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Nur ein Spiel der Farben?

Montag, 12. April 2021, 10:00 Uhr
Corona, Pandemie, Covid19 - all diese Wörter beherrschen neben zahlreichen "Verwandten" seit nunmehr 15 Monaten die Schlagzeilen der Medien. Mitunter sind verschiedene Interpretationen zu erheischen, manchmal wird aber auch versucht zu manipulieren...


Wer als Journalist von sich behauptet, er sei hundertprozentig objektiv, der hat vermutlich schon das erste Mal an diesem Tag nicht die Wahrheit gesagt oder geschrieben. Ein wenig "Ich", ein wenig Sympathie oder Antipathie steckt in mir und all meinen Kollegen.

Das ist vielleicht auch gut so, denn noch beherrschen Nullen und Einsen nicht das vollständige Leben, auch nicht das in den Redaktionen in diesem Lande. Wenn das so wäre, dann wäre es mit der Vielfalt vorbei. Auch bei uns, den Medien - den "Kleinen" und den "Großen". Wir als die Rezipienten, also die Leser, Hörer oder Zuschauer können uns also aussuchen, wer, was und wie als Nachricht aufbereitet, verarbeitet, Prozesse und Entwicklungen mit Betrachtungen und Kommentaren flankiert.

Das Netz macht es möglich, dass sich die Zahl der zur Verfügung stehenden Medien im zurückliegenden Jahrzehnt um ein Vielfaches vergrößert hat. Die Konsumenten haben also die sprichwörtliche Qual der Wahl, die nicht immer leicht ist und nicht einfacher werden wird.

Der größte Gewinn der Vielfalt ist jedoch die gewachsene Zahl der Möglichkeiten, sich Informationen zu "holen". Jeder Nutzer dieser neuen Medien hinterlässt einen oder mehrere Klicks. Und zwar nicht mehr da, wo er oder sie es gewohnt waren - zum Beispiel bei den Öffentlich-Rechtlichen und den (schöner neuer Begriff) systemrelevanten Medien, sondern bei den Neuen.

Ein solches Medium sind zum Beispiel "Tichys Einblicke". Die gefallen nicht allen politischen Lagern, aber an der Seriosität eines Roland Tichy sollte wohl kaum gezweifelt werden. Man kann sich die Arbeitsvita des Mannes ja mal ansatzweise durchlesen.

Jüngst veröffentlichten die TE eine Form der Manipulierung, die wir Ihnen hier nicht vorenthalten wollen. Es geht um den Instagram-Kanal der Tagesschau. Dort wurden in einem Abstand von knapp drei Wochen Landkarten mit der Sieben-Tage-Inzedenz von Deutschland veröffentlicht. Die erste datiert auf den 17. März 2021, die andere ist vom 9. April 2021. Beide zeigen ein und das selbe Land. Was unterschiedlich ist, das ist die Farbe, die auf einer unterschiedlichen Legende beruht. Während beim 17. März die Inzidenz bis 500 dunkelrot dargestellt wird, wird des in der Grafik vom 9. April bereits über 200 schon tiefrot. Das ist die letzte Abstufung.

Nun könnte man annehmen, dass diese Farbänderung vielleicht auf einen anderen Grafiker schließen könnte, doch so einfach ist es nicht. In der Grafik der vergangenen Woche leuchtet das Dunkelrot so gefährlich, dass man sich eigentlich Zuhause einschließen und den Schlüssel wegwerfen möchte. Denn die Farbe Rot ist nicht nur die Farbe des kraftvollen Willens oder der Liebe, sondern die der Warnung. Zum Beispiel im Straßenverkehr oder bei ähnlichen Hinweisen. Deutsche Hinweis- und Verkehrsschilder haben im Wesentlichen vier Farben: Neben Rot und Grün noch Gelb und Blau. Rot symbolisiert durch seine Farbwirkung fast ausschließlich Verbote und Gefahren: etwa „Durchfahrt verboten“, „STOP“ und Vorfahrt gewähren.

Und so wird aus diesen verschiedenen Grafiken nicht ein einfaches Wechseln der Farben, sondern die bewusste Steuerung hin zur Wahrnehmung von erhöhten Gefahren. Ist das schon Manipulation? Die Farbgebung allein vielleicht nicht, aber die Verschiebung der Grenzwerte der Farben vielleicht schon. Nach der Motivation kann durchaus gefragt werden. Die Antwort wird man nicht in den systemrelevanten Medien, sondern bei Medien finden, die von Roland Tichy, Henryk M. Broder, Alexander Wendt, Wolfgang Röhl, Rainer Bonhorst oder vielen anderen, gestaltet und verantwortet werden. Das muss nicht jedermanns Geschmack sein, aber sie alle zusammen sind der entscheidende Vorteil der neuen Medienwelt - sie schaffen die Vielfalt und in Krisenzeiten wie dieser einen Gegenpol.
Peter-Stefan Greiner
Autor: psg

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