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Festlicher Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Hentrich

Ein Abschied, keine Verabschiedung

Sonntag, 23. Juni 2019, 18:56 Uhr
Mit einem festlich gestalteten Hochamt und einem anschließenden Gemeindefest verabschiedeten die katholischen Christen des Südharzkreises und einigen Gemeinden des Kyffhäuserkreises Pfarrer Richard Hentrich am Sonntag in den Ruhestand. Als Nachfolger von Wolfgang Ipolt, stand Hentrich seit 2004 der Nordhäuser Domgemeinde vor. Die nnz mit weiteren Einzelheiten…

Festliche Abschiedsfeier für Richard Hentrich im Nordhäuser Dom (Foto: Hans-Georg Backhaus) Festliche Abschiedsfeier für Richard Hentrich im Nordhäuser Dom (Foto: Hans-Georg Backhaus)

In seinen Eingangsworten begrüßte der Dompfarrer u.a. seine Verwandten und Anverwandten und freute sich über die riesige Anzahl an Gottesdienstbesuchern aus nah und fern. Unter den Gästen, die er namentlich benannte, befanden sich als Vertreter der evangelischen Kirche Dr. Christoph Maletz und von politischer Seite Egon Primas (CDU, MdL), die mit ihrer Teilnahme ihre hohe Wertschätzung gegenüber dem scheidenden Geistlichen bekundeten.

Richard Hentrich war während der Messfeier nicht allein im Altarraum. Neben Vertretern der Deutschen Jugendkraft (DJK) und der Kolping-Familie sowie zahlreichen Messdienerinnen und Messdienern standen ihm die Pfarrer Hermann-Josef Seideneck, Otmar Wieg, Georg Hülfenhaus, Heinz Kowalik und Diakon i.R. Edmund Döring zur Seite und zelebrierten gemeinsam das Hochamt.

Sie alle und viele weitere gehörten zu seinen zahlreichen „treuen Helfern“ in der seelsorgerischen Tätigkeit der vergangenen 15 Jahre. Ein jeder habe mit dazu beigetragen, „dass wir das komplette gottesdienstliche Angebot in allen Gebieten der Gemeinde absichern konnten“, würdigte Hentrich deren Engagement.

In seiner Predigt nahm er Bezug auf das bei den Schlossfestspielen in Sondershausen zurzeit gegebene Musical „Jesus Christ Superstar“, dass er kürzlich besuchte. Er sei oft gefragt worden, wie ihm das Stück gefallen habe. Doch nie habe jemand gefragt, wie ihm Jesus gefallen habe.

Er brachte aber seine Freude darüber zum Ausdruck, dass das Theater Nordhausen durch dieses Stück Jesus Christus mal wieder in Erinnerung gebracht hat. Jesus sei „ganz schön unter die Räder gekommen“, so Hentrich. Und stellte sodann die Frage, was die Christen heute einzubringen hätten? Das Problem sei heute, „dass die Menschen außerhalb der Kirche nicht viel von Jesus wissen“.

Der Geistliche zeigte sich aber auch in dieser Predigt als Mutmacher, als Optimist, dass die Widrigkeiten des Alltags gemeistert werden können. 15 Jahre habe auch er versucht das hinzukriegen. Schließlich erinnerte Hentrich noch an den Friedensgruß im Gottesdienst und wünschte sich, dass die christliche Gemeinschaft diesen Frieden auch nach außen tragen möge.

Dem Hochamt schloss sich auf dem Domhof ein großes Gemeindefest an. Für Speisen und Getränke war ausreichend gesorgt. Für gute Stimmung sorgten abermals die Hainleite-Musikanten.

Im Rahmen einer offiziellen Feierstunde am Nachmittag im Dom dankte der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Norbert Klodt, Pfarrer Richard Hentrich für sein segensreiches Wirken in der immer größer gewordenen Gemeinde und fügte dazu noch die passenden Worte an: „Wir machen heute keine Verabschiedung, nur ein Abschied. Er bleibt unter uns. Und das ist gut so.“

Es folgten schließlich kurze Ansprachen, verbunden mit herzlichen Segensgrüßen, Dankesworten und ideenreichen Geschenken mit viel Symbolkraft von Vertretern der DJK, der Messdienerschar, der Kinderschola, des Kolpingwerkes (Pfarrer Hentrich wurde des Ehrenzeichen verliehen), der Vertreter der Gemeinden Bleicherode, Großlohra/Münchenlohra und Ellrich, des Dombau-Vereins sowie der Caritas.

Richard Hentrich (links) war 15 Jahre lang Pfarrer am Dom zum heiligen Kreuz (Foto: Hans-Georg Backhaus) Richard Hentrich (links) war 15 Jahre lang Pfarrer am Dom zum heiligen Kreuz (Foto: Hans-Georg Backhaus)

Herzliche Worte des Dankes seitens der evangelischen Kirche überbrachte darüber hinaus Superintendent Andreas Schwarze an „Bruder Richard“. Als Vertreter der Politik machten Landrat Matthias Jendricke (SPD) und Nordhausens Oberbürgermeister Kai Buchmann (pl) dem scheidenden Pfarrer ihre Aufwartung. Der OB hatte das „Goldene Buch der Stadt Nordhausen“ mitgebracht und bat Pfarrer Hentrich, sich dort einzutragen, was dieser unter starkem Applaus auch gerne tat.

