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Probleme mit der Briefzustellung und wie es weiter gehen kann

Nach geschickt kommt ungeschickt

Donnerstag, 03. Juni 2021, 10:05 Uhr
Wenn ein Brief 15 Tage vom Absender zum Empfänger braucht so ist das ärgerlich, kann aber einmal passieren. Wenn er aber nach dem Abstempeln in der Poststelle des privaten Beförderungsunternehmens zwei Wochen zum Adressaten benötigt, ist das ärgerlich. Wenn eine derartige Schneckenpost sich wiederholt und von frustrierten Postempfängern öffentlich beklagt wird, könnte es als ungeschickt bezeichnet werden…


Die FUNKE Post GmbH ist ein Tochterunternehmen der FUNKE Logistik im Konzern FUNKE Medien und ein Komplettdienstleister für alles rund um das Thema Postversand. Im letzten Jahr übernahm dieser Dienstleister alle Nordhäuser Kunden der Firma DAZ, die 2019 in der Funke Mediengruppe aufging. Beim Einstieg in bestehende Verträge wurde versprochen: „Wir erarbeiten gemeinsam mit unseren Kunden gemeinsam Lösungen für den Versand von Brief- und Paketsendungen sowie Kurierdienstleistungen. Dabei unterstützen wir auf Wunsch bereits bei der Briefherstellung durch unseren hauseigenen Lettershop, holen die Sendungen bei unseren Kunden ab und stellen sie selbst bzw. mit unseren leistungsstarken Partnern deutschland- sowie weltweit zu. Unser Ziel ist es, dass Versender und Empfänger sagen: FUNKE Post – mehr als geschickt.“ So heißt es selbstbewusst auf der Internetseite der Firma.

Der nnz liegen aber jetzt Dokumente vor, die belegen, dass Nordhäuser Bürger in mehreren Fällen Briefe von Institutionen wie Jobcenter und Landratsamt erst nach Ablauf der darin angezeigten Terminfristen erhielten, was zu Verstimmungen auf beiden Seiten führte. Das Landratsamt Nordhausen arbeitete bereits viele Jahre mit der DAZ, dem Vorgänger der FUNKE Post zusammen. Die Pressestelle des Landkreises schrieb uns dazu auf Anfrage: „Seit der Übernahme der DAZ durch Funke Post sind auch der Landkreisverwaltung die Probleme in der Zustellung bekannt und es erfolgten dazu bereits mehrfach Rücksprachen mit Funke Post. Dem Landkreis wurden nach betriebsinternen Anpassungen in den Organisationsabläufen bei FUNKE Post Verbesserungen insbesondere in der Dauer der Zustellung zugesichert.“

Im konkreten Falle eines Schreibens des Amtes vom 10.Mai, das am 11.Mai von der FUNKE Post abgestempelt wurde, kamen die Verbesserungen „betriebsinterner Anpassungen“ allerdings noch nicht zum Tragen. Jedenfalls nicht zum zügigen Post austragen. Der Brief landete am 25. Mai beim Adressaten im Briefkasten.

Im Nordhäuser Landratsamt scheint die Geduld mit dem säumigen Postzusteller indes begrenzt zu sein. Pressesprecherin Jessica Piper ließ uns wissen, dass der Landkreis „intern die Vertragskonstellation und einen möglichen Wechsel zu einem anderen Zustelldienst prüft, falls es weiterhin zu Problemen bei der Zustellung kommen sollte.“

Auf unsere Anfrage bei FUNKE Post, ob dort Beschwerden wegen verspäteter Zustellungen eingegangen seien antworte uns das Unternehmen: „Bedingt durch den massiven Hackerangriff auf die gesamte Infrastruktur der FUNKE Mediengruppe im Dezember 2020 kam es auch bei der Briefzustellung zu teils erheblichen Einschränkungen. Parallel dazu musste am Standort Alach in der zentralen Produktion eine hochmoderne neue Sortiermaschine in Betrieb genommen werden, was ohne funktionierende IT eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Die bei FUNKE Post übliche Qualitätssicherung war in dieser Zeit leider nur eingeschränkt möglich. Es wurde und wird aber jeder einzelnen Reklamation intensiv nachgegangen, um die Ursache zu klären. Parallel senden wir bis heute in die Zustellgebiete fortlaufend Testsendungen, um Problemfelder aufzudecken und abzustellen.“

Und die Dienstleister betonen ausdrücklich, dass „Laufzeiten von bis zu 14 Tagen für uns vollkommen inakzeptabel“ seien. Für die Zukunft sieht sich die FUNKE Post jedoch gerüstet und hält fest, „dass hier eine Verkettung von außergewöhnlichen Umständen zusammengekommen ist, die es üblicherweise in dieser Konstellation und diesem Umfang so nicht gibt. Im Kontext der Cyberattacke und des Wiederaufbaus der technischen Infrastruktur wurden etliche Maßnahmen ergriffen und umgesetzt, die die Resilienz der FUNKE Mediengruppe gegen und die Reaktionsfähigkeit auf Cyberangriffe deutlich erhöhen. Bei der FUNKE Post selbst werden Produktion und Zustellung nun auch systembasiert wieder eng begleitet, um Problemstellungen schnell aufzudecken. Hierfür nutzen wir zusätzlich zu unserem eigenen Analyse- und Prozessmonitoring in Zusammenarbeit mit einem zertifizierten Dienstleister strukturiert sowohl „normale“ Testbriefe als auch Sendungen mit GPS-Trackern für die Überprüfung aller logistischen Prozesse.“

Besserung ist also in Aussicht und die Nordhäuser Postempfänger müssen nicht mehr wochenlang auf ihre Briefe warten. Wobei es auch nicht die Regel war oder ist, dass die Briefe so lange unterwegs sind. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass ein über die FUNKE Post verschicktes Schreiben nach zwei Werktagen angekommen ist.
Olaf Schulze
Autor: osch

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