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Ministerpräsident Ramelow zu Besuch in Nordhausen

Innovation aus Tradition

Mittwoch, 10. Juli 2019, 15:30 Uhr
"Kluge Köpfe, Zukunftsthemen" - unter diesem Motto ist Thüringens Ministerpräsident dieser Tage im Freistaat unterwegs. Auf der Sommertour machte man heute auch in Nordhausen halt und besuchte ein Unternehmen, das wie kein anderes vor allem für Tradition steht...

Ministerpräsident Bodo Ramelow zu Besuch bei Nordbrand Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel) Ministerpräsident Bodo Ramelow zu Besuch bei Nordbrand Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)

Nordhausen ohne Korn - nicht denkbar. Dabei hätte nach der Wende durchaus Schluss sein können mit der 500jährigen Brenntradition am Südharz. Der VEB ging in die Hände der Firma "Eckes" aus dem Westen über. Doch statt die Produktion zu verlagern wurde investiert. Heute produziert Nordbrand 97 Spirituosen und füllt mit Korn, Likör und Gin 200 Produkte in verschiedensten Größen und Formen.

Es sei diese Erfolgsgeschichte, die ihn heute nach Nordhausen gebracht habe, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) heute im Nordbrand-Werk zwischen ratternden Flaschen, Etiketten, Kartons und Lagerbehältern. Was man in Nordhausen geschafft habe sei in Anbetracht der angespannten Lage im Lebensmittelmarkt nicht "banal". Nordbrand habe sich im Markt mit neuen Ideen behaupten können, ohne die eigenen Wurzeln zu verlieren.

"Hier werden in acht Stunden 500.000 Flaschen abgefüllt. Die muss man erst einmal an den Mann bringen", sagte Ramelow, "Abfüllen kann jeder. Etwas neu zu entwickeln und zu erweitern, das gelingt nicht allen. Als Thüringer kann man immer mit Stolz auf Nordhausen verweisen. Gleiches gilt für Ostdeutschland und Rotkäppchen. Das sind zwei ganz starke Namen, die für mehr stehen, als für sich selbst allein. Sie stehen auch für eine starke Region. Wenn Thüringen als Bundesland im Vergleich der 28 europäischen Länder antreten würde, dann wären wir mit unserer Wirtschaftskraft auf Platz 19, nimmt man die drei Ostdeutschen Länder zusammen, landet man auf Platz 13. Bei allen Problemen die wir haben und die wir anpacken müssen dürfen wir unsere Stärken nicht aus dem Blick verlieren. Wir sehen uns da häufig nicht selbst im rechten Lich und auch deswegen machen wir diese Tour."

Betriebsleiter Robert Becke führte den Ministerpräsidenten durch das Werk (Foto: Angelo Glashagel) Betriebsleiter Robert Becke führte den Ministerpräsidenten durch das Werk (Foto: Angelo Glashagel) "Stark" ist Nordbrand aktuell vor allem mit dem hauseigenen Eierlikör, der im Osten sein Marktsegment beherrscht und mit dem Pfefferminzlikör, liebevoll "Pfeffi" genannt, der deutschlandweit auf Platz 1 steht. "Der "Pfeffi" ist gerade ein absolutes Trend-Getränk, aber auch Gin geht gerade gut", sagte Brennerei-Chef Robert Becke. Demnächst werde man mit einem neuen Wacholder-Schnaps an den Markt gehen und auch für das Sortiment der Traditionsbrennerei hat man einen neuen Gin in der Produktion.

Für den Staat bedeutet der Erfolg der Nordhäuser Brennmeister bares Geld, 124 Mio. Euro Branntweinsteuer fließen jährlich aus Nordhausen an den Bund, erklärte Ministerpräsident Ramelow. "Die Stadt und der Kreis sehen von diesem Geld nichts. Ich finde schon ein wenig davon sollte auch in die Region fließen. Da sind wir schnell bei der grundsätzlichen Gerechtigkeitsfrage zwischen Ost und West. Bis heute lägen die reichsten Städte des Landes im Westen, die ärmsten fast ausschließlich im Osten.

Mehr Aufmerksamkeit aus Berlin erhofft man sich auch in der heiklen Gipsfrage. Wenn der Kohleausstieg realisiert werde, könne man den REA-Gips, der dann verloren gehe, nicht zu 100% durch Naturgips ersetzen, meinte der Ministerpräsident. Um Alternativen bemühe man sich vor allen anderen an der Hochschule Nordhausen und daraus könnten der Region neue Chancen erwachsen, insbesondere dann, wenn man sich in Berlin für Forschungsgelder stark mache. "Wir haben die Nase da jetzt vorn. Alle reden über Kohle, wir reden über neue Dämmstoffe. Wenn wir die Forschung und Entwicklung hier vorantreiben, dann muss auch die Wertschöpfung die daraus folgt, in Nordhausen bleiben.", meinte Ramelow, auch. mit Blick auf die Entwicklung des Industriegebietes Goldene Aue.

Dazu wird der Ministerpräsident bald noch einmal in Nordhausen weilen und zum Gespräch zwischen Wissenschaftlern und Wirtschaft an die Hochschule laden. Wann das genau passieren wird, steht indes noch nicht fest, sicherlich aber vor dem 27. Oktober.
Angelo Glashagel
Autor: red

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