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Thüringer Wirtschaftsminister fordert klare Öffnungsperspektive

Reaktion auf katastrophale Entwicklung

Donnerstag, 25. Februar 2021, 11:44 Uhr
Als das "schwierigstes Tourismusjahr seit 30 Jahren" bezeichnet Wirtschaftsminister Tiefensee das Corona-Jahr 2020, das einen kompletten Einbruch der Tourismusbranche brachte. Jetzt sei eine klare Öffnungsperspektive nötig...

Mit einem Minus von rund 35 Prozent bei den Übernachtungen – und damit etwas unter dem Bundesdurchschnitt von 39 Prozent – bilanziert das Thüringer Tourismusjahr 2020. „In der Sondersituation der Corona-Krise blicken wir auf das schwerste Tourismusjahr seit 30 Jahren zurück, das mit keinem Jahr – auch nicht mit der Wirtschaftskrise 2009 – vergleichbar ist“, sagte heute Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee in der jährlichen Tourismus-Pressekonferenz mit der Thüringer Tourismus GmbH. Dennoch müsse der Blick nach vorn gerichtet sein: „Inlands- und Naturtourismus werden in den kommenden Monaten die Nachfrage bestimmen. Davon kann der Thüringen-Tourismus nach dem Lockdown profitieren. Mit seinen zahlreichen Angeboten im Naturtourismus und der BUGA 2021 als Leitevent wird sich Thüringen auch marketingseitig gut positionieren.“ Bis dahin behalte die finanzielle Unterstützung der Tourismus- und Gastronomiebranche die höchste Priorität. Zudem setze sich Thüringen auch beim Bund für klare Öffnungsperspektiven ein.

Nach Angaben des DEHOGA Thüringen verzeichnete das Thüringer Gastgewerbe bereits vor diesem zweiten Lockdown Umsatzeinbußen von insgesamt rund 400 Millionen Euro. „Angesichts solcher Zahlen ist der Ruf nach einer Öffnungsperspektive absolut nachvollziehbar“, betonte Tiefensee. Mit dem „Thüringer Orientierungsrahmen – Wege aus der Corona-Krise“ hat das Kabinett am 9. Februar einen Plan vorgelegt, der im Hinblick auf das Tourismus- und Gastgewerbe vergleichsweise großzügige Öffnungsmöglichkeiten bis einschließlich Stufe 3 (bis zu 100 Infektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen) einräumt. An der einen oder anderen Stelle müsse man sicher nachsteuern, aber damit sei man gut vorbereitet, das öffentliche Leben in Verbindung mit einer klugen Teststrategie wieder hochzufahren. Deshalb hoffe er, dass bei der Ministerpräsidentenkonferenz im März auf dieser Basis ein bundesweiter Stufenplan erreicht werden könne, so Tiefensee.

„Bis dahin unternimmt der Freistaat alles, um die Branche nach Kräften zu unterstützen“, so Tiefensee weiter. Bis die Überbrückungshilfe III des Bundes ausgezahlt wird, können gewerbliche Unternehmen über das Darlehensprogramm „Corona Ü-III Zwischenkredit“ einen zinslosen Kredit von bis zu 50.000 Euro erhalten. „Dieses Angebot wird gut angenommen“, so Tiefensee. Die Überbrückungshilfe II sowie die November- und Dezemberhilfe sind nahezu vollständig ausgezahlt. Bis Ende Juni greife zudem das Absicherungspaket für die Veranstaltungswirtschaft. „Auch hier fordern wir bereits ein bundesweites Programm. Sollte das nicht vorgelegt werden, prüfen wir, das Angebot bis Ende des Jahres zu verlängern“, erklärt Tiefensee.

Das Thüringer Tourismusjahr 2020
In den Thüringer Tourismus-Zahlen spiegele sich die coronabedingte Entwicklung ganz Deutschlands, so Tiefensee weiter Die Zahl der ausländischen Gäste ging um 64 Prozent zurück, die der inländischen um rund 41 Prozent. Es gäbe keine Krisen-Gewinner, lediglich weniger stark betroffene Regionen. Mit Blick auf die Zahl der Übernachtungen in Thüringen wirkte sich die Pandemie weniger auf die Naturregionen wie die Rhön (minus 25 Prozent) oder den Thüringer Wald (minus 31 Prozent) aus als auf die Städte (minus rund 47 Prozent). Auffällig seien jedoch pandemiebedingte Entwicklungen wie etwa eine gestiegene Aufenthaltsdauer (2,6 auf 2,9 Tage im Durchschnitt) einerseits und mehr Tagesausflüge andererseits. Auch eine starke Segmentierung nach Reiseziel und Betriebstyp ist feststellbar: So erhielten Campingplätze und kleine Unterkünfte im Verhältnis mehr Zuspruch.

