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Ausstellung im Tabakspeicher eröffnet

Eiserne Bestseller

Montag, 24. Februar 2020, 08:11 Uhr
Degen, Säbel, Florett, Bidenhänder und Kettenhemd - im Museum Tabakspeicher wurde am Wochenende die Ausstellung "Eiserne Bestseller" eröffnet, die einen Blick auf das Waffen- und Rüstungshandwerk in der alten Reichsstadt und der Welt wirft...

Anno domini 1329: der Graf von Hohnstein steht vor den Toren Nordhausens, bereit die Stadt im Sturm zu nehmen. Das Altentor wird zügig überwunden, doch bevor man auch den inneren Verteidigungsring durchbrechen kann, steht die Bürgerschaft bereit und kann die unliebsamen Nachbarn nach erbittertem hauen und stechen zurückschlagen.

Das Waffenhandwerk gehörte für die Nordhäuser zum Alltag - vom "Turnier auf dem Bielenrasen" 1267, über das gezückte Schwert des Rolands bis zu berühmten Fechtmeistern. Im hiesiegen Fundus historischer Hinterlassenschaften findet sich so bis heute manches Rüstzeug. Aus den eigenen Beständen, ergänzt durch einige Leihgaben, wurde im Museum Tabakspeicher jetzt die Ausstellung "Eiserne Bestseller" zusammengestellt. "Die meisten Exponate haben wir in der sehr guten städtische Sammlung finden können, einige Exemplare sind aus Jena entliehen", erklärte Museumsleiter Jürgen Rennebach am Samstag.


Für die inhaltliche Unterfütterung hat man sich mit Paul Becker nicht nur einen Experten ins Boot geholt, sondern auch eine Nachwuchshoffnung unter Nordhausens Historikern. Der ehemalige Offizier befasst sich seit seiner Jugend passioniert mit dem Rüstzeug der Vergangenheit und betreibt in Nordhausen eine eigene Fechtschule, die dem modernen Bürger die Kampfkunst des Mittelalters näher bringen soll.

Dabei will Becker auch mit ein paar Mythen aufräumen. Ritter in voller Rüstung waren schwer und behäbig? Das gilt eigentlich nur für Turnierrüstungen, die deutlich schwerer waren als das "Profi-Equipment", das im Ernstfall zum Einsatz kam. Das japanische "Katana" ist, weil hundertfach gefaltet, das "beste" Schwert der Welt? Die Technik kannte man auch in Europa und das schon sehr, sehr lange.

Die Schau führt von der Antike über das Mittelalter bis in die Moderne und befasst sich dabei nicht nur mit der Evolution der Waffen, sondern auch mit ihrer Bedeutung und Symbolik in Gesellschaft, Kultur und Handwerk.

Zu sehen ist die martialische Ausstellung noch bis zum 31. Mai.
Angelo Glashagel
Autor: red

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