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Kaffeeklatsch

Europatag im Bürgerhaus gibt Auskunft

Mittwoch, 08. Mai 2019, 19:50 Uhr
Wer mehr zur Bedeutung der Wahlen, der Europäischen Union und auch dem Jugendprogramm erasmus+ erfahren möchte, ist beim Europatag des Europahauses Nordthüringen morgen ab 14 Uhr im Bürgerhaus herzliche willkommen. Ab 16 Uhr kann jeder mit Kandidaten der Europawahl beim Kaffeeklatsch ins Gespräch kommen...


Und den ganzen Tag über können die Eltern noch nicht wahlberechtigter Kinder und Jugendlicher erfahren, warum ihre Kinder möchten, dass sie ihre Interessen bei der Europawahl vertreten.

Im Europahaus Nordthüringen, zu finden auf dem Gelände der Rothleimmühle, hat man sich Gedanken zur anstehenden Wahl gemacht und beleuchtet nachfolgend die Frage „Jugend in Europa Impulsgeber oder uninteressierter Zuschauer?“
Sie wachten auf und waren überstimmt. So ging es vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Großbritannien am Morgen des 24. Juni 2016, dem Tag nach der Brexit-Abstimmung.

Die jüngeren Wählerinnen und Wähler stimmten nämlich mehrheitlich für den Verbleib des Königreiches in der EU. Zur Wahrheit gehört aber auch: Viele junge Wahlberechtigte sind gar nicht erst zur Abstimmung gegangen. Diese beiden Fakten spiegeln einen Trend wider, der vor der Europawahl am 26. Mai erneut Bedeutung bekommt: Junge Menschen sind europaweit zahlenmäßig ohnehin in der Minderheit – und dann gehen sie auch noch weniger zur Wahl. Hat die Jugend in Europa also nichts zu sagen? Ist sie zu unpolitisch, um mitzubestimmen? Ihre eigene Zukunft mitzubestimmen?

Die Ereignisse der letzten Monate sprechen klar gegen diese These: Da ist als erstes natürlich die europaweite Fridays for Future-Bewegung zu nennen, Schülerinnen und Schüler, die lautstark für mehr Klimaschutz demonstrieren. Da ist zum Beispiel auch die Kontroverse um die Reform des europäischen Urheberrechts, die viele Jugendliche aus Angst um die Freiheit des Internets auf die Straße brachte. All das ist nun offensichtlich alles andere als unpolitisch. Nur ist es eben „anders“ politisch, nicht klassisch mit Mitgliedschaft in einer Partei oder der Beteiligung an Wahlen.

Die Beteiligung an Demonstrationen oder die Entscheidung für ein bewussteres Konsumverhalten sind wohl die angesagten politischen Ausdrucksformen. Ob sich die dahinterstehende Haltungen auch am 26. Mai an den Wahlurnen zeigen, bleibt abzuwarten.

Die Europäische Union versucht bereits durch viele Maßnahmen, Jugendliche und junge Erwachsene zu erreichen. Eine davon gilt als eine der größten, wenn nicht DIE größte Erfolgsgeschichte der EU: Das Erasmus-Programm. 1987 eingeführt, ermöglichte es seitdem Millionen von Studierenden, Auszubildenden, Schülerinnen und Schülern oder Menschen im Freiwilligendienst internationale Erfahrungen zu sammeln. In den nächsten Jahren soll noch sehr viel mehr Geld in das Programm investiert werden, um noch mehr jungen Menschen unabhängig von ihrem sozialen Status die Chance zu geben, daran teilzuhaben.

Denn die internationale Erfahrung hat langfristig Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen, auf das freundschaftliche Zusammenleben über Ländergrenzen und Unterschiede hinweg und ist damit ein entscheidender Faktor für ein friedliches Zusammenleben. Und sie können auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.

Austausch ist also ein großes Thema für die europäische Jugend, aber natürlich nicht das Einzige. Um herauszufinden, was die Jugend in Europa sonst noch bewegt, hat die Europäische Kommission im Rahmen ihrer Jugendstrategie 2019-2027 den „strukturierten Jugenddialog“ entwickelt, in dem Jugendliche die Themen benennen sollten, die ihnen am Meisten unter den Nägeln brennen. Heraus kamen vielfältige Themengebiete, in denen die EU tätig werden soll. Sie reichen von der Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit über die Gleichberechtigung der Geschlechter bis hin zu besserer Bildung und dem Schutz der Umwelt.

Die Themen, die junge Menschen umtreiben, sind also zahlreich. Und es sind teils ganz andere Themen als diejenigen, die medial im Mittelpunkt stehen: Migration oder Sorgen um die öffentliche Sicherheit kommen in den ausgearbeiteten Themengebieten beispielsweise überhaupt nicht vor.

Die Partizipation Jugendlicher und junger Erwachsener ist zentral für das Funktionieren und die Legitimität der europäischen Demokratie. Sie sind es, die in der Zukunft am meisten mit den Folgen politischer Entscheidungen, insbesondere auf europäischer Ebene, zu tun haben werden. Sie sollten es deshalb auch sein, die am meisten Interesse daran haben, wählen zu gehen, um mitzubestimmen. Denn dass die alte Aussage, durch Wahlen ändere sich ohnehin nichts, falsch ist: Das mussten die jungen Britinnen und Briten im Sommer 2016 leidvoll erfahren.
Autor: red

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