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Wackers Präsident Torsten Klaus nach einer schlaflosen Nacht:

„Der Grundstein ist gelegt“

Mittwoch, 22. September 2021, 18:45 Uhr
Der FSV Wacker 90 Nordhausen hat die zweite Insolvenz seiner noch jungen Vereinsgeschichte ziemlich glimpflich überstanden. Heute stimmten die Gläubiger dem Insolvenzplan des Verwalters Dr. Thomas Dithmar zu und machten den Weg frei für einen Neuanfang in der Parkallee...

Hier blickte er noch skeptisch: Jetzt kann Torsten Klaus wieder lachen (Foto: nnz-Archiv) Hier blickte er noch skeptisch: Jetzt kann Torsten Klaus wieder lachen (Foto: nnz-Archiv)

Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass es dabei für die einstigen Geldgeber um sehr kleine Brötchen ging und nicht um die große Torte. Der Verein ist nach den wilden Hasardspielen der Kleofas-Ära mit ihren Profiliga-Träumen arm wie die berühmte Kirchenmaus.

Die Situation heute ähnelt der zum Ende des vorigen Jahrtausends, als der 1990 umbenannte Traditionsverein zum ersten Male zahlungsunfähig wurde und nur mit großer Mühe und Liebe der damaligen Akteure im Vorstand und im Sponsorenumfeld am Leben erhalten werden konnte. Damals ging es aus der Regionalliga mit drei Abstiegen in Folge in die Niederungen der Landesklasse hinunter, ehe im Jahre 2005 von den fußballerischen Protagonisten Ludwig, Pistorius, Taute und Pohl der Wiederaufstieg in Thüringens Verbandsliga geschafft wurde.

Um im Jahre 2022 einen erneuten Absturz in diese Liga zu verhindern, sind jetzt nicht nur der Vorstand und die Mannschaft, sondern wiederum die treuen Unterstützer und vor allem Geldgeber gefragt, um das Nordhäuser Flaggschiff wieder auf Kurs zu bringen. Die Ausgangslage ist sportlich angespannt, Wacker ziert nach sieben Spielen das Tabellenende der NOFV-Oberliga und die junge Truppe muss ihre Ligatauglichkeit erst unter Beweis stellen.

Verschärft wird die Lage noch durch die Ungewissheit, wie viele Teams im nächsten Mai den Gang in ihre jeweiligen Landesligen antreten müssen. Derzeit stehen drei mitteldeutsche Vereine in der Regionalliga Nordost auf den letzten der 19 Plätze. Zudem soll auch die wegen der letzten Chaos-Saison aufgeblähte Regionalliga wieder auf 16 reduziert werden. Gut möglich also, dass bis zu sechs Oberligateams absteigen werden. Das bedeutet für Wacker, den 13. Rang im Tabellarium fest anzuvisieren. Eine hoch ambitionierte Aufgabe, wie es momentanen den Anschein hat.

Wir sprachen heute nach der Gläubigerversammlung mit dem Präsidenten Torsten Klaus, der seinerzeit als torgefährlicher Stürmer noch die Auswirkungen der ersten Insolvenz miterlebte und heute verantwortlich zeichnet für einen plan- und elanvollen Neustart.

Das junge Präsidium will einen zügigen Neuanfang organisieren (Foto: nnz-Archiv) Das junge Präsidium will einen zügigen Neuanfang organisieren (Foto: nnz-Archiv)

Herr Klaus, was empfinden Sie nach der heutigen Gläubigerversammlung und dem erzielten Ergebnis?
Torsten Klaus:
Ich bin glücklich und fühle mich sehr gut, nachdem ich doch sehr aufgeregt war und die Nacht schlecht geschlafen habe. Aber nun haben wir einen Grundstein gelegt, auf dem sich aufbauen lässt. Dafür danke ich allen, die in dieser schweren Zeit so intensiv für den Erhalt des Vereins gekämpft und das Präsidium so großartig unterstützt haben.

Es war ein langer Weg bis zum heutigen Treffen. Warum ging es nicht schneller, obwohl doch bekannt war, dass sich die finanzielle Situation des Vereins in Corona-Zeiten nicht verbessern würde?
Irgendwie kamen immer noch neue Sachen dazu, die einen Abschluss verhindert und uns Brocken auf den Weg gelegt haben. Dazu die schwierigen Bedingungen, sich in der Pandemie zu treffen und etwas zu organisieren. Ich denke aber, dass es im Vergleich zu anderen Insolvenzen letztlich doch recht zügig ging.

Was ändert sich nun mit dem Abschluss der Insolvenz? Welche Maßnahmen werden Sie als wieder eingesetzter, handelnder Präsident ergreifen?
Wir werden als erstes mit unseren treuen Sponsoren und auch mit einigen neuen die finanziellen Grundlagen für die weitere Arbeit legen. Während des Insolvenzverfahrens war es nicht sinnvoll, schon viel Geld einzusetzen. Jetzt wird das Präsidium als nächstes den Sponsoren und Unterstützern ein tragfähiges Konzept der Vereinsarbeit unterbreiten.

Gibt es schon Gespräche mit Nordhäuser Unterstützern des Vereins oder sind gar erste Sponsorenverträge in Arbeit?
Ja, wir sind mit etlichen Geldgebern schon in konkreten Verhandlungen und haben für einige schon die Verträge ausgehandelt. Wir freuen uns, dass es so viele Nordhäuser Unternehmen gibt, die treu zum Verein stehen und auf deren Wort man sich verlassen kann.

Sehen Sie Chancen, die Mannschaft in der Winterpause noch einmal zu verstärken, um den so wichtigen Klassenerhalt zu realisieren?
Ich stehe in einem regen Austausch mit unserer sportlichen Leitung, auch was die Struktur der Mannschaft betrifft. Trotzdem will ich zuerst den Jungs danken, die unter den derzeitigen Gegebenheiten jede Woche für Wacker und für Nordhausen auflaufen. Das Geld bleibt auch nach dem Insolvenzabschluss knapp und wir können keine großen Sprünge machen, aber wenn es möglich ist, werden wir uns noch verstärken. Wir haben ja auch jetzt schon mit Verletzungsausfällen zu tun, was die Spielerdecke noch dünner macht.

Was passiert in der Parkallee im Mai 2022, sollte das große Ziel nicht erreicht werden können?
Davon gehe ich selbstverständlich nicht aus und bin optimistisch, dass all jene, die zu Wacker stehen, dies mit allen Kräften verhindern werden. Doch selbst wenn wir es nicht schaffen die Klasse zu halten, wird es sportlich weiter gehen. Wir richten den Fokus auch jetzt schon auf eine gute Nachwuchsarbeit und das werden wir auf jeden Fall beibehalten. Doch, wie gesagt, ich bin fest davon überzeugt, dass wir im Mai über dem Strich stehen.
Olaf Schulze
Autor: osch

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