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nnz-Forum mit einer Kritik an den Aussagen des Landrats

Lockerungen im Landkreis sind gefährlich

Donnerstag, 04. Februar 2021, 13:36 Uhr
Nicht alle Nordhäuser begrüßen die von Landrat Matthias Jendricke in Aussicht gestellten Lockerungen in der Corona-Krise. Kritik äußert hier im Forum ausgerechnet eine junger Mann, den der Landrat sehr gut kennen müsste...

Liest man die Aussagen des Landrats Matthias Jendricke aus mehreren Interviews macht sich der Eindruck breit, dass doch eigentlich alles in Ordnung ist. Die Inzidenzen sinken, das Nordhäuser Gesundheitsamt arbeitet auf Hochtouren und kann die Verfolgung der Infektionen problemlos vornehmen. Doch die bundesweiten Nachrichten lesen sich ganz anders. Hier wird vor großen Lockerungen gewarnt, führende Virologen um Christian Drosten melden sogar mögliche Schreckensszenarien von bis zu 100.000 täglichen Neuinfektionen, wenn zunehmende Öffnungen und die Weiterverbreitung der Mutationen zusammenwirken.

Für mich passt das einfach nicht zusammen. Um es deutlich auszudrücken: Ich denke sogar, dass größere Lockerungen für uns alle zu einer großen Gefahr werden könnten. Wir müssen dabei immer bedenken, dass hinter all diesen Inzidenzen, R-Werten und Neuinfektionen viele engagierte Menschen stehen, die täglich ihre gesamte Kraft für uns einsetzen, um die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Das sind die Ärzte, Ärztinnen und Pflegekräfte, die auf den Intensivstationen um jedes einzelne Leben kämpfen. Das sind aber eben auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheitsämter, die täglich an den Telefonen hängen und Kontakte nachverfolgen. Diese Arbeit ist nicht selbstverständlich und häufig nervenaufreibend, deshalb müssen wir gemeinsam alles dafür tun hier möglichst zu entlasten. Dabei gilt eine einfache Regel: Jede Infektion ist eine Infektion zu viel und führt dazu, dass die Intensivstationen sich nicht weiter leeren und die Telefone der Gesundheitsämter nicht stillstehen.

Natürlich kann ich auch verstehen, dass diese Pandemie für uns alle einfach ermüdend ist. Ich selbst musste letztes Jahr auf meinen Abiball, einen unbeschwerten Sommer, verzichten und sitze jetzt in einer mir noch fremden Stadt täglich Stunden vor dem Laptop, da nun auch das Studium komplett auf digitale Lehre umgestellt ist. Mir ist auch klar, dass der Lockdown viele Menschen in unserer Gesellschaft noch viel stärker betrifft. Ich denke da nur an Schülerinnen und Schüler, die fast ein gesamtes Schuljahr verloren haben oder Kulturschaffende und Gastronomen, die um ihre Existenz bangen.

Doch trotzdem ist jetzt genau der falsche Zeitpunkt, um über Lockerungen zu sprechen. Die Mutationen aus England und Südafrika greifen immer mehr um sich und lassen schlimmes erahnen. Gleichzeitig gibt es mit dem Impfstoff aber auch Licht am Ende des Tunnels. Diese Pandemie wird also nicht ewig so weitergehen. Wenn die Versorgung mit den Impfstoffen steigt und durch den Lockdown die Zahl der Neuinfektionen weiter sinkt, werden wir nach diesem harten Winter einen unbeschwerteren Sommer haben können. Wir sollten dabei nur eines nicht vergessen: Mit jeder Woche, in der wir jetzt die harten Maßnahmen noch durchstehen, retten wir Menschenleben, entlasten medizinisches Personal und die Gesundheitsämter.
Jan Niklas Reiche

Anmerkung der Redaktion: Herr Reiche bat uns darauf hinzuweisen, dass er sich in seinem Beitrag als Privatperson und nicht als Vertreter der Nordhäuser Jusos äußert.
Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Autor: red

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