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ZUR GESCHICHTE DER NORDHÄUSER ORTSTEILE

Einst spielte hier Rammstein

Sonntag, 23. Juni 2019, 09:22 Uhr
Wenn wir von Nordhausen reden, dann sprechen wir meist von der Kernstadt. Die Geschichte dieser ist dabei fast gründlich erarbeitet und bekannt. Doch von den eingemeindeten Ortsteilen weiß der Nordhäuser oft nicht viel, geschweige denn er war überhaupt mal dort. Steffen Iffland will das jetzt ändern. Heute geht es um den kleinen Ort Steinbrücken...

Die Kirche von Steinbrücken (Foto: Iffland) Die Kirche von Steinbrücken (Foto: Iffland)
Steinbücken ist der südlichste Ortsteil von Nordhausen und wurde am 1. Juli 1994 eingemeindet. Seine erst urkundliche Erwähnung war am 7. Juli 1128.

Zur Herkunft des Ortsnamens gibt es verschiedene Meinungen. So soll der Ortsname auf eine Steinbrücke an einem Handelsweg der einstigen Reichsstadt Nordhausen in Richtung auf die südlichen Nachbarstädte Mühlhausen, Gotha und Eisenach verweisen. Ältere Historiker führen den Namen zurück auf den Ursprung zu den „Steinbrüchen“.

So schreibt Pastor Leopold 1817 in seiner Kirchen-, Pfarr- und Schulchronik „Den Namen scheint Steinbrücken von den ehemals viel stärker, als jetzt betriebenen Steinbrüchen zu haben, welche ehemals Nordhausen reichlich versorgten. Es bricht nämlich hier ein braunroter Sandstein, welcher im Bruche ganz mürbe ist und erst sich verhärtet, wenn er einige Zeit der Einwirkung von Luft und Sonne teilhaftig geworden ist.

Es war ehemals ein Hauptnahrungszweig der hiesigen Ackerleute. Fast ein Jeder hatte einen Steinbruch in seinem Acker, brach die Steine mit ganz geringer Mühe und fuhr sie in Zeiten, da er sein Spannwerk übrig hatte, nach Nordhausen.“ Weiter schreibt Leopold: „Noch einen anderen Nahrungszweig hatte der Ort; er war, nebst Sundhausen und Uthleben, einer der drei nordhäusischen Küchen-Gärten. Ehe sich diese Orte darauf befleißigten, musste viel Gartengemüse von Erfurt und Quedlinburg nach Nordhausen geschafft werden. Schon seit längerer Zeit hat Steinbrücken diesen Nahrungszweig ganz aufgegeben; treibt aber dagegen den Kohlpflanzenbau sehr nachdrücklich, womit es bedeutende Summen gewinnt. Dabei hat es sich in seinem Ackerbau sehr gehoben und benutzt sein reichliches Wiesenwachs sehr gut.“

Zu Steinbrücken gehörte früher der Ort Hain oder Häynchen genannt, welcher heute zu Kleinfurra gehört. Dieser hatte wenig ergiebigen Ackerbau dagegen mehr Handwerksbetriebe. Leopold schreibt 1817 „Einen Nebenerwerbszweig hat der Ort Hain bisher sehr lange fast ausschließend behauptet, nämlich Nordhausen mir Reiß-Besen zu versorgen. Wer da weiß, wie viele Besen Nordhausen allein in seinen 100 Branntweinbrennereien bedarf, ohne das übrige Bedürfnis zu bedenken, der wird es begreiflich finden, dass die Verfertigung und Lieferung dieses Hausrats einträglich sein müsse, und in der Tat haben sich einige hiesige Einwohner dadurch wohlhabend gemacht.“

An historischen Aufzeichnung ging für den Ort einiges verloren, weil 1720 bei einem Feuer die Kirche und das Pfarrhaus mit abbrannten, wobei alle Nachrichten verloren gingen. Die Orgel zu Steinbrücken erkaufte die Gemeinde 1745 aus dem Stifte St. Martini zu Nordhausen. Eine kleine Glocke ist von Jacob Pape in Erfurt 1668 und die Große von Heinrich Brauhof zu Nordhausen 1779 gegossen worden.

Im Jahre 1806 nach der Niederlage Preußens bei Jena und Auerstedt, litt Steinbrücken vielleicht noch mehr, als irgendein Ort in dieser Gegend. Der Ort wurde nicht nur rein ausgeplündert, sondern zu dem auch der Pastor lebensgefährlich verwundet.

Weit über die Ländergrenzen bekannt wurde Steinbrücken in jüngerer Zeit durch die von Uwe Hager organisierten Open Air Konzerte die eigentlich keine waren, sondern als Privatparty angemeldet wurde. Laut Wikipedia entwickelte sich diese Party binnen kürzester Zeit als feste Größe in der Blues- und Alternative-Szene der DDR. Bands wie Freygang, Engerling und Monokel spielten hier genauso wie Die Firma und Feeling B, aber auch westdeutsche Gruppen wie Normahl, Rausch und Abwärts traten auf. Darüber hinaus gab in ihrem Gründungsjahr auch die damals noch unbekannte Gruppe Rammstein am 1. Mai 1994 in Steinbrücken eines ihrer frühen Konzerte.

Steinrücken hatte 1817 in 45 Häusern 235 Einwohner. Heute leben im Ort 217 Personen.
Steffen Iffland
Autor: red

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