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PROJEKT MONTESSORI - DEGAMBA

Krieg bedroht Schulpartnerschaft

Mittwoch, 18. November 2020, 18:15 Uhr
Zwischen der Nordhäuser Montessori-Schule und der Degambaschule in Äthiopien bestehen seit Jahren rege Partnerschaftsbeziehungen. Die Paten aus der Rolandstadt helfen takräftig mit, um den Mädchen und Jungen in Degamba ein gutes Lernen zu ermöglichen. Über die Beziehungen beider Schulen schreibt für die nnz regelmäßig Katrin Cieslak...

Schulpartnerschaft (Foto: privat) Schulpartnerschaft (Foto: privat)
Nordhausen/Degamba. Liebe Äthiopienpaten und -freunde. Am Sonntag kam ich von meiner diesjährigen Äthiopienreise zurück, die für mich dieses Mal eine unerwartete Wendung nahm. Nach meinem Besuch in der Schule, wo ich die von den Montessorieschülern gespendeten T-Shirts und die persönlichen Briefe überbrachte, die Schüler informierte, dass sie in den nächsten Tagen ihre Schulmaterialien erhalten und die weitere Entwicklung der Schule mit den mitgebrachten Spenden besprach sowie nach Abwicklung einiger Formalitäten vor Ort für das Nähmaschinenprojekt, wollte ich mich eigentlich auf den Heimweg machen.

Doch der innerpolitische Konflikt zwischen der Staatsregierung und der tigrinischen Regierung eskalierte, so das es nun zu bewaffneten Auseinandersetzungen kam. Dies hatte zur Folge, dass alle Kontaktmöglichkeiten nicht gegeben waren und Tigray von der Außenwelt abgeschnitten wurde. Mit vielen anderen saß ich deshalb 10 Tage in Mekele (Tigray), dem Wohnort von Kiros, fest, bevor ich mich mit vier anderen nur dank der außerordentlichen Hilfe von Kiros, der wiederholt in Nordhausen war, in Sicherheit bringen konnte.

Die neuesten Meldungen, dass gestern Bomben auf die Hauptstadt Mekele abgeworfen wurden, lösen jedoch allergrößte Unruhe in mir aus. Nach wie vor ist das gesamte Kommunikationsnetz in Tigray gesperrt, so dass auch ich derzeit keinen direkten Kontakt zu Kiros habe und nicht weiß, wie es ihm und den Menschen vor Ort jetzt geht. Schon bei meiner Abreise war die Situation vor Ort für die Menschen sehr kritisch. Da alle Zufahrten gesperrt sind, können keine Lebensmittel und kein Benzin mehr eingeführt werden.

Es gibt keinen Strom mehr, die Banken haben geschlossen, so dass die Menschen kein Geld mehr haben um sich etwas zu Essen zu kaufen.Viele Einheimische haben bereits ihre Frauen und Kinder zu Verwandten außerhalb von Mekele in Sicherheit gebracht. Wie lange diese Situation anhält, ist nicht absehbar. Abyi Ahmed, der Friedensnobelpreisträger hat nun in seinem eigenen Land den Menschen den Krieg erklärt. Die Menschen haben also nun nicht nur mit den Folgen von der Covid 19 Pandemie und der Heuschreckenplage zu kämpfen sondern auch noch mit dem Krieg.

Sobald es wieder möglich ist, werde ich einen kleinen Vortrag halten. Wer Fragen zur Lage hat, kann sich auch gerne persönlich mit mir in Verbindung setzen. Hoffen wir, dass dieser Konflikt schnell beendet werden kann und nicht unzählige Menschen ihr Leben lassen müssen. Soweit ein erster kleiner Einblick zur aktuellen Lage.
Katrin Cieslak
Autor: psg

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