nnz-online
EIN GASTWIRT AUS DEM PITZTAL EMPFING GÄSTE AUS DEM SÜDHARZ

Die Freude war überschwänglich

Montag, 13. September 2021, 09:00 Uhr
Wir renovierten. Und hofften auf viele neue Gäste. Stattdessen kam Corona. Erdrückend die Ruhe. Monatelang. Da kommt plötzlich ein Bus aus dem Landkreis Nordhausen daher. An Bord 43 Personen. Am Steuer ein guter alter Bekannter. Für uns ein Segen...

Jochen Keitel vom gleichnamigen Unternehmen aus Hainrode (links) und Markus Kirschner, Hotelier in St. Leonhard im Pitztal, lernten sich 1993 kennen. Seitdem verbindet sich eine Geschäftspartnerschaft. (Foto: Kurt Frank) Jochen Keitel vom gleichnamigen Unternehmen aus Hainrode (links) und Markus Kirschner, Hotelier in St. Leonhard im Pitztal, lernten sich 1993 kennen. Seitdem verbindet sich eine Geschäftspartnerschaft. (Foto: Kurt Frank)
Die Freude war nicht gespielt. Mit überschwänglichen Worten begrüßte Markus Kirschner, Chef von Hotel-Pension in St. Leonhard im Pitztal, die Gäste aus dem Südharz. Mit dem guten alten Bekannten meinte er Jochen Keitel vom gleichnamigen Unternehmen aus Hainrode. Die Männer lernten sich 1993 kennen. Sie waren sich wohl auf Anhieb sympathisch, sind sie doch seitdem Geschäftspartner.

Der eine bringt Gäste ins Haus, der andere bemüht sich um ihr Wohlergehen. Für die Nordhäuser Landseniorinnen und -senioren erwies sich Kirschner als kundiger Reiseleiter. Bei den Tagestouren brachte er ihnen Land und Leute, Tradition, Brauchtum und Vereinsleben der Region nahe. Und erzählte Witze. Mitunter auch makabere. Was FKK in Tirol übersetzt bedeute, ließ er auch wissen: Fleisch, Kraut, Knödel!

Der Hotelier ist ein viel beschäftigter Mann. Er betreibt unter anderem eine Skiausleihe und einen Mini-Supermarkt als Nahversorger. Ihm mag die Pandemie nicht so hart getroffen haben. Markus, mit jedem Gast gleich auf Du und Du, engagiert sich gesellschaftlich rege im Vereinsleben. Vor allem aber hat er ein Herz für die bäuerlichen Betriebe, für den Erhalt der Naturschönheiten. Die Bauern seien es, die mit ihrem Vieh Verfilzungen der Wiesen vorbeugten, mit ihrer Arbeit erst das Landschaftsbild maßgebend prägten. Was wäre Tirol ohne sie?

Mit der Bäuerin Andrea Lechleitner aus Wenns hatte Kirschner eine zündende Idee. Sie vertritt die landwirtschaftlichen Betriebe, er den Tourismus der Region. Vor zwei Jahren hoben sie, unterstützt von Bund, Land und EU, den Verein „Pitztal Regional“ aus der Taufe. Man setzt auf Eigenvermarktung. Die Bürgermeister stehen hinter dem Anliegen: Die Bauern, die hervorragende Lebensmittel produzieren, sollen für ihr Schaffen auch belohnt werden und einen Mehrwert erhalten.

Funktionieren soll die Produktionskette vom Landwirt über den Verarbeitungs -und Veredlungsbetrieb bis zur Küche in den heimischen Tourismusbetrieben. „Pitztal Regional“ macht seitdem Furore. Landesweit. Auch in den Medien. Nutznießer sind Bauern, Tourismus und letztlich auch die Gäste. Bäuerin Andrea Lechleitner wie Hotelier Markus Kirschner wissen: Die Gäste, die nach Tirol kommen, schätzen das Naturerlebnis, die gepflegte Kulturlandschaft, aber auch Kulinarisches aus Topf und Pfanne, eben Produkte aus der Region.

Naturerlebnis. Die Frauen und Männer aus dem Südharz genossen es. Erhaben der Blick zu den Gipfeln der Gebirge, wenn am Morgen die Sonne sie rosarot bemalt, bevor ihre Strahlen das Tal erreichen, Dunst und Nebel verschwinden lassen. Pitztal - in guter Erinnerung bleibt besonders die Fahrt mit der Gondelbahn zum Riffelsee, der Besuch des Steinbockzentrums, die Vier-Pässe-Rundreise, die Einkehr im Gasthaus Geier-Wally mit den Erzählungen des Wirts über die berühmte Frau. Auch das, was Wirt Kirschner aus Topf und Pfanne bot.

Während die Leute an Bord bei der Bergauf und Bergabfahrt das beeindruckende Panorama der Landschaft in sich aufnahmen, leistete Jochen Keitel am Steuer Schwerstarbeit. Enge Kurven, Kehre an Kehre. Besonderes Augenmerk war geboten, blieb doch nur wenige Zentimeter Raum, wenn da plötzlich ein Laster entgegenkam. Doch der Kapitän meisterte alle Unwegsamkeiten mit Bravour.

Kirschner aus dem Pitztal und auch der „Flachländer“ Keitel lieben den Winter. Der eine wegen der vielen anreisenden Wintersportler, die Kohle in die Kasse bringen. Der andere der weißen Pracht wegen. Ihre 30-jährige Partnerschaft wollen sie 2023 gehörig feiern. Bis dahin, wünschen sich die Partner, sollen es noch viele weitere und stets zufriedene Gäste aus dem Landkreis Nordhausen sein, die bei Markus Kirschner einkehren.
Kurt Frank
Autor: psg

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de