast aus Frankreich. Diese Gäste buchten bei 4766Ankünften insgesamt 8 777 Übernachtungen in Thüringer Beherbergungsbetrieben2) (einschließlich Campingplätzen). Sie blieben folglich im Durchschnitt rund 2 Nächte. Hierbei waren jedoch massiv die pandemiebedingten Einschränkungen der Reisemöglichkeiten zu spüren, denn im Jahr 2019 beliefen sich die Zahlen der französischen Gäste noch auf fast das Dreifache (Ankünfte: 12 801; Übernachtungen: 25 835). Die Mehrzahl der Ankünfte (59,9 Prozent) und Übernachtungen (55,1 Prozent) französischer Gäste wurde 2020 im Reisegebiet der Städte Eisenach, Erfurt, Jena und Weimar verzeichnet, gefolgt vom Thüringer Wald (18,0 Prozent der Ankünfte und 25,9 Prozent der Übernachtungen).

Nicht nur in den Beherbergungsbetrieben, sondern auch in den Bildungseinrichtungen in Thüringen sind Gäste aus Frankreich willkommen. 25 Schülerinnen und Schüler mit französischer Staatsbürgerschaft wurden im Schuljahr 2020/2021 an Thüringer Schulen unterrichtet, davon 22 an allgemeinbildenden und 3 an berufsbildenden Schulen. 41 732 Thüringer Schülerinnen und Schüler lernten Französisch im Fremdsprachenunterricht3) an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen. Im Schuljahr 2020/2021 bestanden 67 Schulpartnerschaften3) zwischen französischen und Thüringer Schulen.
An den Thüringer Hochschulen waren im Wintersemester 2020/2021 insgesamt 117 Studierende ein- geschrieben, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Frankreich erworben hatten, davon 69 Studentinnen und 48 Studenten. Die beliebtesten Fächergruppen waren dabei die Ingenieurwissenschaften mit 52 Studierenden, gefolgt von den Geisteswissenschaften mit 24 und den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit 22 Studierenden.

Doch nicht nur in sozialen und kulturellen Interaktionen kommen die thüringisch-französischen Beziehungen zum Tragen. Frankreich ist nicht zuletzt einer der bedeutendsten Handelspartner des Freistaates. Im Jahr 2020 wurden Waren im Wert von 942,0 Millionen Euro nach Frankreich ausgeführt, womit es hinter den Vereinigten Staaten auf Rang 2 der Thüringer Exportländer stand. Die wichtigsten Warengruppen im Export waren Maschinen, Kraftwagen und Kraftwagenteile sowie Nahrungs- und Futtermittel. Auf der Importseite wurden im Jahr 2020 Waren im Wert von 443,7 Millionen Euro verbucht, womit Frankreich den 9. Platz der Importländer belegte. Als begehrteste Warengruppen wurden Metalle, Nahrungs- und Futtermittel sowie Maschinen aus Frankreich nach Thüringen eingeführt.

Wie sich der wirtschaftliche und der touristische Austausch zwischen Frankreich und Thüringen entwickeln, werden die Zahlen der kommenden Erhebungen und Veröffentlichungen zeigen.

1) ErgebnissedesAusländerzentralregisters(AZR)
2) Beherbergungsstätten mit mindestens 10 Gästebetten bzw. Campingplätze mit mindestens 10 Stellplätzen (ohne Dauercamping)
3) Quelle:StatistischesInformationssystemBildung;http://www.schulstatistik-thueringen.de

Autor: red

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