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Abschied von Pfarrer Werner Heizmann

Ein Fünfer im Lotto mit Zusatzzahl

Sonntag, 18. Oktober 2020, 20:11 Uhr
Diese Stelle ist wie ein Fünfer im Lotto, hatte man Pfarrer Werner Heizmann bei seinem Dienstantritt vor 14,5 Jahren vorhergesagt. Nun verlässt der Seelsorger den Kirchenkreis, um an wechselnden Orten Gemeinden in der Vakanzzeit zu begleiten und zu beraten. Seine Stelle hier wird neu ausgeschrieben...

Wolf-Dieter Leidel überreicht Pfarrer Heizmann ein Foto von seiner Ankunft in Sollstedt. (Foto: R. Englert) Wolf-Dieter Leidel überreicht Pfarrer Heizmann ein Foto von seiner Ankunft in Sollstedt. (Foto: R. Englert)
Pfarrer Thomas Reim übernimmt bis dahin die Vakanzvertretung in Gerterode, Rehungen, Sollstedt, Wülfingerode, Ascherode, Bernterode und Buhla.
Als Heizmann am Sonntag seine vorerst letzte Predigt in Sollstedt hält, greift er den Satz noch einmal auf: „Es war sogar noch mehr, es war ein Fünfer mit Zusatzzahl!“ Was er mit der Zusatzzahl meint, wird an diesem Tag schnell klar. Die lebendige Gemeinschaft, das ist der Extrabonus, an dem er selbst großen Anteil trägt.

Superintendent Andreas Schwarze entpflichtet in diesem Gottesdienst seinen bis dato 1. Stellvertreter schweren Herzens aus seinem Dienst im Kirchenkreis. Was sonst mit einem Handschlag besiegelt wird, geschieht dieses Mal coronagerecht mit einem Ellenbogenkick der beiden Männer. Doch das ist nur der formelle Teil. Viel Dank und Anerkennung wird Pfarrer Heizmann den ganzen Nachmittag über zuteil. Die Kinder der Kinderstunde erzählen ihre persönlichen Erlebnisse mit dem Pfarrer.

Mal ist ein Witz in Erinnerung geblieben, mal der Segen zur Einschulung, das Gebet mit der Familie, als alle traurig waren oder dass die Oma ins Pfarrhaus ziehen durfte, nachdem ihr eigenes Haus abgebrannt war. Das Wirken des Pfarrers hat Spuren in den Gemeinden hinterlassen. Mal offensichtliche, wie bei der Sanierung der Sollstedter Kirche, mal verborgene in den Herzen der Menschen. Gerda Leidel, Vorsitzende des Kirchspielrates, erinnert an Fußballabende unter Pfarrers Carport, die gelungene Zusammenführung der Gemeinden nach dem letzten Stellenplan und an die neuen Gottesdienstformen, die man gemeinsam ausprobiert hat.

Was immer wieder im Mittelpunkt aller Dankesworte steht, ist das Miteinander. „Wir denken an die Stunden, die wir saßen in frohen Runden …bist vorausschauender Denker, unser Tröster und Lenker“ - mit diesen gesungenen Zeilen, verabschiedet sich das Kirchspiel Sollstedt von seinem Pfarrer Werner Heizmann, sie sprechen für sich und ihn. Geschrieben hat sie Christa Meyer. Wie groß das Lob auch sein mag, Pfarrer Heizmann bleibt am Sonntag ruhig und nachdenklich. Nur einmal, da sieht man ein herzhaftes Lachen hinter dem Mund-Nasenschutz.

Lektorin Roswitha Böck aus Bernterode zückt da gerade eher widerwillig ein Päckchen Zigaretten. Es soll als Erstes die neue Ledertasche füllen, die der Pfarrer von seinen Gemeinden als Ersatz für seinen alten Beutel bekommen hat. Dass der legendäre „Beutel“ irgendwie alle beeindruckt hat, zeigt auch das Geschenk des Pfarrkonvents. Ein Pilotenkoffer für die zukünftige Tätigkeit wird von Superintendent Andreas Schwarze überreicht. „Der Alte hat ausgedient“, kommentiert Schwarze schmunzelnd. Gefüllt wird der Koffer von Präses Dr. Uwe Krieger mit einer exklusiven Sonderausgabe der Nordhäuser Traditionsbrennerei.

Es folgt ein Nachmittag mit zahlreichen Grußworten aus Kirche und Politik. Und auch die Kirchenmusiker lassen es sich nicht nehmen den Abschied mitzugestalten. Unter freiem Himmel singt der Gerteröder Chor ebenso wie der Singekreis des Kirchspiels und auch der Niedergebraer Posaunenchor spielt auf. Nach so viel frischer Luft freuen sich anschließend alle auf Kaffee und Kuchen in der Sollstedter Heimatstube. Es gibt bestimmt noch viel zu erzählen.
Regina Englert
Autor: red

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