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Besser zusammen

Mittwoch, 21. April 2021, 16:00 Uhr
Jeanette Goedecke wird sich am Sonntag für die CDU dem Votum der Wähler stellen, wenn die entscheiden, wie die zukünftige Besetzung des Landratsamtes aussehen wird. Wir haben mit der Kandidatin über das gesprochen, wo aus ihrer Sicht der Schuh im Landkreis drückt und was sie als Landrätin gerne anpacken würde…

Die Landratskandidatin der CDU, Jeanette Goedecke (Foto: agl) Die Landratskandidatin der CDU, Jeanette Goedecke (Foto: agl)


Jeanette Goedecke ist 43 Jahre alt, gelernte Bankkauffrau, Mutter einer Teenagerin und politisch seit 2005 in der Nordhäuser CDU beheimatet. Am kommenden Sonntag wird sie sich für die Christdemokraten in die Landratswahl begeben. Wir haben mit der Kandidatin über die Dinge gesprochen, die sie gerne im Landkreis anpacken würde.

nnz: Frau Goedecke, Sie sind zur Zeit eine vielbeschäftigte Frau, ihre CDU scheint sie geradezu in einen Wahlkampf-Sprint zu schicken.

Jeanette Goedecke Ja, im Moment jagt ein Termin den anderen. Der Wahlkampf findet in Corona-Zeiten allerdings vor allem in Kleingruppen vor Ort statt und das hat auch seine guten Seiten. Das ist deutlich intensiver und man kommt eher mit den Leuten ins Gespräch.

nnz:Es sind nicht ihre ersten Wahlkampferfahrungen, sie sind schon seit einiger Zeit in der lokalen Politik aktiv. Wie sind Sie dazu gekommen, sich politisch zu engagieren?

Goedecke: Das hat 2004 angefangen, mit Dingen, die uns damals in Niedersachswerfen nicht gefallen haben. Das waren so Kleinigkeiten wie der Umstand das es damals keinen Weihnachtsmarkt oder nicht genügend Sitzgelegenheiten wie Bänke im Ort gab.

nnz: Damals haben Sie noch als Parteilose auf der Liste der CDU kandidiert, ein Jahr später sind Sie dann in die Partei eingetreten, sind inzwischen stellvertretende Kreisvorsitzende, haben für den Kreistag kandidiert und waren erste Beigeordnete in Niedersachswerfen. Was hat Sie dazu gebracht am politischen Ball zu bleiben?

Goedecke: Ich gebe selten auf und ich glaube an die Sache, auch wenn es nicht immer einfach ist und ich damals lernen musste, dass es viele bürokratische Hürden zu überwinden gibt, wenn man etwas auf den Weg bringen will. Aber ich habe auch gemerkt, dass ich Spaß an der Arbeit habe. Ich trage gerne Verantwortung für Menschen, baue gerne Neues auf und das ist Teil der politischen Arbeit.

nnz: Wenn Sie am Sonntag zur Landrätin gewählt würden, was wären drei Dinge, die Sie als erstes anpacken würden?

Goedecke: Das ist in diesen Zeiten gar nicht so leicht zu beantworten. Ich denke erst einmal müssen wir mit der Corona-Situation umgehen können und sehen, wie wir mit dem Virus leben können. Da hilft es zum Beispiel nicht, wenn die Schulen testen sollen, aber gar nicht genügend Tests vorhanden sind. Davon abgesehen halte ich es für dringend nötig, dass wir den Sanierungsstau an den Schulen abarbeiten. Der Stand der Dinge ist da zum Teil sehr unterschiedlich. Wenn man etwa nach Wolkramshausen schaut, dann sieht man eine gut ausgebaute Schule. In Niedersachswerfen fehlt es hingegen noch an allen Ecken und Enden. Und zur Sanierung müsste dringend eine moderne technische Ausstattung gehören, auch mit Blick auf den Infektionsschutz, etwa durch Luftfilteranlagen. Für die Kinder- und Jugendlichen des Kreises würde ich gerne eine zentrale Anlaufstelle im Landratsamt schaffen, ein Kinder- und Jugendbüro. Die jungen Leute brauchen Unterstützung, gerade jetzt. Wenn wir die Bemühungen der Kommunen an einer festen Anlaufstelle bündeln können, dann signalisiert das auch Zuverlässigkeit. Wichtig wäre mir dabei, dass hier auch das Demokratieverständnis gefördert wird und die Möglichkeit besteht, Kommunalpolitik kennen zu lernen. Der wichtigste Punkt ist aber denke ich, dass wir uns alle wieder vertragen.

