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Für eine offene, plurale und partizipative Erinnerungskultur

zusammenGEdenken

Mittwoch, 14. August 2019, 12:38 Uhr
Ehrenamtliche Vereine aus ganz Deutschland setzen sich in einem offenen Brief gegen Angriffe auf die Erinnerungskultur zur Wehr. Ab dem 17.08.2019 finden gemeinsame Aktionstage der Initiativen statt. Jugend für Dora bietet in diesem Rahmen eine Führung in Nordhausen zum Thema „Nordhausen im Nationalsozialismus“ an...


In einem gemeinsamen offenen Brief haben Initiativen aus ganz Deutschland, die sich für die Erinnerung an den Nationalsozialismus einsetzen, deutlich Stellung bezogen gegen jegliche Form der Relativierung und Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen. Sie betonen dabei, dass die Erinnerungskultur aus der Gesellschaft heraus entstanden sei und entstehe.

Weiter fordern die Initiativen auf: „Alle können unsere Arbeit und Inhalte kennenlernen, können aktiv mitwirken und unterstützen, können hinterfragen und diskutieren“, so Katharina Friedek, Vorsitzende des Vereins Jugend für Dora, dem Verein, der die Vernetzung initiiert hat.

„Der Name ‚zusammenGEdenken‘ steht einerseits für die Vielfalt in der deutschen Erinnerungs- und Gedenkstättenlandschaft, die aber geeint ist in dem Ziel würdig an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Andererseits steht es für die Gegenwartsbezogenheit des Gedenkens: Es geht nicht nur um das was war, sondern um das was es heute mit uns macht und was wir daraus für Schlüsse ziehen.“, erläutert Friedek weiter.

Thomas Schleissing-Niggemann von der Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde ergänzt: „Auch wenn wir alle an unterschiedlichen Orten in ganz Deutschland arbeiten, so stehen wir doch gemeinsam auf gegen den Hass, der in Deutschland wieder mehrheitsfähig zu werden droht.“ In ihrem offenen Brief verweisen die Ehrenamtlichen dementsprechend auch auf „Hetze und Rassismus in der Öffentlichkeit, im Internet und in den Parlamenten“, die die offene und plurale Gesellschaft bedrohen.

Die dringend notwendige Lebendigkeit und Weiterentwicklung der Erinnerungskultur zeigt sich gegenwärtig am Beispiel Sachsenburg. Dort befand sich von 1933 bis 1937 eines der frühen nationalsozialistischen Konzentrationslager. Das fast vollständig erhaltene Gesamtensemble stellt eine herausragende Grundlage dar, um die verschiedenen Perspektiven auf das Lager von Täterschaft, Opfern, der Einbindung in die Gesellschaft sowie den nationalsozialistischen Machtapparat zu vermitteln.

Statt die bestehenden Originalgebäude als Lernort weiter zu erhalten, soll die frühere Kommandantenvilla als eines der wichtigsten Teile des Geländes abgerissen werden. „Obwohl es auch in Sachsen viele frühe Konzentrationslager gegeben hat, fehlt es bisher an einer entsprechenden Gedenkstätte, die diesen Teil der Geschichte in den Blick nimmt. Mit Sachsenburg besteht die Möglichkeit besonders die frühe Phase der Konzentrationslager in den Blick zu nehmen. Hier kann gezeigt werden, wie die Lager zur Machtsicherung der nationalsozialistischen Diktatur dienten. Für die politisch-historische Bildungsarbeit wäre ein alle Gebäude umfassender Lern- und Gedenkort eine einmalige Chance, die aber derzeit nicht ergriffen wird“, erläutert Anna Schüller von der Geschichtswerkstatt Sachsenburg.

Auch der Nordhäuser Verein Jugend für Dora hat den offenen Brief unterzeichnet. Am Sonntag, den 18. August 2019, wird Jugend für Dora eine Führung anbieten:

In Nordhausen, am 18.08., 10:00 Uhr zum Thema „Nordhausen im Nationalsozialismus“, Treffpunkt: Theaterplatz Nordhausen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Den offenen Brief finden Sie hier: https://jugend-fuer-dora.de/offenerBrief/

Das Vernetzungstreffen aus dem die gemeinsamen Aktionstage hervorgegangen sind, wurde gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung, der Thüringer Staatskanzlei sowie der Doris-Wuppermann-Stiftung.
Autor: red

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