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nnz-Reihe: Klimaschutz geht alle an / Teil 3:

Jeder Bissen zählt

Freitag, 18. Juni 2021, 10:42 Uhr
In unserer Reihe zum Klimaschutz vom Nordhäiuser Professor Viktor Wesselak und seiner Seminargruppe dreht sich heute alles um klimabewusste Ernährung...

Es gibt viele Möglichkeiten sich täglich für den Klimaschutz einzusetzen und einen Teil beizutragen. Neben dem Rad als Fortbewegungsmittel, ist der Esstisch eine weitere Option, den CO2-Fussabdruck zu verringern. Eine klimabewusste Ernährung, die den Fleischkonsum verringert und den Konsum von regionalen, saisonalen Lebensmitteln unterstützt, muss nicht unbedingt schlechter sein als der tägliche Thüringer Braten mit Klößen.

Die deutsche Durchschnittsperson könnte, durch eine radikale Ernährungsumstellung, den jährlichen ernährungsbedingten CO2-Abdruck halbieren. Eine weltweite Umstellung trägt erheblich dazu bei, wenn wir Umwelt und Klima auch für unsere Kinder und Enkelkinder schützen wollen.

Die Umstellung von fleischbetonter zu saisonaler, regionaler, veganer Kost ist durchaus radikal. Durch kulturelle Prägung ist Fleisch jedoch fester Bestandteil der Essgewohnheiten, welche sich gesamtgesellschaftlich nicht sofort verändern lassen.

Dabei ist eine radikale Ernährungsumstellung aber nicht der einzige Weg Treibhausgase zu reduzieren. Dem „nie wieder“ sind flexible Pläne vorzuziehen. Die Grafik zeigt gut, dass eine Ernährungsumstellung eine Reduktion der CO2-Äquivalente hervorruft. Je mehr auf die Ernährung geachtet wird, desto weniger Treibhausgase werden durch diese eigene emittiert.

Grafik (Foto: V.wesselak) Grafik (Foto: V.wesselak)


Ein gesunder Mittelweg, der auf Regionalität, Saisonalität und Fleischreduktion setzt, ist ein bewusster Schritt in Richtung klimabewusstere Ernährung. Bei einer rein pflanzlichen Ernährung könnte die landwirtschaftliche Nutzfläche in Zukunft um die Hälfte reduziert werden. Diese können anderweitig genutzt und z.B. für den Artenschutz eingesetzt werden. So kann man sich selbst fragen, wie oft Wurst zum Frühstück oder das Schnitzel in der Kantine wirklich sein muss. Denn wir entscheiden mit jeder Mahlzeit darüber, wie Lebensmittel produziert, wie viele Ressourcen dafür benötigt werden und woher diese stammen.

Wir Thüringer sind mit 132 Gramm Fleischkonsum pro Tag Deutschlands Spitzenreiter. Um unsere Fleischeslust zu stillen, werden rechnerisch jährlich ca. 1.000.000 Millionen Schweine allein für Thüringen geschlachtet, das meiste davon aus Massentierhaltung. Tierhaltung in Europa ist in hohem Maße von Importfuttermitteln abhängig. So werden dafür allein 2 Millionen Hektar Agrarfläche für den Anbau von Soja in Südamerika benutzt.

Die Nachfrage regelt den Markt, so kann mit unserer Unterstützung wieder eine lokal angepasste Tierhaltung erfolgen, welche nicht von Internationalem Handel abhängig ist und den Thüringer Braten so regional machen wie sein Name impliziert. Zudem werden in Europa nur 1 Prozent der Schweine ökologisch gehalten. Und jeder Nordhäuser weiß wie allein ein paar tausend konventionelle Schweine riechen können, nicht wahr?

Saisonalität ist jedem Kleingartenbesitzer bewusst und der Verzicht auf Lebensmittel außerhalb ihrer Saison klingt erstmal wieder nach Einschränkungen. Jedoch gibt es heute keinen Lebensmittelmangel mehr und es besteht die Möglichkeit leckeres regionales und saisonales Gemüse, das ganze Jahr über zu kaufen.

Durch eine bewusste Ernährung leisten wir einen großen Beitrag, sodass wir es selbst in der Hand haben! Jeder Bissen zählt und kann signifikant zum Klima- und Ressourcenschutz beitragen. Der WWF empfiehlt maximal 25 Prozent des Eiweißbedarfs durch tierische Produkte zu decken. Thüringen - wir schaffen das! Auch in der Grill-Saison! Wie wäre es also mit nur einem Steak, dazu Salate oder auch mal der Veggie-Wurst eine Chance geben?
Seminargruppe Nachhaltigkeit an der Hochschule Nordhausen
Autor: red

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