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Roland Jankowsky liest schräg-kriminelle Short Stories

Wenn “Overbeck” nach Bleicherode kommt

Montag, 27. September 2021, 08:00 Uhr
Bevor am 9. Oktober ein „echter“ Fernsehkommissar nach Bleicherode ins Kulturhaus kommt, hatte Olaf Schulze die Gelegenheit mit dem Schauspieler Roland Jankowsky über seine Rolle in der ZDF-Serie, einen fehlenden Vornamen, Krimis und Begegnungen mit dem Vorharz zu sprechen …

Roland Jankowsky liest schräge Kriminalgeschichten (Foto: Alexandra Kaumanns) Roland Jankowsky liest schräge Kriminalgeschichten (Foto: Alexandra Kaumanns)

Seit vielen Jahren ist Roland Jankowsky aus verschiedenen TV-Formaten und vor allem als manchmal etwas sonderbarer Kommissar Overbeck in der ZDF-Reihe „Wilsberg“ bekannt. Ausgestattet mit langjähriger Erfahrung als Radiosprecher und Vorleser, trägt Jankowsky „kriminelle“ Kurzgeschichten vor. Hierbei entwickelt sich ein subtiles, für den Zuschauer sehr unterhaltsam zu beobachtendes Spiel zwischen Vorleser und Schauspieler und macht jede seiner Lesungen zu einem augenzwinkernden, unterhaltsamen Erlebnis.
Am Samstag, den 09. Oktober um 19 Uhr kommt der „Overbeck“ ins Kulturhaus nach Bleicherode.

nnz: Herr Jankowsky, wie kamen Sie zur Rolle des „Overbeck“ in der Serie „Wilsberg“? Haben Sie sich beworben oder sind Sie ganz klassisch gecastet worden?
Roland Jankowsky:
Das war 1997. Damals gab es noch keine Krimireihe "Wilsberg". Es wurde ein neunzigminütiger Film gedreht und von einer "Reihe" war noch keine Rede. Meine Rolle hieß damals nur "Assistent der Kommissarin", ich hatte drei Sätze zu sprechen. Da wurde nicht gecastet. Meine damalige Agentur hat mir den Dreh vermittelt.

Ist die Bekanntheit als Overbeck im privaten Umfeld für Sie eher Segen oder Fluch?
Weder noch. Solange ich noch einigermaßen unbehelligt durch die Welt gehen kann. Wenn jemand zu aufdringlich wird, lasse ich ihn das auch wissen. Ansonsten hätte ich einen anderen Beruf ergreifen sollen. Andererseits sind meine Lesungsorte dadurch meist ausverkauft, das würde ich zwar nicht als Segen bezeichnen, aber es freut mich natürlich und gibt mir Unabhängigkeit.
 
 Wie gehen Sie mit der Berühmtheit als ZDF-Star um?
 Ich empfinde mich nicht so. Ich war immer und bin nach wie vor geerdet. Das machen zu dürfen, was ich gut kann und was mir Spaß macht und davon auch noch meine Familie ernähren zu können (auch wenn meine Frau durch ihren Beruf finanziell unabhängig ist), ist ein gewisses "Privileg". Das ich mir aber auch erarbeitet habe. Mir ist nichts geschenkt worden.

Neben den zahlreichen Fernsehrollen haben Sie auch sehr erfolgreich Theater gespielt. Welche ist Ihre Lieblingsrolle und wen würden Sie gern einmal auf der Bühne darstellen?
Spannende, vielschichtige Rollen. Gerne auch mal mit größeren emotionalen Anteilen, Abgründen. Mal jemand ganz anderen darstellen, als den man mich noch nicht kennt.

Fernsehen, Theater, Lesungen, Rundfunkaufnahmen, dazu ein Villon-Programm sogar als Sänger. Welches von all diesen Genres bedienen Sie am liebsten?
 Alles gleichzeitig, bzw. nacheinander. Jedes Medium hat seinen eigenen Reiz, seine eigenen Möglichkeiten. Auch wenn ich für Theater und Hörspiele für das Radio zuletzt gar nicht mehr die Zeit hatte. Und umständehalber leider auch nicht mehr für mein Chanson-Programm. Aber für letzteres suche ich gerade nach Möglichkeiten. Da ich dafür jedoch einen gut mit mir eingespielten Pianisten brauche, ist das nicht mal eben so zu planen.

