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DIE NORDHÄUSER LANDSENIOREN UNTERNAHMEN:

Die letzte Reise mit ihrer Heidi

Sonntag, 26. Mai 2019, 14:51 Uhr
Sechzehn Jahre lang betreute Heidi Freymark die Vereinigung der Landsenioren Nordhausen. Die von ihr organisierten Fahrten führten in die schönsten Gegenden Deutschlands und Österreichs, die letzte Reise dieser Tage nach Malente in Schleswig Holstein...

Gruppenfoto (Foto: J. Keitel) Gruppenfoto (Foto: J. Keitel) Der Aufenthalt in Malente und Fahrten durch Schleswig Holstein werden bei der Reisegruppe in guter Erinnerung bleiben.

Nordhausen/Malente. Der Abschied fiel schwer. Der Heidi und den Senioren. Vereinsvorsitzender Herbert Weschcke verabschiedete sie mit warmen Worten, dankte für 16 Jahre gegenseitigem Vertrauen, Treue und Zuverlässigkeit. Mit feuchten Augen und belegter Stimme brachte Heidi Freymark nur wenige Sätze über die Lippen.

Fähnchen schwingend und mit immer neuen Hüten auf dem Kopf, ihre Markenzeichen mit immer wieder neuen Kreationen, hatte sie Jahr für Jahr an einer ausgemachten Stelle ihre Reisegesellschaft empfangen. Mit markigen Worten. 16 Jahre lang. Auch diesmal wieder.

Was ist denn das für ein Gagrachen? dachte ich insgeheim, als ich ihr vor einigen Jahren begegnete und ihren Auftritt verfolgte. Eine hoch gewachsene Frau mit einer militärisch forsch anmutenden Stimme. Eine resolute Person, die keinen Widerspruch zu dulden schien. Irgendwie tat mir da der Mann an ihrer Seite, sollte sie überhaupt einen haben, leid. Nach weiteren Begegnungen lernte ich sie von einer völlig anderen Seite kennen, kann ich heute sagen:

Heidi Freymark ist eine Frau mit einer zur Schau getragenen harten Schale, in deren Innern ein weicher Kern sitzt. Ohne Zweifel: ein sehr weicher. Eine sensible, feinfühlige Person, die nah am Wasser baute, die aber weiß, was sie will. Mit Herz und Verstand durchsetzt, was sie sich vorgenommen hat. Was sie anpackt, dann: Ganz oder gar nicht!

Nach der Wende war sie, die Leiterin einer Kooperationsakademie und verantwortlich für Erwachsenenbildung in elf landwirtschaftlichen Betrieben auf der Insel Rügen, arbeitslos geworden. Wie jetzt weiter? Sie musste wohl die zunehmende Reiselust der Leute, ganz Deutschland zu erkunden, entdeckt haben. In der Etablierung eines Reisebüros sah sie eine Chance. Reden konnte sie, der Umgang mit Menschen lag ihr auch. Also: Ärmel hochkrempeln.
Eine Garantie auf Erfolg war nicht gegeben. Diese Idee konnte sich auch im Winde verwehen. Wer hatte seinerzeit schon Gewissheit bei einem Neubeginn. Mit eisernem Willen, Geduld und etwas Glück ging Heidi Freymark das Vorhaben an. Tatkräftig unterstützt von Siegfried, ihren Mann, der sie, motivierend, begleitete. 1991 eröffnete sie ihr Büro für Reisegruppen mit Rundumbetreuung auf der Insel Rügen.

Mit ihrem Siegfried fuhr sie vorher Hotels ab, erkundigte sich nach deren Befindlichkeiten. Nichts überließ sie dem Zufall. Es sprach sich herum: Mit dieser Frau sind wir wohlbehalten unterwegs. Buchungen häuften sich. In mehreren Bundesländern und 17 Regionen wurde sie präsent. Ihre Schilderungen während einer Busfahrt hinterließen einen nachhaltigen Eindruck.

Am 31. Dezember des Jahres schließt Freymark ihr Büro zu. Ihr Hobby, hoch zu Ross auf einem Pferd zu sitzen, möchte sie auf einem Reiterhof weiter pflegen und in Kontakt mit dem Nordhäuser Vereinsvorsitzenden und seiner Organisatorin Marina Döring bleiben. Das wollen auch Weschcke und Döring nach ereignisreichen Jahren.

2003 war man auf Heidi Freymark bei einer ihrer Präsentationen aufmerksam geworden. Man setzte auf sie und bereute es zu keiner Zeit. 2004 erfolgte die erste Fahrt mit ihr nach Mecklenburg-Vorpommern. Auch ihre letzte Reise nach Malente war für die Landsenioren aus dem Südharz wieder zu einem eindrucksvollen Erlebnis geworden. Sie lernten unter anderem die Insel Fehmarn, Heiligenhafen, Eckernförde, Kappeln und Eutin kennen und unternahmen eine Schifffahrt über den großen Plöner See.
Kurt Frank
Autor: red

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