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Zum Spaziergang kamen weniger Leute als in der Vorwoche

Keine Großdemo in Nordhausen

Sonnabend, 03. April 2021, 17:30 Uhr
Deutlich weniger Teilnehmer als am vergangenen Samstag fanden sich heute auf dem Nordhäuser August-Bebel-Platz ein, um mit einem Osterspaziergang gegen die Corona-Politik der Regierenden zu protestieren. Dafür waren aber heute Gegendemonstranten gekommen …

Zug der "Osterspaziergänger" heute Nachmittag in Nordhausen (Foto: oas) Zug der "Osterspaziergänger" heute Nachmittag in Nordhausen (Foto: oas)


Per Polizeilautsprecher wurde den Anwesenden kurz nach 15 Uhr die genehmigte Route ihres heutigen Spaziergangs verkündet, die wieder über die Töpferstraße zum Marktplatz und von dort durch die Kranichstraße zurück zum Ausgangspunkt führen sollte. Gut 130 Menschen machten sich auf den Weg, im Streckenverlauf veränderte sich die Teilnehmerzahl immer mal wieder, was man dann wohl einen „asymmetrischen Verlauf“ nennen kann. Ob ähnlich viele Polizisten im Einsatz waren, wollten uns die Beamten auf nachfrage nicht verraten; wahrscheinlich waren es aber einige weniger.

Kurz hinter der Töpfertorkaufhalle wartete auf den Aufzug schon eine Gruppe von Gegendemonstranten, deren Plakate deutlich größer waren als die wenigen von den Spaziergängern mitgeführten. Bei genauer Augenscheinnahme dieser Transparente konnten die Protestierenden lernen, dass es zwar eine gegenderte Form des maskulinen Wortes „Schwurbler“ gibt - das sind die „Schwurbler*innen“ - aber keine vom Kampfbegriff „Fascho“. Da musste der einfache Plural mit einem angehängten s ausreichen.

Jedoch kümmerten sich die Spaziergänger nicht um die Gegendemonstranten, die von den ausreichend vorhandenen Polizeibeamten abgeschirmt wurden. Der Einsatz der Ordnungskräfte war über die ganze Zeit der genehmigten Versammlung sehr zurückhaltend und deeskalierend angelegt. Auch wenn der Protestzug kleinere Pausen einlegte und nicht - wie ursprünglich gefordert - immer in Bewegung blieb, hielt sich die Polizei dezent im Hintergrund und wartete geduldig, bis es wieder weiterging. So erreichten die Protestierenden schließlich nach gut dreißig Minuten wieder ihren Ausgangspunkt. Ihrer Aufforderung an die unterwegs am Straßenrand stehende und zuschauende Menge, sich doch einzureihen, wurde jedoch kein Gehör geschenkt.

Gegendemonstarnten werden von der Polizei abgeschirmt (Foto: oas) Gegendemonstarnten werden von der Polizei abgeschirmt (Foto: oas)


Am Rande des Umzuges befragte die nnz verschiedene Teilnehmer nach ihrer Motivation, diesen Protest-Spaziergang zu unterstützen. Eine junge Mutter erzählte uns, sie gehe für ihre Kinder auf die Straße, um gegen einen Testzwang, gegen die Schulschliessungen und gegen das Maskentragen in Kindereinrichtungen zu protestieren. Ihr missfällt, dass die Großeltern nicht besucht werden dürfen und sie will verhindern helfen, dass Kinderrechte nichts mehr wert sind.

Ronny K. aus Nordhausen ist 39 Jahre alt und sagte der nnz: „Sämtliche Freiheiten wurden uns auf unbestimmte Zeit genommen, sogar die Freiheit zu erkranken ohne dafür bestraft zu werden.“ Besonders stört ihn der Wegfall der Freizügigkeit, die Schließung fast aller Läden und Lokale. Er befürchtet einen bevorstehenden Impfzwang „und vor allem die Abschaffung sämtlicher normal nicht verhandelbarer Grundrechte und Menschenrechte. Die schleichende private Enteignung, die schleichende Entfernung von Bargeld.“ Als Hauptgrund seiner Teilnahme am Spaziergang gibt er das überbordende Hygienesystem an und warnt: „Wer in der Demokratie schläft, der wacht in der Diktatur auf.“

Nicht namentlich erwähnt werden will ein Nordhäuser Rentner, der beklagte, dass er nicht mehr reisen darf und nicht mehr essen gehen kann und auch seine Hobbys, wie zum Beispiel in einem Chor zu singen, nicht mehr betreiben darf. Enkel und Familie könne er nur sporadisch bzw. überhaupt nicht sehen. Am Spaziergang nimmt er teil, weil er die ganze Pandemie sehr kritisch sieht und die in seinen Augen teilweise wirren Maßnahmen hinterfragen will. Natürlich möchte auch er gern geschützt werden, sagte er, verlangt aber, dass die dafür angewandten Mittel und Maßnahmen anders als momentan aber auch Erfolge bringen müssten. Er will, so betont er abschließend, endlich wieder seinen Lebensabend in Ruhe verbringen.

Wie die Polizei inzwischen meldete, wird gegen sechs Teilnehmer der Veranstaltung wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt.Außerdem kam es "im Rahmen einer Identitätsfeststellung zu einer Widerstandshandlung, wobei der Mann leicht verletzt wurde." Weiter heißt es im Polizeibericht: "Er wurde medizinisch versorgt. Gegen ihn wird nun unter anderem wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt."

Laut Augenzeugenberichten soll es sich bei dem Mann um einen der Gegendemonstranten handeln.
Olaf Schulze
Autor: osch

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