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#NichtMitUns

Mittwoch, 19. Februar 2020, 11:41 Uhr
Melanie Schade gehörte zu jenen, die die Entwicklung im ganzen Land und in Thüringen mit Fassungslosigkeit, gefühlter Hilflosigkeit und Angst in den Medien verfolgt haben – dagegen auf die Straße gegangen ist sie jedoch nie. Bis jetzt. Was sie dazu bewogen hat, berichtet sie im nnz-Forum...

Ich gehörte zu jenen, die zwar davon überzeugt sind, dass es auf dem Weg von einem ICH zu einem DU immer um Brücken geht, die wir bauen und halten müssen und dass das in jedem Dorf, in jeder Stadt und in jedem Land dieser Erde gleichermaßen gilt. Doch gefühlt lief ich mit meiner Meinung gegen unumstößliche Mauern – die nicht nur ausschließen, sondern auch einschließen – hörte von rechts infizierte Meinungen und sah in verbitterte, aggressive und sture Gesichter, deren Augen nichts mehr außer Verständnislosigkeit und Hass ausstrahlten. Resignation, Angst und Ohnmacht machten sich in mir breit.

Nach dem 15.02.2020 gehöre ich zu jenen, die wissen, dass es anders geht – dass es einen Weg gibt, den wir gemeinsam gehen können – dass es einen Ausweg aus dieser gefühlten Hilflosigkeit gibt. Nicht, weil wir am Samstag in Erfurt auf all die gesagten und ungesagten Probleme dieser Politik und dieses Landes eine Lösung gefunden haben, sondern weil wir zusammen für die richtige Sache aufgestanden und einen Teil des Weges gemeinsam gegangen sind.

Was ich gesehen habe, war für mich völlig überwältigend, atemberaubend und so voller Hoffnung und unbändiger Kraft. Ich sah Menschen, die wegen körperlicher Gebrechen sichtbar viel Überwindung und Kraft aufbringen mussten, für jeden einzelnen Schritt, den sie mit uns durch die Stadt gingen. Ich sah Menschen jeden Alters – von den Omas gegen rechts bis hin zu den ganz Kleinen, die das Laufen erst noch lernen müssen. Ich sah kleine Kinder, die auf den Schultern Ihrer Eltern sitzend voller Stolz ihre selbstgemalten Bilder gen Himmel streckten.

Ich sah die unterschiedlichsten Menschen, doch alle hatten sie eins gemein: Sie standen auf gegen Rechts – WIR standen auf gegen Rechts.
Jeder von uns ist sich darüber bewusst, dass die AfD eine Ideologie vertritt und propagiert, auf der die dunkelsten und schrecklichsten Jahre dieses Landes gründen.

Jeder von uns weiß, dass Demokratie und Freiheit kein gottgegebenes Geburtsrecht sind, sondern ein Privileg, für das ganze Generationen unter furchtbarsten Entbehrungen und mit zahlreichen Opfern hart kämpfen mussten. Und eben weil wir das wissen, ist es unsere Pflicht aufzustehen, laut zu werden und dafür zu kämpfen, dass wir diese Privilegien weiterhin genießen dürfen. Wir und alle Menschen, die in diesem Land Schutz und Hilfe suchen.

Seit dem 15.02.2020 gehöre ich zu jenen, die durchzogen sind von der Überzeugung, dass jede einzelne Stimme gegen Rechts zählt, ganz egal, ob sie laut oder leise ist, solang sie nur spricht und klare Worte gegen rechts richtet. Denn allerspätestens nach dem 05.02.2020 sollte jeder endlich kapiert haben, dass das einzig erklärte Ziel der AfD ist, Chaos und Unruhe zu stiften, Ängste und Hass zu schüren und um jeden Preis Macht zu erlangen. Nun kann doch wirklich niemand mehr daran glauben, dass diese Partei eine Partei der Mitte ist. Es handelt sich einzig und allein um eine Partei, die uns von innen aus der Mitte heraus spaltet, uns voneinander trennt in einer Zeit, in der wir mehr denn je zusammenstehen müssen.

Wir sind mehr und wir tragen eine Farbe voller Stolz – aus ganzem Herzen und aus tiefster Überzeugung – wir tragen bunt! Und das zeigen wir zu jeder sich uns bietenden Gelegenheit.
Melanie Schade
Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Autor: red

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