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Vortrag im Geschichtsverein

Stadtarchivar stellte Sensationsfund vor

Mittwoch, 11. September 2019, 08:09 Uhr
Im Frühsommer 2017 wurde im Nordhäuser Kunsthaus Meyenburg eine der größten städtischen Sammlungen gesichtet, verpackt und nummeriert. Es handelt sich um ca. 9.000 Siegelabdrücke, Siegelstempel bzw. Abgüsse. In der Septemberveranstaltung des Nordhäuser Geschichtsvereins gab es zu diesem Sensationsfund einen spannenden Vortrag...

Vorstandsmitglied und Stadtarchivar Dr. Wolfram Theilemann referierte gute 60 Minuten zur „Nordhäuser Siegelsammlung“. Nach seinen Worten bildete diese Sammlung zusammen mit der Münzsammlung den Ausgangspunkt für das erste Museum der Rolandstadt, welches im Jahr 1876 eröffnete wrde. Die Meyenburg-Villa war für ein Großteil der Sammlungen über mehrere Jahrzehnte Aufbewahrungsort.

Doch niemand hatte mehr Kenntnis davon. Noch bis zum Jahr 2012 galt nach Theilemanns Worten die Sammlung als verloren. Eines Tages nahm man sich eine Kommode näher in Augenschein. Zunächst passte kein Schlüssel dazu. Man kramte und kramte, und siehe da – einer passte schließlich. Was da zum Vorschein kam, glich in der Tat einer kleinen Sensation.

Siegel aller Couleur waren da zu finden. Die ältesten Sammlungsstücke stammen aus dem 15. Jahrhundert, die jüngsten aus dem vorigen Jahrhundert. Teile der Sammlungen wurden vermutlich vom Stadtarchiv zusammengetragen. Vorrangig aber stammen sie aus Schenkungen wohlhabender Nordhäuser Bürger. Diese hatten sie offensichtlich von Urkunden, die ihnen wertlos erschienen, abgetrennt.

Vortrag zu historischem Sensationsfund (Foto: Hans-Georg Backhaus) Vortrag zu historischem Sensationsfund (Foto: Hans-Georg Backhaus)

Hervorragende Arbeit leistete der junge Praktikant Dominique Rheinländer. Er hatte einen großen Teil der im Kunsthaus entdeckten Sammlungsstücke, die zumeist großen Schimmelbefall aufwiesen, unter enormen Aufwand und mit speziellen Verfahren und mitunter auch im Schutzanzug gereinigt und vorverpackt. Insgesamt konnten 25 Archivkartons gefüllt werden.

Dominique Rheinländer fertigte zudem Listen zu den Sammelstücken an, die später als „Rheinländer-Listen“ bezeichnet wurden. Ebenfalls hatte der bekannte TA - Fotoreporter Roland Obst beträchtlichen Anteil an der Archivierung. Sämtliche Stücke wurden von ihm fotografisch unter Anwendung des sogenannten TIFF – Formates dokumentiert.


Wie Untersuchungen ergaben, stammen die Siegelabdrücke aus Nordhausen, aus den gesamten mitteldeutschen Raum sowie aus der ganzen Welt. Und zwar von Königen und Fürsten, von Ministerien sowie Bistümern und Klöstern. Und was den Wert der Sammlung betrifft, so liegt er nach Einschätzung von Wolfram Theilemann in seiner Vielfalt.

Es ist nur zu verständlich, dass seitens der Mitarbeiter des Kunsthauses Meyenburg wie auch des Nordhäuser Stadtarchivs die Freude darüber recht groß ist, dass trotz Kriege, Raumnotstand und unzureichender Betreuung diese Sammlung nunmehr sachgerecht erschlossen werden konnte. Wie Dr. Theilemann abschließend informierte, soll sie im nächsten Jahr als Teil einer Sonderausstellung ansprechend präsentiert werden. Und zwar im Nordhäuser Museum Flohburg.

Der nächste Vereinsabend der Südharzer Geschichtsfreunde findet am Dienstag, 8. Oktober 2019, um 19.30 Uhr im Museum Tabakspeicher in der Nordhäuser Bäckerstraße 20 statt. Diesmal geht es um „Das Personal des Stifts Zum Heiligen Kreuz in Nordhausen im späten Mittelalter“. Dazu hat Markus Krönert aus Leipzig einen abendfüllenden Vortrag vorbereitet. Gäste sind wie immer sehr willkommen.
Hans-Georg Backhaus
Autor: red

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