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Gewerkschaft ruft zum Warnstreik

Klemme-Belegschaft geht auf die Barrikaden

Montag, 02. August 2021, 04:30 Uhr
In den ostdeutschen Werken von Europas größten Tiefkühlbackwarenproduzenten ARYZTA bahnt sich eine Streikwelle an. Den Anfang machen die Beschäftigten des Thüringischen Standortes in Nordhausen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ruft am Montag früh zu einem ersten Warnstreik auf...

Streik vor dem Klemme-Werk in den Morgenstunden (Foto: Jens Löbel) Streik vor dem Klemme-Werk in den Morgenstunden (Foto: Jens Löbel)

Weitere Werke des Unternehmens sind in Eisleben (Sachsen-Anhalt) zu finden. Die Beschäftigten fordern einen Tarifvertrag für armutsfeste Löhne. Derzeit erhalten viele Beschäftigte für ihre anstrengende Arbeit in einem 3- oder 4 Schichtsystem nur einen Stundenlohn 10,81 Euro. Die Gewerkschaft NGG fordert die unterste Lohngruppe auf mindestens 13 Euro anzuheben und die anderen Lohngruppen ebenfalls entsprechend nach oben anzupassen.

„Wir brauchen Löhne, von denen die Beschäftigten heute und später im Alter nicht in Armut leben. Deshalb streiken die Kolleginnen und Kollegen. Es geht um Lohngerechtigkeit, Respekt und Anerkennung. Niedriglohn Ost muss endlich ein Auslaufmodell sein. 13 Euro Stundenlohn sind mindestens nötig, um aus dem Niedriglohn rauszukommen und später in der Rente nicht auf Sozialleistungen angewiesen zu sein“, sagt Gewerkschaftssekretär Alexandru Zidaru von der NGG.
Zidaru verweist darauf, dass in den westdeutschen Standorten des Unternehmens deutlich höhere Löhne gezahlt werden. Das muss auch an den Standorten in den neuen Bundesländern möglich sein, denn hier wird keine andere Arbeit geleistet. Zudem gibt es in den neuen Bundesländern für andere Backwarenproduzenten einen Flächentarifvertrag Brotindustrie Ost. Dort liegt die unterste Lohngruppe derzeit bei 13,40 Euro in der Stunde. Das will die Lebensmittelgewerkschaft NGG mit einem neuen Tarifvertrag auch für die ARYZTA-Werke in Eisleben und Nordhausen erreichen.

Der Warnstreik soll bis in die Nachmittagsstunden fortgeführt werden (Foto: Jens Löbel) Der Warnstreik soll bis in die Nachmittagsstunden fortgeführt werden (Foto: Jens Löbel)


Laut der Bundesagentur für Arbeit lag 2020 die bundesweite Niedriglohnschwelle für Vollzeitbeschäftigte bei 2.284 Euro im Monat. Das entspricht bei einer 40-Stunden-Woche einem Stundenlohn von etwa 13 Euro. Soviel sind auch nötig, um als Single bei Vollzeitarbeit eine Rente oberhalb der Grundsicherung zu erhalten.
Autor: red

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