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Schrotthaufen DDR?

Donnerstag, 16. Mai 2019, 07:00 Uhr
Auch im 30. Jahre nach der friedlichen Wende in der ehemaligen DDR, wird über das Wirken der Treuhand und dessen Folgen für die Wirtschaft im Osten Deutschlands weiter gestritten. Auch Leser der nnz debattieren dazu, wie dieses Beispiel zeigt...


Am 4. Mai 2019 befasste sich an gleicher Stelle der welterfahrene Journalist Manfred Neuber mit dem Thema "Treuhandanstalt..." und versuchte mit Zitaten von Herrn Rolf Schwanitz, ehemals Ostbeauftragter der Bundesregierung, "Wirklich konkurenzfähige und im Export ertragsreiche Produkte gab es in der DDR nur wenige" und "In den achtziger Jahren mussten tonnenweise DDR-Waren im Westen verramscht werden, weil sie nur noch als Billigprodukte Abnehmer fanden. Selbst Kompensationsgeschäfte, bei denen die DDR den Import aus dem Westen bezahlen konnte, waren ökonomisch meist ein Verlust.", seinem Beitrag ein inhaltliches Profil zu verleihen.

Damit noch nicht genug. Indem Herr Neuber den Forscher Andreas Peichl vom Ifo-Institut München zitiert "Im Osten wirkt noch immer der DDR-Effekt", gibt er Anlass seine Gedanken aufzugreifen und den Versuch zu unternehmen, doch noch die Bemühungen, die "Mauer in den Köpfen, auch nach fast dreißig Jahren Wiedervereinigung" endlich abzubauen. Ohne dieses Bemühen wird die Diskussion um die "ehemalige DDR" erst verebben, wenn die "Alten" diese Welt verlassen haben.

Und, ob in den Schulbüchern der Nachgeborenen die DDR als Staat objektiv und sachbezogen dargestellt wird, mag ich bereits heute zu bezweifeln. Die Auffassungen hierzu gehen, das liegt in der Natur der Sache, auseinander. Ich, als der hier Unterzeichnende" bin sehr weit davon entfernt, die DDR durch eine "rosarote Brille" zu betrachten. Wer in Führungspositionen in Politik und der Wirtschaft Verantwortung zu tragen hatte, kann sehr wohl einschätzen, wo überall die "Säge geklemmt hat".

Dies möglichst objektiv zu erläutern, würde den Rahmen dieses Artikel sprengen. Aber, wer den Willen hat seinen Beitrag heute zu leisten, die ehemalige "DDR nicht als Schrotthaufen" den man übernommen hat zu bezeichnen und daraus einen "...DDR Effekt" ableitet, sollte sich mit inhaltlichen Fakten befassen, die nach der Wende durch Persönlichkeiten aus den "alten Bundesländern"!!! öffentlich und aktenkundig geäußert wurden! Argumenten aus östlicher Richtung, also aus Mitteldeutschland, würde man sowieso, auch heute, nicht glauben.

Der Ausgangspunkt meiner Untersuchungen zum Sachthema war bereits im Jahr 2004 Anlass für Diskussionen in der Öffentlichkeit zum Thema Last DDR -"All das ist uns Milliarden an Solidaritätszahlungen und Fördermittel wert" - ( HNA Artikel vom 02.01.2004 ), also 15 Jahren vor dem besagten Beitrag von Herrn Manfred Neuber. Alles immer noch hoch aktuell.

Eine Anmerkung sei noch erlaubt: Im - Einigungsvertrag - vom 20. September 1990, wird u.a. treffend zum Ausdruck gebracht: "[...], die Einheit Deutschlands in Frieden und Freiheit als gleichberechtigtes Glied der Völkergemeinschaft in freier Selbstbestimmung zu vollenden,[...]"**. Um diesen Grundsatz tatsächlich bis zur Vollendung zu verwirklichen, sollten die Gedanken der "Väter des Grundgesetzes" wie im Artikel 146 GG formuliert nunmehr nach 30 Jahren Wiedervereinigung, "Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volk in freier Entscheidung beschlossen worden ist.", im Interesse der Bürgerinnen und Bürger verwirklicht werden und der Blick nach vorn ausgerichtet bleiben. Frieden zu sichern und erhalten, unsere kulturellen Werte schützen und unsere Wirtschaftskraft fördern und sinnvoll deren Ergebnisse verwalten, das sollte das Credo im Betrachten unserer gemeinsamen, erfolgreichen Entwicklung der letzten dreißig Jahre sein.
Wolfgang Jörgens, Sophienhof
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Autor: red

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