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Starkes Polizeiaufgebot sichert Umzug in Nordhausern ab

Spaziergang mit Umwegen

Sonnabend, 17. April 2021, 18:51 Uhr
Zum vierten Male trafen sich am Nachmittag auf dem Nordhäuser August-Bebel-Platz über einhundert Menschen zu einem gemeinsamen Spaziergang. Obwohl der eigentlich direkt zum Rathaus und wieder zurück führen sollte, gab es heute eine kleine Stadtführung für ortsfremde Polizisten …

Die Spaziergänger gingen heute überraschend auch durch  die Lindenstraße (Foto: oas) Die Spaziergänger gingen heute überraschend auch durch die Lindenstraße (Foto: oas)


Pünktlich 15 Uhr verkündete der Polizeisprecher wie jeden Samstag per Lautsprecheranlage, dass der Spaziergang heute als Demonstrationszug gelte und von den Teilnehmern Mund-Nasen-Schutz zu tragen sei sowie ein Mindedstabstand eingehalten werden müsse. Als Begründung dafür galten die selbst gebastelten Plakate, die einige Spaziergänger mitführten.

Der Zug setzte sich dann aber doch ohne Masken und Abstand in Bewegung und nahm überraschend den Weg in Richtung Taschenberg, anstatt die Töpferstraße entlang, wie von der Polizei und dem Ordnungsamt zuvor vorgegeben wurde. Schon an der Blödaustraße wurden die gut 120 Personen aller Altersgruppen von einem Polizeikordon aufgehalten, machten daraufhin kehrt und bogen in die Weberstraße, wo sie das nächste Polizeihindernis zum Abbiegen in die Lindenstraße bewegte. Von dort ging es an den Polizisten vorbei wieder auf den Taschenberg und dann endlich Richtung Rathaus.

Wie schon bei den letzten Veranstaltungen dieser Art schwankte die Teilnehmerzahl beständig, auffällig war aber, dass viele junge Leute und auch Kinder mit unterwegs waren. Die Polizisten eskortierten jederzeit präsent den Marschzug, griffen aber auch dann nicht ein, wenn der mal eine kleine verschnaufpause eingelegte. Gegendemonstranten mit professionell gefertigten Plakaten und Transparenten gab es heute keine, so dass von dieser Seite keine Eskalation der Lage drohte. Außer einigen Wortgefechten mit den Beamten wegen eines Fotografen, von dem sich einige Demonstranten belästigt fühlten, gab es bis zur Rückkehr keine nennenswerten Vorkommnisse.

Als der Spaziergang sich seinem Ende näherte und der Bebelplatz schon greifbar nahe war, zog die Menge jedoch durch die Promenade und ging zum Hagen, von dort aus durch die Altstadt und schließlich die Wassertreppe hinab. Die Polizei wollte und konnte - wohl auch wegen des für Fahrzeuge schwierig zu befahrenden Weges - den Zug nicht aufhalten und so spazierten die Leute schließlich wieder zur Rautenstraße und gingen von dort aus auf die Töpferstraße zurück zum Ausgangspunkt. Dort verharrten viele von ihnen wie schon in den letzten Wochen auf dem Platz und ließen sich mehrmals bitten, nun doch nach Hause zu gehen, da der Spaziergang beendet sei. Leider kam es dabei wieder zu einer unschönen, aber filmreifen „Feststellung der Personalien“, als ein Trupp von fünf jungen Polizisten sich auf einen Mann stürzte, der seine Papiere nicht zeigen wollte.

Mehrere Eltern kamen mit ihren Kindern um gegen die Maskenpflicht zu demonstrieren (Foto: oas) Mehrere Eltern kamen mit ihren Kindern um gegen die Maskenpflicht zu demonstrieren (Foto: oas)


In der Folge verstreuten sich die Spaziergänger nur sehr langsam und standen in kleinen Grüppchen zusammen. Die Ordnungskräfte schritten nicht weiter ein, nahmen aber Personalien auf.

Inzwischen existiert auch eine Darstellung aus Sicht der Polizei, die sie hier nachlesen können. Auch am nächsten Samstag wird es vermutlich keinen Organisator der Veranstaltung geben, die dann nicht als Demonstration angemeldet wird und deshalb rechtlich nicht als solche behandelt werden kann. Bleibt zu hoffen, dass es wieder so friedlich zugeht wie heute über weite Strecken.
Olaf Schulze
Autor: osch

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