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DWD zur Pflanzenentwicklung im Sommer 2019:

Wassermangel bis in tiefe Bodenschichten

Sonnabend, 28. September 2019, 08:15 Uhr

Der Sommer war ähnlich wie im Vorjahr trocken, warm und sonnig. Problematisch für die Böden war das Wasserdefizit des Jahres 2018. Es konnte über den Winter nicht ausgeglichen werden und verschärfte sich im Jahr 2019 weiter. So mangelte es auch in tiefen Bodenschichten erheblich an Wasser, was beispielsweise für Waldbäume zunehmend zum Problemwurde. In den ersten beiden Augustdekaden dann aber fielen Niederschläge, die zumindest einigen Kulturen noch zugutekamen. Das berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD) über die Auswirkungen des Wetters auf die Landwirtschaft in Deutschland im Sommer 2019.

Der Sommer startete bereits trocken im Juni



Die Juni-Witterung war sonnig und warm wie nie und trocken bis auf einige schwere Gewitter. Das trieb die potentielle Verdunstung enorm in die Höhe - mit im Mittel rund 145 Litern pro Quadratmeter (l/m2) war sie etwa 45 l/m2 höher als im vieljährigen Mittel. Da die Böden aber überwiegend recht trocken waren, konnte im Deutschlandmittel tatsächlich nur gut die Hälfte des potentiell Möglichen verdunsten. Dort wo die Böden besonders trocken waren, wie im Osten Deutschlands, betrug die reale Verdunstung daher bis zu 35 l/m2 weniger als im Mittel. Dort wo die Böden eher feucht waren, so wie im Süden Deutschlands, verdunsteten bis zu 60 l/m2 mehr als normal. Die Bodenfeuchte war im Juni nach der kurzen Erholung im Mai imDeutschlandmittel wieder deutlich gesunken. Mit nur 61 Prozent nutzbarer Feldkapazität (nFK) lag sie sehr nah am Minimum der Jahre 1991-2018 (58,6 Prozent nFK). Im Vorjahr 2018 war der Wert mit 62,6 Prozent nFK nicht ganz so niedrig. Der Reifeprozess der Kulturpflanzen wurde vor allem im letzten, heißen Monatsdrittel stark beschleunigt. Allerdings litten die Pflanzen teils unter Trockenstress und die Wald- und Grasbrandgefahr stieg örtlich auf die höchste Stufe. Positiv war hingegen der geringe Befall mit Pilzkrankheiten in den Beständen.

Die Böden konnten im Juli nicht annähernd das potentiell Mögliche verdunsten



Im Juli 2019 mussten die Pflanzen mit extremen Temperaturunterschieden zurechtkommen. Einerseits gab es in der ersten Monatshälfte ungewöhnlich kühle Nächte; im Bergland trat vereinzelt sogar Frost in Bodennähe auf. Andererseits stiegen die Temperaturen während der extremen Hitzewelle um den 25. Juli im Westen Deutschlands in den Niederungen teils über 40 Grad Celsius. Diese Hitze hatte offensichtlich die größeren Auswirkungen: Vor allem im Obst- und Weinbau kam es an den Früchten durch Überhitzung des Gewebes zu Sonnenbrand, aber auch Blätter, zum Beispiel von Zuckerrüben, trugen Schäden davon. Dies alles spielte sich vor dem Hintergrund stark ausgetrockneter Böden ab: Die Bodenfeuchte lag im Deutschlandmittel nur bei 49,8 Prozent nFK und damit niedriger als jemals im Juli im Vergleichszeitraum 1991 - 2018. Die Folge: Bei Kulturpflanzen stand vielerorts der Trockenstress im Vordergrund. Die potenzielle Verdunstung lag entsprechend dem überdurchschnittlich sonnigen und warmen Monat deutlich über dem vieljährigen Mittel, die reale Verdunstung war hingegen aufgrund der ausgetrockneten Böden - abgesehen vom äußersten Süden - unterdurchschnittlich. Getreide wurde etwas früher als üblich geerntet. Lokale Niederschläge, Bodengüte und wassersparende Bearbeitung gaben dabei oft den Ausschlag zwischen zufriedenstellendem und stark unterdurchschnittlichem Ertrag.

Lindernde Niederschläge für einige wenige Regionen und Kulturen im August



Auch wenn der August mehr Niederschläge mit sich brachte als die vorangegangenen Sommermonate, reichte der Regen an den meisten Orten nicht aus, um die angespannte Bodenfeuchtesituation deutlich zu verbessern. Im Vergleich zum Juli wurden im Deutschlandmittel zwar keine neuen Tiefstwerte erreicht, die nutzbare Feldkapazität mit einem Monatswert von 53,3 Prozent lag aber deutlich unter dem Mittel der Jahre 1991 - 2018 (68,1 Prozent nFK). Die regionalen Differenzen bezüglich der Bodenfeuchte waren sehr markant. So lagen die Werte zwischen Magdeburg und Erfurt nur zwischen 0 und 25 Prozent nFK, am südlichen Alpenrand hingegen bei deutlich über 100 Prozent nFK. Teilweise kamen die Niederschläge in den ersten beiden Dekaden noch Hackfrüchten und Mais zugute. Die trockenen Bedingungen zum Monatsende veranlassten dann viele Landwirte, die Bestellung von Winterraps zu verschieben, so dass die Aussaat im Mittel etwa 5 Tage später stattfand als in den Jahren seit 1992.
Autor: red

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