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Offener Brief an Nordhäuser Oberbürgermeister:

"Wir hätten da mal eine Frage, Herr Buchmann!"

Montag, 30. September 2019, 16:04 Uhr
Mitte September hatte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow zu einem ersten Gipsdialog eingeladen. Dabei gab es auch ein Statement von Nordhausens OB, der in der Südharzer Gipsindustrie ausschließlich einen Verursacher von Belästigungen für die Stadt sah. Jetzt haben die drei Betriebsräte einen offenen Brief geschrieben...


Mit Interesse haben wir Betriebsräte am 18. September Ihre Ausführungen innerhalb des Gips-Dialogs in der Hochschule Nordhausen verfolgt, zu dem Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow eingeladen hatten.

Wenn wir Sie richtig verstanden haben, dann “erzeugt” die Südharzer Gipsindustrie für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Nordhausen ausschließlich Dreck, Belästigungen unterschiedlicher Art, Staub, kaputte Straßen und Gehwege. Wir fragen Sie daher mit großer Besorgnis für Teile unserer Belegschaft, ob Sie auch weiterhin zu diesen getroffenen Aussagen stehen? Wenn ja, möchten wir Sie mit folgendem Szenario vertraut machen, das eventuell eintreten könnte:

1. In den Budgetberatungen der drei Unternehmen wird aktuell darüber diskutiert, bei möglichen betriebsbedingten Kündigungen ausschließlich Arbeitnehmer aus der Stadt Nordhausen zu berücksichtigen.

2. Die Einkaufsabteilungen der drei Unternehmen werden angehalten, bei den künftigen kleinen und großen Investitionsprojekten keine Unternehmen aus Nordhausen zu beauftragen.

3. Weiterhin soll unserer Kenntnis nach beschlossen werden, die Hochschule Nordhausen bis auf Weiteres von Forschungsaufträgen und der Vergabe von Drittmitteln auszuschließen und stattdessen andere Hochschulen und Universitäten außerhalb Thüringens als Kooperationspartner zu gewinnen.

4. Ab dem kommenden Jahr wird zudem jegliche Unterstützung für kulturelle Veranstaltungen in der Stadt Nordhausen eingefroren, wird die Unterstützung von Sportvereinen, für Jugend- und Kulturarbeit eingestellt. Die freiwerdenden Mittel werden vorzugsweise für andere Kommunen in Thüringen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bereitgestellt.

Dies könnte nur ein Ausschnitt der möglichen zu beschließenden Maßnahmen der drei Unternehmen sein. Das mag ungerecht und hart für Sie klingen, aber - wenn wir Sie am 18. September richtig verstanden haben - ist das die einzige Alternative für Unternehmen, die für die Stadt, deren Oberbürgermeister Sie sind, nicht nutzbringend sind.

Sollten wir ihre getroffenen Aussagen falsch interpretieren, dann lassen Sie uns das wissen. Vielleicht können wir die eventuellen Missverständnisse bei einem gemeinsamen Termin ausräumen. Gern können wir Ihnen einige Zahlen, Daten und Fakten aus der DIW-Studie aus Sicht der Arbeitnehmer erläutern.

Auf eine Antwort (auch gern öffentlich) wartend verbleiben wir mit freundlichen Grüßen

Rüdiger Fuhrmann
Vorsitzender Betriebsrat CASEA
Pontelstraße 5
99755 Ellrich

Uwe Helbing
Vorsitzender Betriebsrat Saint Gobain Formula
Kutzhütte
37445 Walkenried

Roland Flügel
Vorsitzender Betriebsrat Fa. KNAUF Rottleberode
Knaufstraße 1
06536 Südharz
Autor: red

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