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Nordhäuser Tafel in der Corona-Krise

Den Menschen etwas Gutes tun

Donnerstag, 22. Oktober 2020, 15:12 Uhr
Seit 24 Jahren gibt es die Nordhäuser Tafel, eine Situation wie jetzt hat man aber noch nicht erlebt. Da fallen auch feste Traditionen, wie das Weihnachtsessen. Dennoch will man den Menschen etwas Gutes tun, auch zum Jubiläum und über die Festtage...

Keine Feier, dafür ein kleines Extra - die Nordhäuser Tafel wird ihr 24. Jubiläum und die Festtage anders begehen als gewohnt (Foto: agl) Keine Feier, dafür ein kleines Extra - die Nordhäuser Tafel wird ihr 24. Jubiläum und die Festtage anders begehen als gewohnt (Foto: agl)

Die Suppenküche ist seit März geschlossen, der sonst geschäftige Hof verwaist, nur vorne an der Ausgabe, da ist es fast so voll wie eh und je. Aber ein paar Dinge haben sich geändert, berichtet Tafel-Chefin Helga Rathnau. Ältere Mitbürger, die mit kleineren Renten über die Runden kommen müssen, sehe man kaum noch. Im ersten Halbjahr 2019 betreute man insgesamt 3259 Haushalte, in den ersten Monaten diesen Jahres waren es 2918, trotz geschlossener Küche.

Durch deren Schließung entgehen der Tafel auch Einnahmen, ein paar hundert Euro kamen im Monat sonst durch das Mittagessen in die Kasse. „Die Leute kamen auf einen Kaffee, blieben bis zum Mittagessen und holten sich dann ihre Lebensmittel“, erzählt Rathnau, heute zieht sich die Schlange vornehmlich jüngerer Menschen, viele davon Alleinstehende, am Rand der Grimmelallee lang, der hintere Bereich ist geschlossen.

Bei der Tafel sieht man in der aktuellen Lage neben dem Schatten aber auch Licht: die Arbeit des Vereins ist durch die Einschränkungen für Passanten und vorbeifahrende Mitbürger sichtbarer geworden und die Zahl der Kleinspenden war, gerade im Frühjahr, deutlich gestiegen. Von der Stadt Nordhausen hat man einen deutlich höheren Zuschuss erhalten, als in der Vergangenheit, das sei „hochanständig“ gewesen, lobt Rathnau und hofft, dass es auch in Zukunft dabei bleibt. Vom Landkreis wurde man schon zu Beginn der Pandemie mit Masken versorgt, die an die Wartenden ausgegeben werden konnten, auch dafür sei man sehr dankbar. Und auch die Lebensmittelversorgung sei zur Zeit bestens, das Netz der Unterstützer reicht inzwischen bis nach Bleicherode und Heringen. Für die verbleibenden Wochen hofft man auf weitere Spenden, der Erfahrung nach steigt die Bereitschaft zur Unterstützung zum Ende des Jahres und Großspender wie SWG, WBG und EVN machen dem Haus ihre Aufwartung.

Dennoch, die Zeiten bleiben schwierig. Aus der Situation will man trotz Einschränkungen das Beste machen. Eigentlich hätte es zum Jubiläum eine moderate Feierlichkeit gegeben, in diesem Jahr wird man den Leuten stattdessen ein kleines Extra mitgeben und hat Einkaufstüten mit Schokolade, Gummitierchen und Gebäck zusammengestellt. Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter wird ein gemeinsames Essen organisiert und das möglichst bald, erzählt Rathenau, für den Fall der Fälle das sich die Lage im Landkreis zuspitzen sollte.

Unter diesen Gesichtspunkten bereitet man sich auch auf die nahenden Adventszeit vor, Nikolaus und Weihnachten sollen nicht vergessen werden. Sorgen machen Rathnau vor allem die sinkenden Temperaturen. „Ich hoffe das sich die Leute vernünftig verhalten. Wir haben Dienstags und Donnerstags von 12 bis 15 Uhr geöffnet. Man muss nicht ab um neun Schlange stehen, schon gar nicht wenn es kälter wird. Es reicht wenn die Leute kurz vor 12 hier sind oder später kommen“.

Man werde sich nach Kräften bemühen und will den Menschen, trotz Corona einiges bieten. Das traditionelle Weihnachtsessen soll denn auch nicht gänzlich ausfallen. Statt Posaunenmusik und warmer Küche vor Ort wird das Festtagsessen in diesem Jahr fertig verpackt zum mitnehmen für den Verzehr in den eigenen vier Wänden ausgegeben. Wenn alles gut geht und die Mitarbeiter gesund bleiben, wird man auch am 23.12. noch einmal öffnen, um die Versorgung über die Feiertage sicherzustellen.
Angelo Glashagel
Autor: red

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