nnz-online
Förderverein lud zum "Talk im Theater"

Wir sind wieder da

Mittwoch, 16. September 2020, 09:54 Uhr
„… wir sind wieder da, ganz anders und doch gleich, wie Phoenix aus der Asche!“ Mit diesem ersten Satz aus dem Eingangstext des aktuellen Werbeflyers begrüßt Intendant Daniel Klajner alle Freunde des Nordhäuser Musentempels – nach langer pandemiebedingter Zwangspause...

Er weckt damit die Neugier auf einen „alternativen Spielplan“ für die Monate September und Oktober und verweist u.a. auf mehrere Opern, Revue- und Ballettabende sowie Kammer- und Sinfoniekonzerte. Doch das ist nicht alles…

Neben all diesen vielversprechenden Kunstgenüssen, die seit dem 5. September den Theaterfreunden wieder geboten werden, waren auch die Mitglieder des Theater-Fördervereins nicht untätig. So nahmen sie eine beliebte Veranstaltungsreihe wieder in ihr Programm auf. „Dienstags im Foyer“ - so betitelt sich aktuell das Format und lockte am gestrigen Abend unter Beachtung der Abstands- und Hygienevorschriften zahlreiche Besucher ins obere Theater-Foyer.

Freudig begrüßten Barbara Rinke, Fördervereins-Vorsitzende, und Dietrich Rose Gesprächspartnerin Brigitte Roth. Noch bevor die anwesenden Gäste näheres über den Werdegang und dem Leben am Theater von Brigitte Roth erfuhren, begeisterte die Sopranistin ihre Zuhörer mit einem Lied, dessen Titelzeile wohl unwidersprochen bleiben muss: „Im Theater ist was los.“

Man ist wieder da: der Förderverein des Theaters lud zum Talk mit Sängerin Brigitte Roth (Foto: Hans-Georg Backhaus) Man ist wieder da: der Förderverein des Theaters lud zum Talk mit Sängerin Brigitte Roth (Foto: Hans-Georg Backhaus)

Kaum war das verklungen, sprudelte die Theaterfrau schon los. Sie habe zu Theater und Oper eigentlich gar keinen Kontakt gehabt. Doch in ihrer Familie wurde immer viel gesungen. Schon mit sechs, sieben Jahren stellte sie ihre Sangesfreude in einem Kirchenchor unter Beweis. Abitur konnte sie nicht machen. Aber einen praktischen Beruf ergreifen – das sollte es schon sein.

In Gotha begann sie deshalb eine Lehre mit dem Berufsziel Kartographie-Facharbeiterin. Während ihrer Tätigkeit im Landkartenverlag Leipzig nahm sie Gesangsunterricht. Von vielen Seiten wurde ihr geraten, aus ihrer Stimme etwas zu machen, Musik zu studieren. Schließlich absolvierte sie an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar ein Studium mit der Fachrichtung Gesang.

Im Talk mit dem Förderverein: Brigitte Roth (Foto: Hans-Georg Backhaus) Im Talk mit dem Förderverein: Brigitte Roth (Foto: Hans-Georg Backhaus) Auch an diesem Abend blickte sie freudig und dankbar auf ihre Studienzeit zurück. Da habe sie gute Leute gehabt. Und wie ist Brigitte Roth ans Nordhäuser Theater gekommen? Nach einem Absolventen-Vorsingen vor einem Gremium in Berlin, dem auch der frühere Intendant Siegfried Mühlhaus angehörte, erhielt sie auf seine Fürsprache hin ein Engagement an den Bühnen der Stadt – so die Bezeichnung des Musentempels in der DDR-Zeit. Das war im Jahr 1982.

Fortan konnte sie in Opern, Operetten und Märchenstücken ihr schauspielerisches Talent und ihre Freude am Gesang unter Beweis stellen. Mehrfach betonte sie, dass sie nie Angst gehabt habe, vor einem großen Publikum zu stehen und dieses zu begeistern. Und natürlich habe auch sie Höhen und Tiefen erlebt. Vor allem in der Zeit der Wende habe es eine große Unruhe gegeben. Unsicherheit und Ängste hätten sich da unter der gesamten Belegschaft breit gemacht.

Brigitte Roth war da gerade im Babyjahr. Alle hatten Furcht, dass das relativ kleine Theater in Nordhausen geschlossen werden könnte. Und falls nicht – wer muss gehen, wer darf bleiben? Die Roth hatte Glück, ihr Engagement ging weiter. Und sie fand auch mehrmals lobende Worte für den Musentempel. Immer habe sie sich gefördert gefühlt und vor allem schätze sie den familiären Umgang miteinander.

Nie hat Brigitte Roth daran gedacht, Nordhausen zu verlassen. Sie fühlt sich hier wohl, liebt ihr Ensemble, ihre Familie. Und mit Blick auf ein früher oder später beginnendes Rentnerdasein sagt sie von sich, dass sie viele Hobbys hat: da sind zwei Enkel, eine großer Garten, Lust auf Wanderungen und sie will Malen.

Mit einem Blumenstrauß und freundlichen Worten dankten die Moderatoren Barbara Rinke und Dietrich Rose der vor Lebensfreude nur so sprießenden Theaterfrau Brigitte Roth für ihre unterhaltsamen Ausführungen und mit Bedacht gewählten Gesangsstücke. Felix-Immanuel Achner übrigens begleitete sie am Klavier.

Schon jetzt sei auf eine weitere Talk-Runde hingewiesen. Am 20. Oktober um 19.30 Uhr heißt es abermals „Dienstags im Foyer“. Der Förderverein Theater Nordhausen hat Michael Helmrath als Gesprächsgast eingeladen.
Hans-Georg Backhaus
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de