Eintrag ins Ehrenbuch der Stadt (Foto: Hans-Georg Backhaus) Eintrag ins Ehrenbuch der Stadt (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Zur Freude von Richard Hentrich und der im Dom versammelten Gemeinde tauchte überraschend das Nordhäuser Original, der Roland, auf und hatte, um ebenfalls – natürlich auf seine Weise – Danke zu sagen. Nachdem auch Mitglieder des Kirchenvorstandes und des Pfarrgemeinderates dies getan hatten, erfreute Sparkassenvorstand Wolfgang Asche Pfarrer Hentrich noch mit einer guten (finanziellen) Gabe, die für den Dom bestimmt ist.
Hans-Georg Backhaus

Festliche Abschiedsfeier für Richard Hentrich im Nordhäuser Dom (Foto: Hans-Georg Backhaus) Festliche Abschiedsfeier für Richard Hentrich im Nordhäuser Dom (Foto: Hans-Georg Backhaus)

Abschied eines Pfarrers – ein Kommentar

Pfarrer Richard Hentrich ist Geschichte! Wohl nicht ganz. Bis Ende Juli ist er noch Dompfarrer. Zudem befindet sich sein neues Zuhause, quasi sein „Altersruhesitz“, unweit des Domes, in der Nordhäuser Pfaffengasse. Er hätte die Rolandstadt auch verlassen und sich irgendwo in deutschen Landen eine ruhiges Plätzen für sein Rentnerdasein suchen können. Er tat es nicht.

Er bleibt. In Nordhausen, in jener Stadt, die er vor 15 Jahren – wie auch den Dom – lieben und schätzen gelernt hat. Da ist es nicht ausgeschlossen, dass er künftig, wenn Not am Priester ist, im altehrwürdigen Nordhäuser Gotteshaus oder in den Außenstationen den Sonntagsgottesdienst hält. Sehr zur Freude der katholischen Christen im Südharz.

Dann werden Erinnerungen aufkommen an seine beispielgebende Art, Kirche zu leben. An sein großes Interesse am gesellschaftlichen Leben in Stadt und Landkreis, das er durch nahezu regelmäßige Teilnahme an verschiedenartigen Veranstaltungen für jedermann sichtbar bezeugte.

Aber auch die Art, wie er Messfeiern gestaltete. Seine Eingangsworte zu Beginn eines Gottesdienstes – sie waren immer wohl überlegt und mitreißend, regten zur Aufmerksamkeit an, stimmten oft nachdenklich. Gerade in Zeiten, in denen in einigen (sozialen) Medien immer mehr die Verrohung der Sprache eingesetzt hat.

Die sonntäglichen Gottesdienste wollte er nicht als „Pflichtübung“ verstanden wissen, vielmehr als Einladung, für eine Stunde in der Woche mal inne zu halten, gemeinsam zu singen und zu beten – zur Ehre Gottes. Gelegentlich unterbrach er auch schon mal seine Eingangsworte oder gar die Predigt, um verspätet eintreffende Gläubige zu begrüßen. Gleich einem Hausvater, der auch zu fortgeschrittener Stunde sich über geladene Gäste freut und sie herzlich willkommen heißt.

Überhaupt waren seine Ansprachen keine Vertröstungen auf das Himmelreich. Vielmehr fügte er recht oft aktuelle Ereignisse und Begegnungen mit Menschen ein und verband dies geschickt und in verständlicher Sprache mit der Botschaft aus der Bibel. Die auch heute noch von manchen katholischen Geistlichen überzogene und zum Teil auch zur Schau gestellte Frömmigkeit war nicht sein Ding.

Auf Hentrichs seelsorgerischer Agenda stand vielmehr das gedeihliche Miteinander der Gläubigen, sein Einsatz für Gerechtigkeit, seine Verbundenheit mit den evangelischen Glaubensschwestern und -brüdern, seine ungezählten Begegnungen und persönlichen Gespräche mit Christen wie Nichtchristen, darunter auch zahlreichen Kommunalpolitikern und Wirtschaftsvertretern, oder sein Engagement als Thüringer Sportpfarrer. Vor allem aber sein stetiges Angebot zur Hilfe, wo Hilfe – welcher Art auch immer – nötig war.

Richard Hentrich hat die Latte seines seelsorgerischen Dienstes sehr hoch gehängt. Ob gewollt oder ungewollt. Seinem Nachfolger im Amt, Pfarrer Steffen Riechelmann, ist zu wünschen, dass dieser Hentrichs Art, moderne Willkommenskirche zu sein, fortsetzten möge.
Hans-Georg Backhaus
Autor: red

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