nnz:Sie spielen auf die Rangeleien zwischen Rathaus und Landratsamt an?

Goedecke: Ich gehe auf jeden zu und habe keine Berührungsängste. Ich habe mich auch mit dem Oberbürgermeister getroffen und wir hatten einen guten Austausch. Ich denke wir haben gerade, alle miteinander, viel Stress und da braucht es Ruhe und Besonnenheit in der Politik. In Richtung Erfurt und Berlin muss sicher auch einmal Druck aufbauen und die Region vertreten. Was wir nicht gebrauchen können, sind Nebenkriegsschauplätze. Man kann sich ärgern, aber am Ende muss man sich einigen können, um gemeinsame Wege zu finden. Dieser Zusammenhalt gibt uns Energie, mit der wir viele Dinge verbessern könnten.

nnz: Gerade mit Blick auf das liebe Geld, ganz konkret die Kreis- und Schulumlage, hat es in den letzten Jahren immer wieder Streitigkeiten zwischen dem Kreis und seinen Kommunen gegeben, wo sehen Sie da Möglichkeiten für mehr Zusammenhalt?

Goedecke: Die Kommunen darf man finanziell nicht zu stark unter Druck setzen, das führt nur zu Handlungsunfähigkeit. Wenn man Wege findet, sich zu einigen, gibt es weniger Streit. Und es gibt Bereiche, in denen gemeinsames handeln nötig und förderlich wäre, etwa in Sachen kommunaler Wirtschaftsförderung. Man kann hier gute Dinge ins Laufen bringen, schon mit kleinen Projekten, etwa in dem man online zentral für regionale Produkte wirbt und die Erzeuger vorstellt.

nnz: In der bisher eher schleppenden touristischen Entwicklung des Kreises wurde in den letzten Jahren noch Potential gesehen. Wie würden Sie mit dem Thema umgehen?

Goedecke: Die bestehenden Projekte sind sicher nutzbringend und ich freue mich das die Rothesütter ihr Hexenreich kriegen, ich würde mich aber eher für kleinere Naherholungsgebiete einsetzen, wie das Teichtal bei Hainrode. Es muss nicht immer nur der Harz sein, man sollte auch auf die Hainleite blicken und es müssen auch nicht immer die Millionenbeträge sein. Fördermittelakquise ist zwar wichtig und es gibt viele Töpfe aus denen man schöpfen kann und muss, aber es gibt auch Punkte an denen man zusehen sollte, dass man alleine, aus eigener Kraft zurecht kommt. Das Teichtal ist da ein gutes Beispiel. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde ließe sich hier sicher ein Mehrwert schaffen.

nnz: Ein anderes Thema, dass dieser Tage wieder hoch im Kurs steht ist die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs, speziell der Nordhäuser Straßenbahn. Die Abgabe an den Landkreis steht im Raum. Wie sehen Sie die Angelegenheit?

Goedecke: Als Bürgerin einer Gemeinde denke ich dass es gute Gründe gibt, die Hoheit über den eigenen ÖPNV nicht abzugeben. Ich sehe aber auch, dass der Kreistag und das Landratsamt hier, naturgemäß, sicher andere Prioritäten hätten. Die Entscheidung liegt letztlich bei den Nordhäuser Stadträten und deren Beschluss wird man abwarten müssen.

nnz: Frau Goedecke, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Angelo Glashagel
Autor: red

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