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Orchideenwiese soll sterben

Montag, 14. Oktober 2019, 07:46 Uhr
Die Schuderbachwiese bei Oberhof beherbergt einen der größten Arnika-Bestände (Arnica montana) Thüringens und zugleich rund 600 Exemplare der außerhalb der Alpen vielfach ausgestorbenen Orchidee Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride). Das hält den Ministerpräsidenten Thüringens, Bodo Ramelow nicht davon ab, eine Zerstörung der Wiese für einen Golfplatz zu befürworten.

arnika (Foto: Bodo Schwarzberg) arnika (Foto: Bodo Schwarzberg)
Die Arnika gehört zu den stark zurückgehenden Pflanzenarten. Im Südharz kämpft der BUND-Kreisverband Nordhausen um die Erhaltung der letzten Exemplare.

Die Schlagzeilen der Presse, Vereine und sozialen Medien sind einhellig: „Gefahr für die Schuderbachwiese“, „Die Schuderbachwiese – einzigartig und bedroht“, „Golfspieler wollen Arnikavorkommen zerstören“, „Juwel der Artenvielfalt in Bedrängnis“ usw. (Beispiel: https://naturgebloggt.de/die-schuderbachwiese-in-thueringen-ein-juwel-der-artenvielfalt-in-bedraengnis/
Dabei hatte die DDR hier ein gutes Werk getan, als sie den Golfplatz auf der immerhin 5,8 ha großen Wiese nach dem Krieg schloss. Das, was einst der Freizeit einer gut betuchten Minderheit diente, wurde in den folgenden Jahrzehnten zum Genuss einer Erholung suchenden Mehrheit. - Und zum Refugium für den Artenschutz.

Denn, während wir vom BUND-Kreisverband Nordhausen im Südharz um das Überleben der letzten Arnika-Pflanzen kämpfen, leuchtet die Schuderbachwiese bei Oberhof während des Sommers noch im Gelb tausender Blütenkörbe dieser wunderschönen Pflanze. Durch eine extensive Bewirtschaftung wurde der englisch kurz getrimmte, extrem artenarme Rasen des Golfplatzes, ein Kleinod unserer Biosphäre. Zur Erhaltung der Artenvielfalt aber hat sich Deutschland international verpflichtet.
So ist es nicht nachvollziehbar, dass Ministerpräsident Ramelow die Zerstörung der Wiese für die Wiedererrichtung des Golfplatzes befürwortet. Denn das widerspricht nicht nur der Nationalen und der Thüringer Biodiversitätsstrategie, sondern auch der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU mit ihrem Verschlechterungsverbot für Lebensraumtypen von gemeinschaftlicher Bedeutung. Und nicht zuletzt dem Wahlprogramm der Linken. Darin heißt es nämlich:
„Der Naturschutz soll künftig weiter gestärkt werden, indem zum Beispiel die Biodiversitätsstrategie fortgeführt und das Netz der Natura 2000-Stationen weiter gefördert wird. Außerdem sollen Thüringens geschützte Landschaften internationale Kriterien erfüllen.“

Abgesehen davon, dass es auch bei den hektisch bestimmten Natura 2000-Stationen hinsichtlich Qualität Nachholbedarf zu geben scheint; zentraler Inhalt der im linken Programm genannten Thüringer Biodiversitätsstrategie ist es,

„…diese Vielfalt als wichtiges Erbe für zukünftige Generationen in ihrer natürlichen und historisch gewachsenen Umwelt zu erhalten. Der Fokus ist dabei auf gefährdete und vom Aussterben bedrohte Arten und Unterarten gerichtet.“ (S. 16)

Die auf der Schuderbachwiese besonders bedeutsamen und in großer Individuenzahl siedelnden Arten Grüne Hohlzunge und Arnika sind im Freistaat sogar stark gefährdet, müssten also gefördert, statt vernichtet werden.

Mittlerweile wurde eine Petition entrüsteter Bürger mit tausenden Unterschriften gegen den Golfplatz an den Thüringer Landtag übergeben. Ob es Ramelow und den anderen Golfplatzbefürwortern gelingt, die Zerstörung eines weiteren Stückes artenreicher Natur entgegen eigener Landes-, nationaler und internationaler Ziele im Artenschutz durchzusetzen, steht derzeit noch in den Sternen.

Sich, für die Linken traditionell, eher ärmeren Schichten der Bevölkerung und deren Interessen zuzuwenden, hat eigentlich mit dem Einsatz Ramelows für einen eher von reichen Personen genutzten Golfplatz, wenig zu tun.
Bodo Schwarzberg
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Autor: red

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