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Winterzeit ist Schrauberzeit

Mittwoch, 22. Januar 2020, 22:11 Uhr
Wir Menschen sind auch im Zeitalter der Hochtechnologie in einem gewissen Maße immer noch abhängig von den Jahreszeiten bzw. von den klimatischen Bedingungen.

oldtimer (Foto: H.Rein) oldtimer (Foto: H.Rein)

In der nun etwas ungemütlichen Jahreszeit, verlagern sich viele Aktivitäten in die geschützten Innenräume, in denen bessere Lichtwerte und Temperaturen auf Knopfdruck bereitstehen, um unser rastloses Streben von der jeweiligen Jahreszeit unabhängig, in der gewohnten Form fortsetzen zu können.

Für die Vertreter, die sich mit dem rostigen Thema beschäftigen, ist die Winterzeit trotz der äußerlichen Beeinträchtigungen, eine sehr aktive Zeit. Restaurierungsvorhaben an historischen Fahrzeugen werden verstärkt im Herbst begonnen oder auch fortgesetzt, da man ja die wärmere Zeit gern für die Bewegungen im Freien nutzt. Neben dem handwerklichen Treiben in den Werkstätten wird aber auch eine verstärkte Kommunikation zu Gleichgesinnten betrieben.

Die moderne Kommunikationstechnik ist dafür heute besonders gut geeignet. Aber auch der traditionelle Besuch eines fachlich orientierten Museums gehört in der Winterzeit dazu um ggf. das persönliche Wissen etwas zu erweitern und Informationen mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Das heutige Deutschland ist im internationalen Vergleich immer noch eine bedeutende Fahrzeugnation, seit weit über 100 Jahren. In diesem Zeitraum wurden unzählige Entwicklungen zum Thema Fahrzeugbau getätigt, die der Mobilität der Menschen dienten und deren Ergebnisse bis heute noch erhalten sind. Eine Vielzahl von diesen technischen Exponaten können bundesweit in etwa 250 musealen Einrichtungen besichtigt werden.

Auch der heutige Freistaat Thüringen, besitzt auf Grund seines Anteils an der deutschen Fahrzeugentwicklung, mehrere gute museale Einrichtungen, welche in der Regel an den Standorten der ehemaligen Fahrzeugproduktion entstanden sind.

Der bekannteste Hersteller von Fahrzeugen in Thüringen war in der Vergangenheit die von Heinrich Ehrhardt (*1840, +1928) 1896 gegründete Fahrzeugfabrik in Eisenach u.a. mit der legendären Marke Wartburg. Bis heute werden an dem Standort Eisenach unter verschiedenen Firmenbezeichnungen überwiegend PKW gebaut. Ab 1928 wurde das damalige Unternehmen durch die BMW AG mit Sitz in München übernommen und bis 1945 geführt. Bedingt auch durch die Beteiligung an der Produktion von Rüstungsgütern (Kräder, PKW, Flugzeugmotoren) für das 3. Reich, erfolgte die Enteignung durch die damalige SMAD.

Ab 1949 begann die eigene Fahrzeugproduktion mit dem Fahrzeugtyp EMW 340, der ab 1953 durch den IFA F 9 und ab 1955 durch den Wartburg in den verschiedensten Variationen unter dem Firmenlogo „VEB Automobilwerk Eisenach“ sehr erfolgreich bis 1991 fortgesetzt wurde. Nach der politischen Wende, erfolgte die Abwicklung des einstigen großen Fahrzeugproduzenten der DDR und die anschließende Übernahme durch Opel.

Das einstige weitläufige Firmengelände im Zentrum der Stadt Eisenach wurde bis auf einige denkmalgeschützte Gebäude abgetragen. Zwei der geschützten Gebäude, von namhaften Architekten in den 1930-ziger Jahren entworfen, beherbergen heute die Stiftung „ Automobile Welt Eisenach“ und das Museum „automobile welt eisenach“. Dieses Museum zeigt auf zwei Ebenen die gesamte Fahrzeugentwicklung in Eisenach beginnend mit dem ersten Motorwagen bis hin zu den aktuellen Modellen von Opel, die nun in Eisenach hergestellt werden.

Ein sehr gutes Museumskonzept lässt den Betrachter auf eine über 100 jährige Zeitreise des Automobilbaus in Thüringen gehen. Auch der Motorrennsport, der noch sehr aktiv in der Region bis heute ausgeübt wird, findet eine gute Darstellung. Optisch gut erschlossen und technisch auf dem aktuellen Stand mit Sitzgelegenheiten und einer Cafeteria erfüllt das Museum die Ansprüche aus der heutigen Zeit.
Mit einer Sonderausstellung vom 16.11.2019 – 19.04.2020 unter dem Titel „ 70 Jahre BMW/EMW 340 – die erste Nachkriegskonstruktion aus Eisenach „ haben Stiftung und Museum den Nachweis erbracht, dass der BMW/ EMW 340 mit seinen Varianten eine eigenständige Nachkriegsentwicklung der Eisenacher war, was oft widersprochen wurde.
Ein Besuch des AWE – Museums in Eisenachs ist neben der Wartburg auf dem Berge und dem Bach- Haus ein echtes kulturelles Erlebnis.
Hubert Rein
Autor: red

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