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Entdeckt

Mehr als ein Eiscafé

Donnerstag, 24. Juni 2021, 10:00 Uhr
Vermutlich ist das Verona in der Nordhäuser Bahnhofstraße eine der besten, wenn nicht sogar die beste Adresse, wenn es in der Rolandstadt um gekühlte Köstlichkeiten geht. Doch beim genaueren Hinsehen ist es auch eine Sehenswürdigkeit und ein kleines Museum geworden. Wir haben uns umgesehen...

Auch die richtigen Früchte gehören in einen Becher (Foto: nnz) Auch die richtigen Früchte gehören in einen Becher (Foto: nnz)
Es ist kurz nach 8 Uhr, Sebastian Brehm schiebt einen Abfallcontainer mit gelben Deckel von der Bahnhofstraße in Richtung Hof. Ein freundlicher Händedruck und die Erklärung, dass er öfter mal, in solch einer ruhigen Stunde vor seinem "Verona" steht und überlegt, was man noch so alles verändern könne.

So etwa muss es wohl auch vor vier Jahren gewesen sein. Denn just in jenem Jahr wurde die Idee der Eisgrotte geboren, die "Selbstbedienungsabteilung" ging damals in Betrieb. Das Gebäude, in dem einst eine Bank zu finden war, übernahmen die Brehms und konnten nun endlich die Größe der Eisproduktion von 30 auf 300 Quadratmeter erweitern. Und eine Grotte bauen...

Die SB-Seite sollte - zusammen mit dem Lichthof - attraktiver werden. Stehende Aufenthaltsmöglichkeit für die Selbstbediener und so nebenbei Exponate der Speiseeisgeschichte aus "der Wand gucken" lassen. Das waren Idee und Plan. Die BOKU, die Softeismaschine aus der Sachswerfer Kältetechnik oder den einfachen Eiskübel, mit dem die Brehms schon vor der Enteignung das gekühlte Köstliche transportierten.

So wurde "früher" Eis produziert (Foto: nnz) So wurde "früher" Eis produziert (Foto: nnz)
Milchkannen hängen als Beleuchtung von der Decke, eine Zeitleiste muss noch eingebracht werden. Dann sei alles fertig, beschreibt es Sebastian Brehm, der auf die Eisgrotte ziemlich stolz ist.

Die Brehms haben die jüngsten Corona-Wellen mit ihren Lockdowns zwar genutzt, doch die Verluste der zurückliegenden Monate können nicht wieder aufgefangen werden. "Wir haben eben nur 90 Innensitzplätze und 100 Stühle auf der Bahnhofstraße, die besetzt werden können", sagt der "Eismacher" von aktuell 40 Sorten. Mal so nebenbei: Möglich zu produzieren wären zwischen 200 und 300 verschiedene Sorten.

Gemeinsam mit seiner Schwester Christiane managt Sebastian Brehm das Unternehmen, in dem zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind. Sie sind die dritte Generation der Eismacher, deren Geschichte einst in Großwechsungen begann. Sie ist so vielfältig wie das Land und die Menschen hier, die viele Umbrüche mitmachen mussten und auch wollten. So zum Beispiel wurde Sebastian in Staßfurt, in Sachsen Anhalt geboren... Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Die Eisgrotte gestaltete ein Künstler aus Röblingen am See in Sachsen Anhalt. (Foto: nnz) Die Eisgrotte gestaltete ein Künstler aus Röblingen am See in Sachsen Anhalt. (Foto: nnz)
Es ist mittlerweile kurz vor 9 Uhr, das Eiscafé Verona erwacht so langsam aber sicher zum Leben. Auch Sebastian Brehm muss weitermachen. Um 10 Uhr kommt sein 71 Jahre alter Vater, um in der Hochkonjunktur zu helfen.

Wer nicht nur das gekühlte Köstliche probieren, sondern mal auch historische Eistechnik anfassen will, der ist in der Bahnhofstraße natürlich willkommen. Mit ein wenig Glück hat der "Eismacher" vielleicht Zeit für einen Plausch.
Peter-Stefan Greiner
Autor: psg

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