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Nnz-Forumsbeitrag von Wolfgang Jörgens

Die vierte Dimension des Antisemitismus

Sonnabend, 15. Mai 2021, 18:34 Uhr
Nach dem Brandanschlag am Nordhäuser Rathaus diskutieren nnz-Leser die Vorkommnisse und schildern ihre Sicht der Dinge. Unsere Leser Wolfgang Jörgens knüpft in seinem Beitrag an Arndt Schelenhaus' Worte an...

Blick vom Ölberg auf Jerusalem (Foto: W.Jörgens) Blick vom Ölberg auf Jerusalem (Foto: W.Jörgens)

Es liegt mir in diesem meinem Beitrag sehr fern auf Konflikte einzugehen, die aus Glaubensfragen resultieren. Diese "Analyse" soll Wissenschftlern vorbehalten bleiben, die alle möglichen Kausalitäten der daraus erwachsenen Probleme möglichst objektiv vermitteln mögen. Wobei, wie kann es anders sein auch hierin ein gewisser Subjektivismus nicht auszuschließen ist. Aber, "der Glaube kann Berge versetzen", so sagt man im Volksmund, oder auch Hass und Kriege als Konsequens bedeuten.

Also, was meine ich in Anlehnung an den Beitrag von Herrn Schelenhaus "Die drei Dimensionen des Antisemitismus" damit, dem ich hiermit eine "vierte Dimension" hinzufügen möchte, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben? Die sehr subjektive Erkenntnis kam mir anlässlich einer touristischen Reise nach Jerusalem gemeinsam mit meiner Frau im Jahr 2018. Nach der Landung auf dem Airport Tel Aviv ging es per Bus mit Deutsch/Israelischer Reisebegleitung bis zum See Genezareth mit Blick auf die "Golanhöhen", über Caesarea,Hafenstadt Heifa, Nazareth, dem Besuch eines Israelischen Kibbuz, durch die Westbank [Westjordanland-ca.2,4 Millionen Bewohner. Davon ca. 83 Prozent Palästinenser und 17 Prozent Juden] nach Jerusalem. Unsere optischen- und persönlichen Eindrücke waren überwältigend. Angefangen von dem sehr hohen Sicherheitsstandart bei der Einreise über die landschftlichen Schönheiten, bis hin zu den erkennbaren kulurellen Unterschieden in den verschiedenen "politischen Regionen".

Hier war besonders auffallend die "Westbank", wo man das scheinbar geringe Interess an öffentlicher Ordnung und Sauberkeit nicht besonders einladend empfand. Eine Mentalitätsfrage? Was sehr deutlich erkennbar für den Tourist war, die Ordnung und Sauberkeit und die "blühenden Landschaften" in den von Juden besiedelten und bewirtschafteten Regionen, trotz des herrschenden Wassermangels im ganzen Land. Ideen muss man haben, an diese Ideen glauben und sie im Interesse des gesamten Volkes umsetzen. Wie das funktioniert, auch das konnten wir vor Ort erleben. Ausgeklügelte Bewässerungsmethoden, Optimale Restverwertung von Abwässern, optimale Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse der Universitäten im Land, deren Ergebnisse als Software in der ganzen Welt verkauft werden.

Wir konnten bei unserer Reise ein fleißiges-, freundliches Volk erleben. Natürlich gab es auch gewisse "Schattenseiten", die man in Jerusalem sehen konnte. Auch hier gibt es Menschen, die sich in den sozialen Hängematten des Landes recht wohl fühlen. Übrigens, wie auch bei uns. Woraus erwächst nun, so unsere Frage die wir uns während der Reise und auch heute gestellt haben und stellen, der andauernde Konflikt? Und hier möchte ich auf die "vierte Dimension" kommen. Ich nenne sie einfach "NEID auf das Errungene und Geschaffene im Land Jerusalem".

Aber, so ein bekanntes Sprichwort, "Neid musst du dir hart erarbeiten, Mitleid wird dir geschenkt". Das ist möglicherweise menschlich, auch in unserer heutigen sehr dynamischen Zeit. Die harte Arbeit des jüdischen Volkes ein Leben in Würde und Anerkennung führen zu können, wird sehr anschaulich in dem Buch "Haddsch-Eine arabische Passion" von Leon Uris auf 543 Seiten beschrieben. [Kindler Verlag GmbH, München]. Kausalitäten zu unserem aktuellen Erleben wärend unserer Israelreise sind unverkennbar. Auf der eine Seite harte Arbeit das Leben erträglich und schön zu gestalten und auf der anderen Seite eine gewisse Gleichgültigkeit die sich lt. "Haddsch-Seite 346" wie folgt als Dialog zwischen einem Palästinenser und einem Israeli darstellt; das im Jahr 1949!!: " Unter uns befanden sich Handwerker. Es gab Zimmerleute, Kupferschmiede, Schumacher, Weber. Auch ein paar Lehrer und Kaufleute waren dabei.Doch wir taten nichts. Wir pflanzten keinen einzigen Baum, keine einzige Blume. Wir eröffneten keine Schule. Wir sorgten nicht für Ordnung. Wir suchten kein fruchtbares Land, um es zu bebauen. Wir unternahmen keinen Versuch,ein Gewerbe zu gründen. Wir beseitigten nicht einmal unseren eigenen Müll. Wir moderten und beklagten uns darüber. Wir gaben den Juden die Schuld. Wir gaben uns vollkommen dem Selbstmitleid hin. Wir warteten darauf, daß die Welt, die uns unserer Ansicht nach alles schuldete, uns rettete, denn wir waren unfähig, uns selbst zu retten."

Blick auf den See Genezareth mit blühender Landschaft. Im Hintergrund die Golanhöhen. (Foto: W.Jörgens) Blick auf den See Genezareth mit blühender Landschaft. Im Hintergrund die Golanhöhen. (Foto: W.Jörgens)

Festzustellen bleibt hier, dass das, was die Palästinenser in Ihrer Region nicht vollbracht haben, aus welchen Gründen auch immer, die Juden mit harter Arbeit und Fleiß verwirklichten und dadurch eine blühende Landschaft schufen. Es ist nur verständlich, dass Sie sich das von niemandem mehr nehmen lassen werden.

Möge der derzeitige Konflikt durch kluge Köpfe zeitnah beendet werden. Und jeder, der dazu neigt voreilig Schlussfolgerungen zu ziehen, möge sich mit den tatsächlichen Gegebenheiten und mit der Geschichte vertraut machen. Wir haben es mit unserer Reise nach Israel in 2018 versucht. Unser Blickwinkel, auch auf die aktuellen Ereignisse in Nordhausen und darüber hinaus, hat sich geweitet und ist klarer geworden.
Möge Frieden das Hauptaugenmerk der handelnden Personen bestimmen.
Wolfgang Jörgens
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Autor: red

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