nnz-online
Verbraucherschutzzentrale warnt:

Klimaschutz geht nur mit Verbraucherschutz

Sonnabend, 21. September 2019, 12:49 Uhr
Klimaschutzvorschläge dürfen nicht einseitig zulasten der Verbraucherinnen und Verbraucher gehen.
Verbraucher müssen auf klimafreundliche Alternativen umsteigen können.

Eine verbrauchergerechte CO2-Bepreisung und Anreize für eine Energie- und Verkehrswende, wobei
Klimaschutz und Verbraucherschutz zusammengedacht werden müssen. Das fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). So müsse eine CO2-Bepreisung verbraucherfreundlich ausgestaltet werden. Der vzbv fordert zudem ein Maßnahmenpaket, mit dem Verbrauchern ökologisch verträglichere Alternativen unterbreitet werden, etwa beim Heizen oder im Verkehr.

„Ein weiter so in der Klimapolitik darf es nicht geben. Alle sind gefordert, einen Beitrag zu leisten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten jetzt von der Bundesregierung überzeugende Vorschläge, um wirklich CO2 einzusparen. Das Klimakabinett darf kein Paket schnüren, von dem vor allem Unternehmen profitieren. Die Bundesregierung muss ein Klimaschutzgesetz mit einem wirksamen und sozial ausgewogenen Gesamtkonzept vorlegen, das den Verbrauchern den Umstieg auf klimaverträgliche Alternativen ermöglicht“, sagt Klaus Müller, Vorstand des vzbv.

CO2-Bepreisung fair und sozial gerecht gestalten
Klimaschädliche CO2-Emissionen müssen einen ehrlichen Preis bekommen, fordert der vzbv. Dadurch würde ein echter Preis pro Tonne CO2 sichtbar und es gäbe Anreize, Emissionen zu vermeiden. „Mit Einnahmen aus einer CO2-Bepreisung darf die Bundesregierung aber weder Haushaltslöcher stopfen noch Unternehmen subventionieren. Das Geld muss vollständig an die privaten Verbraucher zurückfließen, etwa durch einen jährlichen Klimascheck. Sollte die Bundesregierung die EEG-Umlage oder Stromsteuer senken, muss dies zu 100 Prozent bei den Verbrauchern ankommen und nicht bei den Energieversorgern hängen bleiben“, so Müller.

Unter dem Strich würden Verbraucher mehr zahlen, die viele fossile Kraft- und Heizstoffe nutzen. Haushalte, die wenig Energie verbrauchen oder ihre Heizung mit erneuerbaren Energien betreiben, würden dagegen gering oder gar nicht belastet. Zugleich fordert der vzbv Härtefallregelungen für Pendler und Haushalte mit geringem Einkommen.

Wärmewende verbraucherfreundlich gestalten
Neben einer CO2-Bepreisung muss die Große Koalition vor allem die Wärmewende und die Verkehrswende vorantreiben. Gebäude sind für rund 30 Prozent der CO2-Emissionen Deutschlands verantwortlich, der Verkehr für circa 20 Prozent. Der vzbv hat zwei Positionspapiere mit Vorschlägen in diesen Sektoren veröffentlicht. Für eine Wärmewende müssen Neubauten energieeffizienter werden. Bei Bestandsbauten muss der Gebäudebestand energieeffizient saniert sowie Heizungen modernisiert und auf erneuerbare Energien umgerüstet werden.

Sinnvoll ist aus Sicht des vzbv die Einführung eines Steuerbonus zur Absetzung energetischer Sanierungskosten für Hauseigentürmer. Damit das kein Placebo wird, muss diese Förderung über mindestens zehn Jahre laufen und 1,5 Milliarden Euro oder mehr pro Jahr betragen.

Im Gebäudebestand muss der Austausch ineffizienter und fossiler Heizungsanlagen analog zur Höhe der eingesparten CO2-Emissionen gefördert werden. Die bisherige Förderung für die Anschaffung neuer Öl-Kessel muss dagegen abgeschafft werden. Für Neubauten fordert der vzbv ein Verbot fossiler Ölheizungen, damit Verbraucher nicht die nächsten Jahrzehnte in einer Kostenfalle gefangen sind.

Verbrauchergerechte Verkehrswende mutig anpacken
„Wer Klimaschutz ernst nimmt, muss die Verkehrswende mutig anpacken. Die Bundesregierung muss im Verkehrsbereich klimaschädliche Subventionen abbauen, klimaverträgliche Technologien fördern sowie für neue Infrastrukturnetze und echte Alternativen sorgen. Vor allem der ÖPNV muss durch massive Investitionen in die Lage versetzt werden, ein zuverlässiges und qualitativ hochwertiges Angebot zu bieten“, so Müller.

Darüber hinaus fordert der vzbv eine Absenkung der Mehrwertsteuer für Bahnreisen und Sharing-Angebote, eine sozial gestaffelte E-Auto-Prämie sowie den verbraucherfreundlichen Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Zudem müssten Verbraucher schnell und einfach alternative Mobilitätsangebote finden können. Derzeit seien die Angebote dezentral und sehr komplex.
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de