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Dr. Peter Pfeifer geht in den Ruhestand

Ein Leben für den Bergbau

Sonnabend, 23. November 2019, 10:00 Uhr
Im ausgehenden 20. Jahrhundert hat kaum jemand den Bergbau in der Region so geprägt wie er: 57 Jahre lang war Dr. Peter Pfeifer über und unter Tage tätig, in Sollstedt, bei den Bleicheröder Kumpeln, im Schachtbau und zuletzt wieder bei der NDH-E. Anlässlich der großen Barbarafeier zum 120jährigen Bestehen des Bleicheröder Schachts wurde das 75jährige "Urgestein" gestern in den Ruhestand verabschiedet...

Dr. Peter Pfeifer wurde gestern mit dem Thürigner Verdienstorden ausgezeichnet und mit 75 Jahren in den Ruhestand verabschiedet (Foto: Angelo Glashagel) Dr. Peter Pfeifer wurde gestern mit dem Thürigner Verdienstorden ausgezeichnet und mit 75 Jahren in den Ruhestand verabschiedet (Foto: Angelo Glashagel)

Wenn einer wie "Der Doktor" verabschiedet wird, da erscheint die Heilige Barbara, Schutzherrin der Bergleute, sogar persönlich. Nach 57 Jahren im Südharzer Bergbau wurde Dr. Peter Pfeifer gestern Abend im Beisein zahlreicher Gäte in den Ruhestand verabschiedet.

Das lange Leben und Wirken Dr. Pfeifers gab den Fest-, Lob-, und Dankesrednern des Abends jede Menge Material an die Hand. Pfeifer beginnt seine Laufbahn in Sollstedt, wird Mitte der 80er Jahre Grubendirketor in Bleicherode und 1988 Betriebsdirektor beim VEB Schachtbau Nordhausen.

Mit der Wende hätte Pfeifers Geschichte, wie auch die des Schachtbaus und des Bleicheröder Werkes, als eine Fußnote von vielen in den Umwälzungen dieser Zeit enden können. Das dies nicht geschah, war in ganz erheblichem Maße ein Verdienst Pfeifers, der den Betrieb bei Schachtbau auch unter der Treuhand aufrechterhielt und schließlich mit der Firma Bauer einen Partner aus dem Westen fand, mit dessen Hilfe das Überleben des Betriebs gesichert werden konnte.

Eine Lobrede gab es von der Heiligen Barbara höchstpersönlich (Foto: Angelo Glashagel) Eine Lobrede gab es von der Heiligen Barbara höchstpersönlich (Foto: Angelo Glashagel) Dr. Pfeifer blieb bis 2007 beim Schachtbau, aber damit nicht genug. Bereits seit 1996 war "Der Doktor" wie ihn Familie und Belegschaft gerne nennen, auch Geschäftsführer der "NDH-E", der "Entsorgungsbetreibergesellschaft". Unter des Doktors Ägide wurde aus dem alten Kali-Bergwerk ein Versatzbergwerk, das wieder schwarze Zahlen schreiben konnte. Die erste Haldenbegrünung, der Zusammeschluss der Grubenfelder Sollstedt und Bleicherode, die Fusion mit der Firma DEUSA und die Entwicklung eines neuen Spülversatzverfahrens - all das ging in den letzten Jahren und Jahrzehnten auf Pfeifers schwarze Bergmanns-"Kappe".

Mit seinen Erfolgen in Bergbau und Bergwirtschaft ist die lange Liste aber nicht zu Ende. Dr. Pfeifer war einer der maßgeblichen Kräfte hinter der Durchführung des 1. Thüringer Bergmannstages im Jahr 1998, der 75jährige unterstützt bis heute die Bergmannsvereine in Bleicherode und Nordhausen und ist bei manchem Gesangsverein, den Bleicheröder Narren und den Senioren der Stadt ein gern gesehener Gast.

Tatsächlich wird "der Doktor" wohl auch im Ruhestand nicht ruhen. Herr Dr. Pfeifer hat sich in Sollstedt schon ein kleines Büro einrichten lassen, um sich hier im neuen Jahr der Geschichte des Bergbaus widmen zu können, weiß Ministerpräsident Bodo Ramelow zu berichten.

Der hätte an diesem Abend auch anderswo sein können, etwa beim "Sandmännchen", das gestern 60. Geburtstag feierte, oder mit internationalem Publikum in Oberhof. Das er stattdessen nach Bleicherode gekommen ist, sei eine einfache wie bewusste Entscheidung gewesen. "Das man hier heute keine nostalgische Feier erlebt, die an etwas erinnert was einstmals war, sondern das man in Bleicherode heute sagen kann: Bergbau hat wieder Zukunft, daran hatte Herr Dr. Pfeifer entscheidenden Anteil", sagte Ramelow in der alten Kaue des Bleicheröder Bergwerks. Dr. Pfeifer habe Jahrzehntelang dafür gekämpft, das hier "das Licht nicht ausgeht", alles andere als ein banales Unterfangen in den Nachwendejahren. Man sei heute an einem Punkt, an dem man wieder "offen über Kali reden muss", sagte Ramelow.

Ich habe viel von ihnen gelernt - Ministerpräsident Bodo Ramelow zeichnete Dr. Pfeifer mit dem Thüringer Verdienstorden aus (Foto: Angelo Glashagel) Ich habe viel von ihnen gelernt - Ministerpräsident Bodo Ramelow zeichnete Dr. Pfeifer mit dem Thüringer Verdienstorden aus (Foto: Angelo Glashagel)

Es ist bei weitem nicht das erste mal, das Ramelow bei den Bleicherödern zu Gast ist, 2017 erhielt der Ministerpräsident die Auszeichnung als "Arschleder", ehrenhalber und er selbst weiß nicht mehr genau, wie viele Bäume er oben auf der Halde schon gepflanzt hat. Von Dr. Pfeifer habe er bei diesen Gelegenheiten viel über den Kali-Bergbau erfahren. "Für all das, was ich bei ihnen gelernt habe, dafür möchte ich heute Danke! sagen".

Bei einem einfachen "Danke schön" blieb es indes nicht, Dr. Peter Pfeifer wurde vom Ministerpräsidenten am Abend der Thüringer Verdienstorden verliehen. Die heilige Barbara hielt eine spitze Lobrede auf den Herrn Doktor, der Chef der Bauer-Gruppe, Thomas Bauer erinnerte an die lange Zusammenarbeit und die drei Töchter des Herrn Dr. Pfeifer schenkten dem Mann des Abends einen Familienplaner, in freudiger Erwartung nach 57 Jahren endlich mehr Zeit mit dem umtriebigen Vater (und inzwischen sechs Enkeln und Urenkeln) verbringen zu können. Eine denkwürdige Karriere in der 120jährigen Bleicheröder Bergbaugeschichte geht zu Ende. Und bevor schließlich das Höhenfeuerwerk über der alten Halde den Nachthimmel erleuchtete, war noch so manches "Glück auf!" zu hören.
Angelo Glashagel
Autor: red

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