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psychische Erkrankungen im Corona-Jahr

Corona-Jahr drückt mehr Frauen auf die Psyche

Mittwoch, 17. März 2021, 10:29 Uhr
Noch nie hatten Frauen in Thüringen wegen psychischer Erkrankungen so viele Ausfalltage im Job wie im Corona-Jahr 2020. Sie erreichten mit rund 388 Fehltagen je 100 Versicherte einen neuen Höchststand. Im Vergleich zu 2010 bedeutet dies eine Zunahme um 68 Prozent...

Im vergangenen Jahr gab es im Freistaat bei Frauen mehr als doppelt so viele Fehltage durch psychische Erkrankungen als bei Männern. Ein psychischer Krankheitsfall bei beiden Geschlechtern dauerte 2020 durchschnittlich 35 Tage – so lange wie noch nie. Das geht aus dem aktuellen Psychoreport der DAK-Gesundheit für Thüringen hervor. Im Vergleich der Diagnosen waren Depressionen die wichtigste Ursache für Krankschreibungen. Bei den Anpassungsstörungen gab es mit zehn Prozent den größten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr.

Für den Psychreport hat das Berliner IGES Institut Daten von mehr als 50.000 bei der Kasse versicherten Beschäftigten in Thüringen ausgewertet. Eingegangen sind alle Fehlzeiten, für die eine Arbeitsunfähigkeits- Bescheinigung mit einer psychischen Diagnose an die Kasse geschickt wurde. Ein zentrales Ergebnis: Die Anzahl der Fehltage bei Frauen ist so hoch wie noch nie und war im vergangenen Jahr mehr als doppelt so hoch als bei beschäftigten Männern. „Unsere aktuelle Analyse zeigt, wie gerade Frauen im Freistaat mit psychischen Problemen unter den Pandemie-Einschränkungen und -Belastungen leiden“, sagt Marcus Kaiser, Landeschef der DAK-Gesundheit in Thüringen. „Ziel muss sein, den Trend zu stoppen und den Betroffenen mit passenden Angeboten und Versorgungskonzepten zu helfen. Das ist gerade in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie sehr wichtig.“

Mehr langwierige Krankschreibungen
Der Psychreport Thüringen zeigt, wie sich bei den psychischen Erkrankungen 2020 das Verhältnis von kurzen zu langwierigen Fällen verändert hat: Bei kürzeren Krankschreibungen bis zu zwei Wochen gab
es einen deutlichen Rückgang. Am stärksten war dieser mit 23 Prozent bei Krankschreibungen bis zu drei Tagen. AU-Meldungen über zwei Wochen nahmen hingegen zu. Frauen haben wegen psychischer Probleme seit Jahren mehr Fehltage als Männer. Unter Pandemie-Bedingungen steigen bei ihnen die Fehlzeiten noch weiter an, während sie bei den Männern rückläufig sind. Insgesamt dauerte eine Krankschreibung bei der DAK- versicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Thüringen 2020 im Schnitt 35 Tage an, so lange wie noch nie.

Anpassungsstörungen gewinnen an Bedeutung
Depressionen verursachen mit 106 Fehltagen je 100 Versicherte weiterhin mit Abstand die meisten Fehltage in Thüringen, liegen 2020 jedoch etwas unter dem Vorjahresniveau. Unter Pandemie-Bedingungen gewinnen die Anpassungsstörungen an Bedeutung: Im vergangenen Jahr entfielen 70 Tage je 100 Versicherte auf diese zweitwichtigste Diagnose, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Mit Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, zum Beispiel einen Trauerfall, gemeint. Dies kann sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes oder auch in Störungen des Sozialverhaltens ausdrücken.

DAK-Gesundheit bietet Hilfe im Spezialisten-Netzwerk
Die DAK-Gesundheit in Thüringen bietet Menschen mit Anpassungsstörungen, aber auch mit Depressionen und Ängsten therapeutische Hilfe – ohne Wartezeiten und komplizierte Terminabsprachen. Versicherte der Krankenkasse können das Angebot „Veovita“ im Rahmen des Spezialisten-Netzwerks der Kasse nutzen. Es sorgt für eine gute Vernetzung von haus- und fachärztlichen Praxen, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Ziel ist, einen akuten Handlungsbedarf schneller zu identifizieren und Betroffene gezielt zur richtigen Behandlung zu führen. Weitere Informationen im Netz: www.dak.de/psyche
Autor: red

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