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Angebot wird ausgesetzt

Kein Car-Sharing mehr für Nordhausen?

Montag, 28. September 2020, 10:00 Uhr
Nach gut drei Jahren ist nun erst einmal Schluss: das Car-Sharing Projekt „mobeno“ in Nordhausen wird Ende des Monats seinen Dienst einstellen. Ein gänzliches „Aus“ für die Elektro-Mietwagen muss das aber nicht bedeuten…

Aus fürs Nordhäuser Car-Sharing? (Foto: nnz-Archiv) Aus fürs Nordhäuser Car-Sharing? (Foto: nnz-Archiv)

Als Sebastian Kupfer und seine Mitstreiter ihre Idee anno 2017 von einem Car-Sharing Angebot für die kleine Kreisstadt vorstellten, da hatten die Ingenieure ihre Abschlüsse der Nordhäuser Hochschule noch frisch in der Tasche, die Gründung der eigenen Firma „Intrasol“ war ein Wagnis. Doch mit dem ambitionierten Projekt, das damals noch unter dem Namen „mobeee“ firmierte, sorgte man für einiges Aufsehen: an verschiedenen Stellen in der Stadt sollten Leih-Autos angeboten werden, einfach per Handy zu buchen, als günstige Elektro-Alternative zum eigenen fahrbaren Untersatz, moderne Mobilität Abseits der Metropole.

Über die Region Nordhausen ist man inzwischen hinausgewachsen und hat sich als Planungsbüro in Sachen Elektromobilität einen Namen gemacht, auch Dank dem Modellprojekt "mobeno" in Nordhausen. Aktuell arbeite man an Elektro-Car-Sharing Angeboten für die Stadt Eisenach und die Region um Leipzig, berichtet Unternehmensgründer Sebastian Kupfer, außerdem befinde man sich in Gesprächen mit der südafrikanischen Metropole Kapstadt. Alles ist ein bisschen größer geworden, das Gründungsprojekt passt da nicht mehr so recht in den Arbeitsalltag. „Mobeno war unsere praktische Prüfung, wir haben viele Erfahrungen mit der Technik, den Fahrzeugen und dem Schadensmanagement sammeln können, auf die wir uns in unserer täglichen Arbeit stützen können. Aber wir sind ein Ingenieurbüro mit zehn Akademikern, kein großer Mobilitätsanbieter.“, sagt Kupfer.

Das eigentliche Geschäft ist die Planung von Infrastruktur und Fuhrpark, nicht deren Betrieb. Dafür wären andere Stellen, wie Verkehrsbetriebe und Stadtwerke, besser gewappnet, meint Kupfer und so halte man es auch mit neuen Projektpartnern. Intrasol sieht sich eher als Dienstleister im Hintergrund, nicht als primärerer Betreiber.

Auch in der Heimat hat man nach Partnern für dieses Modell gesucht. Erste Signale in Richtung Stadtwerke und Verkehrsbetriebe habe man schon vor anderthalb Jahren gesandt und immer wieder Gespräche geführt, leider erfolglos. „Die Corona-Krise hat uns letztlich dazu bewogen, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen. Die Autos haben abgemeldet bei uns auf dem Hof gestanden und weiter Leasingkosten verursacht, sodass die Sache auch wirtschaftlich nicht mehr zu tragen war.“, erklärt Kupfer.

Nach gut drei Jahren ist nun also erst einmal Schluss mit den Elektro-Leihwagen im Herzen der Stadt. Ein „Todesstoß“ müsse das für das Car-Sharing aber nicht sein, so der Ingenieur weiter. Die „Ein-Harz-Initiative“ ist im Rahmen des Teil-Projektes „Ein-Harz-Sharing“ im Moment dabei, ein weitaus größeres Netz an Ausleihstationen in der gesamten Harzregion zu planen und dabei soll laut Intrasol auch der etablierte Standort Nordhausen Beachtung finden. „Das Projekt stirbt nicht, es bekommt eine andere Farbe“, sagt Kupfer, mit rund 40 Fahrzeugen und einheitlichen Tarifen über den gesamten Harz hinweg soll die Initiative von Beginn an deutlich umfangreicher an den Start gehen.

In Stein gemeißelt ist das noch nicht, am Donnerstag dieser Woche wird die „Ein-Harz-Initiative“ ihre Vorstellungen den Projektpartnern erst einmal präsentieren. „Eine endgültige Entscheidung wird da sicher noch nicht fallen, aber ich hoffe auf ein deutliches, positives Signal“, sagt Frank Uhlhaut von der „Ein-Harz-Gmbh“. Das Projekt sei „greifbar“ und könnte zeitnah umgesetzt werden. Starten würde man mit 15 bis 20 Ausleihstationen. Wann das genau geschehen würde, steht noch nicht fest, erst einmal müssten die Kommunen „Farbe bekennen“ und ihre Bereitschaft signalisieren, mitzumachen. Dass der Standort Nordhausen dann dabei wäre, ist denkbar doch bis es soweit ist, werden erst einmal keine „Teil-Autos“ durch die Rolandsstadt rollen.
Angelo Glashagel
Autor: red

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