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So geht es bei Wacker weiter

Mittwoch, 18. November 2020, 09:45 Uhr
Fast ein ganzes Jahr ist nun her, dass die Verantwortlichen bei Wacker Nordhausen die Insolvenz anmelden mussten. Aufgrund finanzieller Engpässe war es dem Verein nicht weiter möglich, alle Verbindlichkeiten fristgerecht zu bedienen. Zur Saison 2020/21 ging es für Wacker also wieder in der Oberliga los. „Alles auf Null“ ist die Devise in Nordhausen. Wir schauen, wie es zum dem Abstieg kommen konnte und wo es für Wacker in Zukunft hingeht

Wacker in der Oberliga (Foto: Bernd Peter) Wacker in der Oberliga (Foto: Bernd Peter)
Der geplatzte Traum vom Profifußball
Das Schicksal von Wacker Nordhausen kann exemplarisch als mahnendes Beispiel für eine gescheiterte Fußball-Utopie genommen werden. Viele Fans im Amateurbereich träumen vom Profisport. Der Aufstieg eines kleinen Dorfclubs in die erste Liga ist für viele immer noch der Inbegriff von Fußballromantik – die TSG aus Hoffenheim hat es vor ein paar Jahren vorgemacht. Doch auch bei den Amateuren spielt das Geld eine große Rolle. Ohne einen finanzstarken Investor oder Mäzen ist der Aufstieg ins Profigeschäft ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. In dem Unternehmer Carlo Knauf schien man bei Wacker genau die richtige Person gefunden zu haben. Vom „neuen Dietmar Hopp“ war bei dem Gips-Millionär bereits die Rede. Doch ausbleibende Zahlungen und umstrittene Bürgschaften sorgten für erste Risse in der Zusammenarbeit zwischen Club und Investor.

Sportlicher Erfolg ohne finanzielle Absicherung
Für viel Geld wurden über Jahre erfahrene Zweit- und Drittligaprofis verpflichtet, die den Verein nach oben führen sollten. Und tatsächlich spielte Wacker vor allem in den Spielzeiten 2017/18 und 2018/19 eine wesentliche Rolle im Aufstiegsrennen der Regionalliga. Im Dezember vergangenen Jahres kam dann die Hiobsbotschaft. Aufgrund eines millionenschweren Schuldenberges musste der Verein Insolvenz anmelden. Sportlich lief es zu diesem Zeitpunkt jedoch gut. Damals noch unter Trainer Heiko Scholz, galt die Mannschaft eigentlich wieder als ein Aspirant auf den Aufstieg. Doch die 9-Punkte-Strafe vom NOFV sowie der Abgang zahlreicher Leistungsträger, die aufgrund des Insolvenzverfahrens ihre Verträge auflösen durften, warfen den Verein weit zurück.

Hängepartie im Sommer mit bitterem Ausgang
Auch wenn der Verein aus sportlicher Sicht den Klassenerhalt in der Regionalliga geschafft hätte, muss der Verein zur Saison 2020/21 nun in der Oberliga antreten. Dabei hat es lange Zeit danach ausgesehen, dass Wacker auch in dieser Saison wieder in der Regionalliga antreten würde. Nach vielen Überlegungen im Sommer entschied man sich in der Führungsriege letztlich doch dazu, in der Oberliga an den Start zu gehen. Dabei wurde im Zuge des Insolvenzverfahrens jeder Stein umgedreht und auch aus personeller Sicht einiges geändert. Ein neuer Vorsitzender, ein neuer Trainer und ein runderneuerter Kader versprachen den Neuanfang in der Oberliga. Diesbezüglich äußerte sich auch Insolvenzverwalter Dr. Thomas Dithmar zuversichtlich: „Das Insolvenzverfahren bietet die Möglichkeit, den Verein neu zu sortieren und von den Lasten der Vergangenheit zu befreien. Wir wollen Wacker Nordhausen als einen Verein und wichtigen Teil der Fußball-Familie erhalten, die gute Nachwuchsarbeit weiter vorantreiben und mit der ersten Mannschaft nach Möglichkeit in der Oberliga starten“, so der Anwalt vor dem Saisonbeginn.

Schwerer Start in der Oberliga
Nachdem im Zuge der Insolvenz nahezu der gesamte Kaderausgetauscht wurde, hatte der neue Trainer Philipp Seeland in der Sommerpause alle Hände voll zu tun. Vor allem im Hinblick auf die ungewisse Zukunft des Vereins überrascht es aber wenig, dass der Auftakt in die Oberliga bisher alles andere als nach Plan verlief. Nach neun Spieltagen wartet der Verein immer noch auf den ersten Dreier in der Oberliga. Immerhin gab es mit dem Unentschieden gegen Tabellenführer Eilenburg ein erstes kleines Erfolgserlebnis. Mit nur zwei Punkten liegt Wacker derzeit trotzdem nur auf dem letzten Tabellenplatz. Vielleicht kann sich das Team demnächst über die 3. Runde des Landespokal Thüringen ein Erfolgserlebnis holen. Dies wäre außerdem der leichteste Weg in den lukrativen DFB-Pokal. Ein Spiel gegen einen Topfavoriten wie die Bayern, die bei Betway mit einer Sportwetten Quote von 2,20 (Stand: 16.11.) der aussichtsreichste Kandidat auf den Titel sind, käme für Wacker aufgrund des großen öffentlichen Interesses einem Sechser im Lotto gleich. Auch andere Amateur-Vereine, wie Düren in diesem Jahr, freuen sich immer wieder über ein Los gegen einen Bundesligisten. Wer weiß, vielleicht ist Wacker ja im kommenden Jahr wieder im DFB-Pokal gegen einen Profiverein vertreten.

Bis dahin geht es für Wacker aber erst einmal um das „Überleben“ in der Oberliga. Ein weiter Abstieg wäre für den Verein nämlich ein großes Desaster. Dieses Szenario gilt es daher, um jeden Preis zu vermeiden.
Autor: red

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