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Kommunismus im Wald

Sonnabend, 25. April 2020, 09:20 Uhr
ThüringenForst wird nicht müde, Werbung für seinen Zukunftswald zu machen. Auch gestern wurde in der nnz über Millionen von Jungbäumen berichtet, die gerade herangezogen werden. Bodo Schwarzberg meint, dass man einen Wald nicht als eine Art Ingenieurleistung sehen darf...

Auch Thüringen-Forst weiß nicht, welche Baumarten ein Klima vertragen, das ständig von Erhöhungen der Durschschnittstemperatur geprägt ist. Ich finde es geradezu fahrlässig, der Bevölkerung zu suggerieren, man bräuchte bloß 1,5 Mio. Jungbäume (!) in Gewächshäusern heranzuziehen, und das Klimawandelfolgeproblem Waldsterben 2.0 sei gelöst.

In Wahrheit sind die Förster überhaupt nicht in der Lage, wie es seit Jahrhunderten normal war, 100 oder 150 Jahre, also ein Baumleben, vorauszuplanen. Der Beitrag blendet aus, dass der Mensch gegenwärtig ein Experiment mit seinem wohlgemerkt einzigen Planeten veranstaltet, das wahrscheinlich nicht mehr "menschlich" zu beherrschen ist.

ThüringenForst möge die Frage beantworten, wie er einer Tanne Abies alba "beibringen" will, innerhalb von 100 Jahren mit wahrscheinlich 4 oder 5 Grad Anstieg der Durchschnittstemperatur zurechtzukommen, also mit Unterschieden, die in der jüngeren Naturgeschichte in so kurzer Zeit vollkommen undenkbar waren.

Wie schwach die Beine sind, auf denen ThüringenForst steht, zeigt ja schon dessen Einlassung, die Buche praktisch aus seinen Plänen herauszunehmen. Angesichts der bereits zu beobachtenden Dürreschäden nach zwei verheerenden Dürrejahren. Und dem vielleicht bald dritten.

Das aber bedeutet möglicherweise, dass ThüringenForst uns alle nicht nur auf den Verlust des Profit-Baums Fichte in Gänze vorbereitet, sondern dass er auch den vielbeschworenen mitteldeutschen Buchenwaldgürtel dem Klimawandel hilflos zur Zerstörung überlässt und überlassen muss.

Und das bedeutet nichts anderes, als dass ThüringenForst fast den gesamten Wald, so wir wir ihn kennen, verloren gibt. Das solten wir uns auf der Zunge zergehen lassen und rein optisch ausmalen. Das Werbebild von ThüringenForst für seine 1,5 Mio Mio. Jungbäume sind da wie eine Postkarte von Rio de Janeiro mit Zuckerhut ohne Slum.

Nur warum schenkt und Thüringenforst keinen reinen Wein ein?
Bodo Schwarzberg
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Autor: red

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