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Krätzeausbruch im Südharz

Zwei Pflegeheime betroffen

Mittwoch, 09. Oktober 2019, 21:00 Uhr
In Pflegeheimen im Südharz soll in den zurückliegenden Wochen die Krätze ausgebrochen sein. Die nnz mit den Einzelheiten...


Erst auf Nachfrage beim Gesundheitsamt des Landkreis Nordhausen erhielten wir Auskunft und die Bestätigung, dass "im September im Landkreis Nordhausen von zwei Einrichtungen Häufungen von Krätzeerkrankungen gemeldet" wurden. "Es handelt sich dabei um Einrichtungen zur Betreuung und Unterbringung älterer, behinderter oder pflegebedürftiger Menschen." Diese Meldungen an das Gesundheitsamt erfolgten auf der Grundlage der gesetzlichen Mitteilungspflicht.

Insgesamt seien in diesen beiden Einrichtungen insgesamt 30 Personen von der Krätzeerkrankung betroffen gewesen, teilt das Amt mit. Nach nnz-Informationen gehören beide Einrichtungen zu einem Träger.

Weiter teilt das Gesundheitsamt mit: "Entsprechend der aktuellen Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes und Thüringer Leitfadens zu Maßnahmen beim Auftreten von Krätze (Skabies) in Gemeinschaftseinrichtungen wurden in den Einrichtungen die notwendigen Maßnahmen getroffen.
Durch einen Aushang wurden Betreute, Angehörige und Personal über die Krätzeerkrankung informiert. Die Informationsblätter der BZgA über die Krätzeerkrankung wurden in den Einrichtungen an Betroffene und Kontaktpersonen ausgehändigt.

In Zusammenarbeit der Einrichtungen mit dem Gesundheitsamt, mit den behandelnden Hausärzten und einem Dermatologen wurden alle Erkrankten und alle engen Kontaktpersonen in den Einrichtungen untersucht und die leitliniengerechte Behandlung für Krätze individuell festgelegt.

Es wurde die zeitgleiche Behandlung der Erkrankten und der engen Kontaktpersonen organisiert. Kombiniert mit dieser Behandlung wurde die Dekontamination der Umgebung durchgeführt.

Bezüglich der Problematik der Krätzeerkrankungen wurde durch das Gesundheitsamt Kontakt zu allen im Landkreis Nordhausen tätigen Haus- und Kinderärzten aufgenommen.

Aktuell soll noch eine Einrichtung von einem Ausbruch der Krätze betroffen sein.
Peter-Stefan Greiner

Infos des Gesundheitsamtes

Krätze ist eine weltweite vorkommende Erkrankung und betrifft Personen jeden Alters. Erreger ist die Krätzemilbe, die nur 0,2 – 0,5 mm groß sind.

Die begattete weibliche Krätzemilbe gelangt in die oberste Hautschicht beim Menschen und legt dort ihre Eier. Aus diesen schlüpfen nach etwa drei Tagen Larven, die das Gangsystem verlassen und sich an weichen Hautstellen, in Falten und Vertiefungen einnisten. Dieses Stadium wird als das Nymphenstadium bezeichnet. Aus diesen Nymphen entwickeln sich nach zwei bis drei Wochen die geschlechtsreifen Milben. Die Übertragung der Krätzemilben setzt, da sie sich nur langsam bewegen, einen großflächigen, längeren und kontinuierlichen Hautkontakt mit einer Dauer von fünf bis zehn Minuten voraus. Händeschütteln, Begrüßungen, flüchtige direkte Hautkontakte sind also ohne Risiko für eine Übertragung.

Theoretisch ist die Übertragung der Milben auch über Textilien wie zum Beispiel Bettwäsche, Polstermöbel möglich. Dieser Übertragungsweg ist eher selten. Die Ansteckungsfähigkeit von Krätzemilben ist umso geringer, je länger sie von ihrem Wirt (dem Menschen) getrennt sind.

Nach Übertragung der Krätzemilben und Infestation treten die ersten Symptome nach zwei bis fünf Wochen auf. Zu diesen Symptomen gehören typische Hautveränderung und Juckreiz an typischen Stellen.
Die Behandlung der Betroffenen erfolgt entsprechen der Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Dermatologie durch Einreibung des ganzen Körpers mit einer Salbe (Permethrin 5% - Salbe) oder durch systemische Behandlung in Form von Tabletten (Skabioral 3 mg). Der behandelnde Arzt entscheidet je nach Risikoprofil des Betroffenen, welche Methode angewendet wird.

Gleichzeitig werden auch enge Kontaktpersonen mitbehandelt. Wer als enge Kontaktpersonen einzustufen ist, wird entsprechend der Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes festgelegt. Auch muss die Umgebung der Betroffenen entsprechend der Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes gleichzeitig dekontaminiert. Dazu gehören unter anderem Textilien und Gegenstände, zu denen der Betroffene längeren großflächigen Hautkontakt (Möbel, Plüschtieren) hatte. Es muss zum Beispiel die Bettwäsche gewechselt werden und auch die Polstermöbel abgesaugt werden. Wäsche und Gegenstände, die nicht bei 60 Grad Celsius gewaschen werden können, sollten in Plastikbeuteln für 72 Stunden luftdicht verschlossen, gelagert werden. Gegebenenfalls muss dieses gesamte Vorgehen nach 10 Tagen nochmals wiederholt werden.
Autor: red

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