nnz-online
Kindergartenleiterin in Ruhestand verabschiedet

Abschied von "Tante Helga" in Ellrich

Mittwoch, 30. Oktober 2019, 14:42 Uhr
Mehr als vier Jahrzehnte hat Helga Tamaschke den Ellricher Kindergarten „Sonnenhof“ geleitet. Heute ist die 64-Jährige von ihren Kindern, Mitarbeitern und Weggefährten verabschiedet worden…

Helga Tamascheke und ihr Nachholger Michael Wienrich.  (Foto: Susanne Schedwill) Helga Tamascheke und ihr Nachholger Michael Wienrich. (Foto: Susanne Schedwill)

Die Taschentücher hatten die Mitarbeiter schon auf dem kleinen Tisch auf dem Hof bereit gelegt. Wohlwissend, dass der letzte Arbeitstag von „Tante Helga“ zu Herzen gehen wird. Gut 150 Menschen, viele Kinder und einige Erwachsene, haben sich heute Vormittag von Helga Tamaschke verabschiedet, die sichtlich überwältigt war.

Der Elternbeirat hatte eine große Pflanzschale in Form eines Bootes als Abschiedsgeschenk organisiert. „Das Boot soll dich sicher in den Ruhestand bringen“, sagte Elternbeiratsvorsitzende Tina Holzhause.

Grundschulleiter Klaus-Dieter Hoche überbrachte einen großen Umschlag voller Briefe, den die Ellricher Schüler an ihre „Tante Helga“ geschrieben hatten. Eine Torte, ein Kissen, bemalte Steine, Lieder und viele Blumen schenkten ihr ihre 138 Kinder.

46 Jahre war der Kindergarten „Sonnenhof" in Ellrich „Tante Helgas“ zweites Zuhause. Seit 1976 leitete sie die Einrichtung. Die Bürotür stand bei Helga Tamaschke immer offen. „Ich kann den Krach ausblenden. Das stört mich nicht“, erzählt sie und muss lachen. Sie wollte schon immer viele Kinder um sich haben. Für die gebürtige Gudersleberin stand deshalb früh fest: „Entweder Grundschullehrerin oder Kindergärtnerin, eins von beiden wollte ich werden.“

In dem Fachwerkhaus an der Hospitalkirche hat sie Generationen aufwachsen sehen. Viele der heutigen Eltern kennt sie noch als Knirpse. „Ich habe nicht gezählt, wie viele Kinder in all den Jahren in diesem Haus ein- und ausgegangen sind“, erzählt sie. Aber es müssen sehr viele gewesen sein.

„Die Kinder sollen nicht bewahrt und nicht belehrt werden. Sondern glücklich sollen sie im Sonnenlicht wachsen, erstarken und sich entwickeln“. Das Zitat von Friedrich Fröbel liegt Helga Tamaschke am Herzen. „Den Kindern etwas beizubringen. Jeden Tag zu sehen, dass sie wieder etwas Neues können, das ist das Schönste an dieser Arbeit“, sagt sie. Seit 1994 ist das Haus ein Fröbelkindergarten, stehen das besondere Holzspielzeug, Spielen und Basteln im Zentrum der Kindergartenarbeit.

Auch Ellrichs Bürgermeister Henry Pasenow kennt „Tante Helga“ noch aus seiner eigenen Kindergartenzeit, wie der Stadtchef berichtet. In seiner ersten Zeit als Bürgermeister habe er auf die Berufserfahrung von Frau Tamaschke gesetzt. Er dankte ihr für die gute und verlässliche Zusammenarbeit und hatte sich auch eine Überraschung ausgedacht: Als Abschiedsgeschenk organisierte Pasenow als Dank der gesamten Bürgerschaft eine Heimfahrt für „Tante Helga“ mit dem Feuerwehrauto.

Auch wenn es heute ihr letzter Arbeitstag war, sie „wolle es langsam ausplätschern lassen.“ Den symbolischen Staffelstab übergab sie an ihren bisherigen Stellvertreter Michael Wienrich, der seit fünf Jahren in Ellrich Erzieher ist. „Ein paar Stunden werde ich in den nächsten Wochen aber noch hier sein“, berichtet die langjährige Leiterin. Noch sei etwas abzuarbeiten. Wenn das geschafft sei, dann wolle sie ihren Ruhestand genießen. Mehr Zeit mit den vier Enkeln verbringen: zwei leben in Ellrich, zwei in Österreich. Es gilt Freundschaften zu pflegen, den Kinderkarneval zu organisieren und Zeit zum Radfahren zu finden. „Darauf freue ich mich“, sagt sie.

Susanne Schedwill

Autor: sul

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de