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Thüringer Hausärzte zur Impfproblematik

Wir stehen bereit

Freitag, 15. Januar 2021, 16:45 Uhr
Der Thüringer Hausärzteverband kritisiert Aussagen der kassenärztlichen Bundesvereinigung und hoffen, bald in den Praxen impfen zu können...

Die Corona Pandemie stellt alles in den Schatten, was wir an Problem der letzten Jahre zu bewältigen hatten. Die Hausärzte sind, ebenso wie ihre Kollegen in den Kliniken und Fachärzte im niedergelassenen Bereich, über jedes bisher vorstellbare Maß gefordert.

Wir Hausärzte erleben bei den hohen Inzidenzen in Thüringen täglich, wie die von uns betreuten Patienten, gerade die hochbetagten Menschen, zu Hause und in den Pflegeheimen durch die Aggressivität, die dieses Virus entfaltet, bedroht werden. Wir unterstützen die bisher eingeführten Schutzmaßnahmen.

Wovon wir uns jedoch distanzieren, sind die Äußerungen des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der sagt: „Der Lockdown, der jetzt seit Anfang November anhält, hat quasi nichts gebracht. Die Todeszahlen sind unverändert hoch. Der Schutz der Risikogruppen ist immer noch beschämend schlecht.“

Wir haben erlebt, wie sich das Virus in Heimen trotz hervorragender Schutzmaßnahmen massiv ausbreitet. Mit höheren Inzidenzen wäre vieles noch dramatischer.
Bezüglich der Impfungen hat der Wettlauf gegen das Virus auch in Thüringen am 27. Dezember begonnen. Im bundesweiten Vergleich agieren wir scheinbar langsam. Über die Gründe hierfür wurde bereits viel spekuliert. Den Vorschlag, in vier überregionalen Impfzentren die gesamten Impfungen durchzuführen, lehnen wir ab.

Einige Mitarbeiter von Hausarztpraxen haben durch Tätigkeiten in mobilen Impfteams oder Impfstellen bereits Erfahrungen bei Vorbereitung und Injektion gesammelt. Der Impfstoff der Firma Moderna (mRNA-1273) beispielsweise ist bei Kühlschranktemperatur bis zu 30 Tage zu lagern und damit in Praxen verwendbar.

An die Verantwortlichen fordert der Hausärzteverband eine praktikable Umsetzung. Hierzu gehört, dass eine Zettelwirtschaft von Einverständnissen mit verschiedenen Unterschriften unterbleibt. Der Arzt dokumentiert, wie bei jeder anderen Impfung auch, in seinem Computer die erfolgte Aufklärung. Fertig! Die Dokumentation der Impfung erfolgt im Impfausweis des Patienten. Die Meldung an die Behörde muss über eine einfache Onlineplattform, gern auch namentlich, mit Chargen Nummer und Impfdatum durch eine Fachangestellte erfolgen können. Ebenfalls muss eine Bestellung garantiert sein, die nicht zu Rückzahlungsforderungen an die Arztpraxen führen kann.

Wir Hausärzte testen mehr als alle Testzentren zusammen! Wir behandeln mehr leicht erkrankte COVID-19 Patienten als alle Krankenhäuser zusammen! Wir behandeln die schweren Verläufe in den Pflegeheimen und begleiten schwer erkrankte Menschen palliativ bis zum Tod.

Auch für die Impfung stehen wir bereit.
Sobald die Impfungen in den Praxen erfolgen können, werden wir sehr schnell hohe Impfzahlen und damit hoffentlich eine Normalisierung unserer Lebensumstände erreichen.
Dr. U. Zitterbart
Autor: red

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