Trotz Krise blieben die touristischen Investitionen auf gleich hohem Niveau wie in den Vorjahren. „Es freut mich, dass Kommunen und Betriebe auch 2020 weiter kräftig in touristische Infrastruktur und gute Angebote investiert haben“, so Tiefensee. Im Rahmen der GRW-Tourismusförderung wurden 2020 insgesamt knapp 39 Millionen Euro Förderung für Investitionen in Höhe von 75,5 Millionen Euro zugesagt. Rund 8 Millionen Euro gingen an touristische Betriebe; mit rund 31 Millionen Euro Förderung wurden verschiedene Kommunen bei der touristischen Infrastruktur unterstützt.

Nachfragetrend für 2021 positiv
Auch in diesem Jahr halten das dynamische Pandemiegeschehen und die Reiseeinschränkungen die Tourismusanbieter in Wartestellung: „Flug- und Fernreisen werden für 2021 noch immer seltener ins Auge gefasst als vor der Pandemie“, sagt Dr. Franz Hofmann, Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH. „Stattdessen sind für die meisten Reisenden aus Deutschland wieder Ziele in der Nähe in den Fokus gerückt, die bevorzugt mit dem Auto und möglichst abseits der Massen erreichbar sind.“ Pandemiegetrieben seien dies vor allem naturnahe Urlaubsorte. Er zitiert dabei aus der Reisetrendanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. vom Januar 2021. Sowohl diese Studie als auch Marktforschungen der TTG prognostizieren eine positive Ausgangslage für die touristische Nachfrage im Jahr 2021, wobei sich die Reisetätigkeit vor allem auf den Sommer und Herbst konzentrieren wird: „Die Urlaubsstimmung der Deutschen ist weiterhin gut: 51 Prozent aller Befragten wollen 2021 auf Reisen gehen“, so Hofmann. Bedenke man die schwierigen touristischen Startbedingungen, drücke dieses Ergebnis nachfrageseitig eine gute Grundlage für die Tourismusbranche aus. Es sei dennoch damit zu rechnen, dass Buchungen aufgrund der unsicheren Lage vor allem kurzfristig getätigt werden – Anbieter sollten sich transparent, flexibel und kulant zeigen, rät der Tourismuschef.

Der Ausblick auf das Tourismusjahr 2021 fällt vor diesem Hintergrund positiv für Franz Hofmann aus: „Mit der Bundesgartenschau hat Thüringen in diesem Jahr das, wonach alle Bundesländer für die Wiederbelebung des Tourismus suchen – ein coronakonformes Reisethema.“ Dabei biete Thüringen mit Erfurt als Ausgangspunkt für Ausflüge zu den 25 Außenstandorten der BUGA beste Voraussetzungen für einen Urlaub – vor allem auch unter der Einhaltung von Hygienemaßnahmen und Abstand.

Kampagne erzählt „Querbeet durch Thüringen“
Aus diesem Grund lädt die TTG potentielle Gäste über eine Kampagne zu einer Reise „Querbeet durch Thüringen“ ein und nimmt dabei das überregional bedeutsame Event BUGA genauso in den Blick, wie die zahlreichen Schlösser, Parks und Gärten Thüringens. Dabei spricht sie bewusst die Sehnsucht nach Zeit im Freien und in der Natur an. Herzstück ist die Website gaerten.thueringen-entdecken.de sowie ein starkes Werbemotiv für einen hohen Wiedererkennungswert. Die Kampagne wird ab 15. April über reichweitestarke Digital- und Printmedien vor allem außerhalb Thüringens ausgespielt, um Gäste aus anderen Bundesländern anzulocken.

Flankierend zur „Querbeet-Kampagne“ wird es weitere Werbemaßnahmen der TTG für Gäste aus dem Inland in 2021 geben, unter anderem zu den Themen Kulturerbe sowie zum Radland Thüringen und zum Thema Weihnachten.
Autor: red

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