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Neues Exponat im IFA-Museum

Der „ NORDHÄUSER“

Dienstag, 20. Juli 2021, 11:23 Uhr
In diesem Nordhäuser schwappt kein Doppelkorn, er benötigte viel mehr Diesel, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Seit 1927 lief der Motor namens „Nordhäuser“ in Munds Mühle an der Helme zwischen Hesserode und Kleinwechsungen...

v.l.n.r.: Kurt Bierwisch, Udo Kürbis, Wilfried Geiger, Heinz-Gerhard Mund (Foto: U. Emmelmann) v.l.n.r.: Kurt Bierwisch, Udo Kürbis, Wilfried Geiger, Heinz-Gerhard Mund (Foto: U. Emmelmann)

Er unterstützte den Mühlenbetrieb und sorgte als Antriebsaggregat zusätzlich zur Wasserkraft für Verlässlichkeit.

Jetzt steht der „Nordhäuser“ im IFA-Museum und zeigt, dass die Ursprünge des Motorenbaus in Nordhausen weiter zurück liegen als allgemein bekannt. Diese industrielle Vergangenheit für die nächsten Generationen zu bewahren, ist wichtigstes Ziel der Freunde im IFA-Museum Nordhausen.

Heinz-Gerhard Mund ist Seniorchef von „Munds Mühle“. Schon als Kind war er mit der Technik der Mühle vertraut. Und so ließ er den „Nordhäuser“ nicht verschrotten, sondern beließ ihn in der Mühle. Erst später fand er bei den Lanz-Bulldog-Freunde in Sundhausen eine neue Heimat. Dort fanden ihn die IFA-Freunde.

Die Tradition der Mühle reicht bis ins Jahr 1732 zurück. Angetrieben wurde die Mühle durch ein Wasserrad und später durch eine Dampfmaschine. 1927 investierte die Familie 80000 Goldmark und ersetzte die Dampfmaschine durch die 50 Pferdestärken einer Wasserturbine. Mund erzählt, dass sein Großvater Eduard damals über die Geschäftskontakte mit den Nordhäuser Gerlach-Werken AG und der Hans Winkler GmbH entschieden hatte, den stationären Dieselmotor als zusätzliche Antriebsquelle einzubauen.
Da das Mühlengehöft zu der Zeit noch keine Anbindung an das Stromnetz hatte, wurde die Wasserkraft der Helme in Kombination mit dem Diesel zur Elektroenergieerzeugung genutzt. Die Antriebskopplung zwischen Wasserturbine und Diesel hatte für die Startprozedur des Selbstzünders zudem einen willkommenen Nebeneffekt. Die sonst erforderliche, nicht unerhebliche Muskelkraft zum Anwerfen des Motors mittels Handkurbel wurde durch die Wasserturbine geleistet. Für die damalige Zeit und die technischen Möglichkeiten eine fortschrittliche Kombination zur Energiegewinnung.

Bis in die 1970er-Jahre leistete der kleine stationäre Zweitakter zuverlässig seine Dienste. Nach der Wende veränderten sich die Wirtschaftsverhältnisse. Sie brachten für den Traditions-Mühlenbetrieb neue Herausforderungen, aber auch neue Möglichkeiten. Der alte Diesel musste seinen Platz räumen. Dafür wurden Verkaufsräume für neue Handelssortimente geschaffen und der Mühlenbetrieb weiter aufrecht erhalten.
In Absprache mit allen Beteiligten ist der Motor „Nordhäuser“ nun Teil der Ausstellung im IFA-Museum. Zunächst wurde er von den ehrenamtlich Engagierten aufgefrischt und bekam im vergangenen Jahr einen repräsentativen Standplatz – (obwohl ihm seit seiner Außerdienststellung nicht nur der Zylinderkopf fehlt). Die Corona-Zeit nutzten die Vereinsmitglieder zudem, um weitere Erkenntnisse rund um den Neuzugang aus den 1920er-Jahren zu sammeln.

Darüber hinaus nehmen die Vereinsfreunde gerne weitere Informationen zum eisernen „Nordhäuser“ entgegen, um die Geschichte des Motorenbaus in Nordhausen noch weiter zu ergründen. Vor einigen Tagen besuchte Heinz-Gerhard Mund die Ausstellung in der Montaniastraße und überzeugte sich das sein Motor einen würdigen Platz gefunden hat.
Das Museum ist Dienstag bis Samstag 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Autor: red

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