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Wenn die 4. Welle ankommt

Alles im grünen Bereich?

Dienstag, 31. August 2021, 15:00 Uhr
Corona-Fälle im Landkreis Nordhausen nach Alter (Foto: Robert-Koch-Institut Survstat) Corona-Fälle im Landkreis Nordhausen nach Alter (Foto: Robert-Koch-Institut Survstat)
Die Ferien gehen ihrem Ende entgegen und mit dem neuen Schuljahr stehen der Herbst und mit ihm die Möglichkeit einer vierten Corona-Welle vor der Tür. Auch im Landkreis Nordhausen steigen die Zahlen langsam aber stetig wieder und es gibt neue Corona-Regeln…

23 Fälle auf 100.000 Einwohner weißt die 7-Tage-Inzidenz für den Kreis Nordhausen aktuell aus. Vor dem Sommer wären das geradezu glänzende Zahlen gewesen, jetzt sind die Werte eher ein Anzeichen dafür, dass es nach den Ferien wieder bergab gehen könnte. Die „Reiserückkehrer“ seien zuletzt kaum ein Problem gewesen, teilt das Landratsamt auf Anfrage mit, auch in den Kindergärten und Schulen gebe es (noch) keine Probleme. Lediglich einen größeren Cluster im „beruflichen Umfeld“ hatte man über die Ferienzeit registriert.

Im bundesweiten Trend stiegen die Zahlen jüngst deutlich, vor allem im Westen und Süden des Landes. In Nordrhein-Westfalen liegt die Inzidenz zur Zeit bei rund 127 und hier gingen die Ferien vor gut zwei Wochen zu Ende. Spitzenreiter ist Wuppertal mit 258 Fällen pro 100.000 Einwohner (Stand 30.08). Anders als zu Beginn der Pandemie sind es laut Robert-Koch-Institut nicht mehr die Älteren und Ältesten, die es „erwischt“ sondern vor allem Kinder zwischen fünf und 14 Jahren, gefolgt von der Altersklasse 15 bis 34. Der Umschwung hin zu den Jüngeren wird seit dem Februar zunehmend deutlich.

Ein naheliegender Grund könnten die Auswirkungen der Impfkampagne sein. Rund 80% der über 60jährigen sind den Daten des RKI zufolge inzwischen voll geimpft, im Bereich 12 bis 17 Jahre liegt die Quote dagegen bisher lediglich bei 19,6 Prozent. In der Gesamtbetrachtung liegt die bundesweite Impfquote damit bei rund 60 Prozent. Würde man im momentanen Tempo weiter impfen, würde es noch rund 117 Tage dauern, bis das „Impfziel“, also eine Impfquote von 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der ab 60-Jährigen, erreicht würde. Die gute Nachricht: die Hospitalisierungsraten sind deutlich niedriger als im Winter und Frühjahr. Deutschlandweit werden zur Zeit laut DIVI-Intensivregister 1.068 Covid-Fälle intensivmedizinisch behandelt. Das entspricht rund vier Prozent der vorhandenen Kapazitäten.

Für den Kreis Nordhausen gestaltet sich die Altersverteilung der Fälle in 2020 und 2021 wie folgt:

SARS-Coronavirus-2 (SARS-CoV-2, Isolat SARS-CoV-2/Italy-INMI1). Elektronenmikroskopie, Negativkontrastierung (PTA). Maßstab: 100 nm (Foto: Robert-Koch-Institut) SARS-Coronavirus-2 (SARS-CoV-2, Isolat SARS-CoV-2/Italy-INMI1). Elektronenmikroskopie, Negativkontrastierung (PTA). Maßstab: 100 nm (Foto: Robert-Koch-Institut)


Alles im „grünen“ Bereich
Was bedeutet das nun alles für den schulischen Neustart in der kommenden Woche? Nach ein paar seligen Wochen sommerlicher und mentaler Corona-Ruhe ist das gar nicht so leicht zu beantworten. Die Dinge liegen seit der letzten Aktualisierung der Thüringer Verordnungslage vor einer guten Woche etwas komplizierter. Die lehnt sich an die „Bundesnotbremse“ aus dem Frühjahr an, führt aber weitere Kennwerte ein, um die Corona-Lage vor Ort einzuschätzen. Entscheidend ist nun nicht mehr allein der Inzidenzwert als „Leitindikator“, sondern auch der „Schutzwert“ also die wöchentliche Hospitalisierungsrate im Kreis pro 100.000 Einwohner. Kennzahl Nummer drei ist der „Belastungswert“, also die Belegung der Intensivbetten im gesamten Freistaat. Aus den drei Werten ergeben sich vier Warnstufen von grün bis rot.

Auf der „Basisstufe“ grün gelten die allgemeinen Corona-Regeln und der etablierte „AHA“-Standard, also Abstand halten, Hygiene beachten und im Alltag Maske tragen. Außerdem wird es an den Schulen in den ersten zwei Wochen eine Testpflicht geben. Abgelöst wird die „Basisstufe“ durch die Warnstufe 1 (Gelb) wenn die Inzidenz auf über 35 steigt, der „Schutzwert bei 4 liegt und der Belastungswert 3 überschreitet. Überschreitet der Inzidenzwert und mindestens einer der beiden zusätzlichen Werte an drei aufeinanderfolgenden Tagen den jeweiligen maximal erlaubten Wert, geht die Region in die nächste Phase über.

Für „Gelb“ würde das etwa bedeuten, dass Einrichtungen wie Restaurants, Hotels und Fitnesstudios nur nach dem „3-G“ Modell zugänglich wären, als für Geimpfte, Genesene und Getestete. Zudem würde das Testangebot an den Schulen erweitert. Die Stufen Orange und Rot warten mit den bekannten Maßnahmen auf - Kontaktbeschränkungen, Testpflichten und Teilnehmerbeschränkungen für Veranstaltungen.

Erst wenn der „Leitindikator“, also die bekannte Inzidenz, an sieben aufeinanderfolgenden Tagen den Mindestwert einer Stufe unterschreitet, sinkt auch die „Ampel“ wieder in Richtung Grün.

Im Landkreis liegt die Inzidenz aktuell bei 23, der „Schutzwert“ bei 2,4 und der Thüringer „Belastungswert“ bei 1,1. Also: weiter Grün. Würde sich allein die Inzidenz mit dem Schulstart erhöhen, und das kann bei einem Bevölkerungsarmen Kreis bekanntermaßen schnell gehen, würde das nicht automatisch eine Erhöhung der Warnstufe nach sich ziehen. So zumindest die Theorie. Den Praxistest werden die kommenden zwei Wochen bringen, auch für das Landratsamt, dass die Vorgaben aus Erfurt umsetzen muss. Mit Maßnahmen die über diese hinausgehen ist eher nicht zu rechnen, auch wenn die Kreise diese Möglichkeit haben und zu Anfang der Pandemie auch nutzten, siehe Maskenpflicht in Nordhausen.

Auf den ersten Blick sind die ohnehin komplexen Corona-Regeln mit drei Werten, vier Stufen und unterschiedliche Folgen zum Schulstart damit noch einmal komplizierter geworden. Andererseits kann die Differenzierung das Bild der Gesamtlage vielleicht breiter fächern. Wer sich einen genaueren Überblick verschaffen will, kann das auf der Website des Gesundheitsministeriums tun. Die Verordnung im Wortlaut findet sich .
Autor: red

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