Gibt es bei den vielen beruflichen Aktivitäten so etwas wie Freizeit in Ihrem Leben und wie verbringen Sie die?
 Absolut. Es gibt ja immer stressige und ruhigere Phasen. Ich sportel sehr gerne, zuhause kochen wir gemeinsam, machen Unternehmungen und kleine Reisen.

In Ihren Lesungen schlüpfen Sie gern in die Rollen der Bösewichte. Suchen Sie bewusst den Ausgleich zum Gesetzeshüter Overbeck?
An Fernsehrollen denke ich bei der Auswahl meiner Geschichten überhaupt nicht. Und ich schlüpfe in den Geschichten auch nicht grundsätzlich in die Rolle von, wie Sie es nennen, "Bösewichten". Das sind oft ganz normale Personen, bei denen aber leider irgendetwas schief läuft und sich dann tödlich entwickelt. Immer auf eine schräge Art und Weise, der Humor kommt nie zu kurz. Das ist das, was die Zuschauer mögen und was mir in der Umsetzung am Lesetisch große Freude bereitet.

Warum hat der Overbeck eigentlich keinen Vornamen?
Er braucht keinen. Ich finde es zum schießen, dass so vielen Menschen daran liegt, den Vornamen der Rolle zu ergründen. Es scheint ihnen schlaflose Nächte zu bereiten. Köstlich. 
 
Welchen Vornamen würden Sie ihm geben? Was passt am besten zum „Ovinator“?
Ob das jemals thematisiert wird, kann ich nicht beantworten. Wenn, dann müsste es schon einen besonderen "Dreh" geben.
 
Würden Sie nicht lieber auch einmal den leitenden Kommissar spielen und besteht die Möglichkeit, dass der Overbeck in der Serie mal aufsteigt?
 Auch "Inspektor Derrick" brachte es maximal zum "Oberinspektor". Als "Kriminalrat" hätte man ihn nicht sehen wollen. Auch wir bei "Wilsberg" haben eine Konstellation, die sich seit Jahren bewährt hat. Warum sollte man daran etwas ändern?
 
Welche modernen Krimiautoren bevorzugen Sie persönlich?
Na ja, ich schiele jetzt nicht darauf, ob jemand modern daher kommt oder nicht. In gewisser Weise gefallen mir jedoch schwedische Autoren ganz gut, wie Mankell, Dahl oder Nesser. Aber ich habe seit einiger Zeit auch wieder Simenon mit den Maigret-Krimis wiederentdeckt. Schnörkellos, sehr gut beschriebene Charaktere, spannend.

 Jetzt kommen Sie bald in den Vorharz nach Bleicherode. Wird das Ihre erste Begegnung mit dieser Region?
Ja, so tief drinnen im Vorharz war ich bislang noch nicht. Ob ich wieder rausfinde?
 
Am 9. Oktober gastieren Sie in Bleicherode im Kulturhaus mit Ihrer Lesung. Worauf kann sich das Publikum dann einstellen?
Eigentlich habe ich alles bereits erwähnt - schräge, kriminelle Kurzgeschichten mit viel Humor, die immer eine überraschende Wendung haben.
 
Wann wird der erste Krimi aus der Feder von Roland Jankowsky erscheinen?
Derzeit kann ich mir das nicht vorstellen. Aber "never say never“
Das Interview führte Olaf Schulze

Tickets für die Lesung mit Roland Jankowsky gibt es für 17 €Euro zzgl. VVK-Gebühren bei eventim, www.eventim.de, Tel.: 01806 570070 oder im Kulturhaus Bleicherode und an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Weitere Infos und die aktuellen Bestimmungen unter www.kulturhaus-bleicherode.de
Autor: osch

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