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zur Geschichte der Nordhäuser Ortsteile

Willkommen in "Stempede"

Donnerstag, 25. April 2019, 12:23 Uhr
Wenn wir von Nordhausen reden, dann sprechen wir meist von der Kernstadt. Die Geschichte dieser ist dabei fast gründlich erarbeitet und bekannt. Doch von den eingemeindeten Ortsteilen weiß der Nordhäuser oft nicht viel, geschweige denn er war überhaupt mal dort. Steffen Iffland will das jetzt ändern. Heute geht es um den kleinen Ort Stempeda...

Kirche in Stempeda (Foto: St. Iffland) Kirche in Stempeda (Foto: St. Iffland)
Stempeda ist ein sehr gepflegter Ort. Er liegt im Norden von Thüringen und kam, wie Rodishain, am 1.Dezember 2007 zur Stadt Nordhausen. Stempeda bildet den östlichen Stadtrand der Stadt Nordhausen, die damit direkt an das Land Sachsen-Anhalt grenzt.
Durch die Ortschaft fließt von Rodishain kommend der Wolfsbach, welcher am westlichen Ortsrand in den Krebsbach mündet. Dieser wiederum mündet bei Rottleberode in die Thyra. Damit liegt Stempeda in der Krebsbach-Thyra-Niederung.

Aus einer fränkisch-thüringischen Siedlung entwickelte sich das heutige Haufendorf, welches erstmals 1312 im Bürgerbuch zu Nordhausen urkundlich erwähnt wurde. Dort wird der Ort „Stempede“ genannt. In den Urkunden der Grafen zu Stolberg heißt er 1378 „Stempede“ und 1417 „Stempeda“.

Die Kirche im Ort ist (laut Wikipedia) die einzige Kirche in Europa, die aus Gipsgestein errichtet wurde. Anhand der Bauformen des östlichen Chorturms und des Triumphbogens sowie des sehr seltenen Patroziniums (Schutzherrschaft eines Patrons) von St. Moritz / St. Mauritius lässt sich eine Entstehungszeit im 11. Jahrhundert vermuten. Im Jahr 1604 fand ein Neubau der Kirche statt, wobei der Turmschaft der Vorgängerkirche weiter genutzt wurde. 1891 fand eine größere Renovierung statt, bei der das Turmdach komplett neu errichtet wurde. Zweimal hat man die Kirche in jüngerer Zeit aufgegeben. Seit 1967 konnte sie wegen akuter Baufälligkeit nicht mehr für Gottesdienste genutzt werden. Dreißig Jahre später, ab 1996, begannen dann umfangreiche Arbeiten zur Rettung der Kirche, die mit der Neu-Einweihung 2004 abgeschlossen wurde. Besonders wertvoll sind der Altar und der Taufengel.

Der Leimbacher Pastor Leopold schrieb in seiner 1817 erschienen Chronik: „Stempeda liegt eine kleine halbe Stunde, mittagwärts an dem Gräflich. Stolberg-Rosslaischen Forste des „Alten Stolberg“ in einem reißenden, von schroffen Kalkbergen begrenzten Kesselgrunde. Auf diesem Kalkberge soll das alte Schloss Stolberg gestanden haben, wovon man noch das Chor der Kapelle und die westliche Stirnmauer sieht, aber auch unterirdische Gewölbe erkennen will. Mehr wird es dadurch bestätigt, dass man hier Menschenknochen fand, auch dass der Pfarrer zu Rottleberode einen großen Schlüssel aufbewahrte, welcher für den Kirchen- oder Kapellen-Schlüssel des alten Stolberg gehalten wurde. Gegenwärtig heißt die Ruine die Grasburg.“
Weiter weist Leopold darauf hin, dass der Ort durch Plünderungen im dreißigjährigen Krieg ebenso viel, wie Rodishayn litt. Im Jahre 1647 verhielten sich die Einwohner sehr tapfer und jagten die streifenden Plünderer mit Gewalt von dannen.

Im Jahre 1596 kam die Gerichtsbarkeit des Dorfes, samt dem Himmelgarten an den Bürgermeister Johann Schulze in Nordhausen, dann an den Magistrat daselbst. Erst 1720 wurde es aber reluiert und damit der Ort als Pfand ausgelöst.

Die Alten Einwohner berichteten Pastor Leopold: „als ehemals noch viel Rotwild im alten Stolberge stand, und das Brüllen der Hirsche zur Brunftzeit in diesem an Höhlen und Tälern reichen Kalkberge schauerlich widerhallte, so gab dies zu allerlei Sagen und Fabeln Anlass, die aber jetzt verhallt sind.“

Zwischen Rodishayn und Stempeda liegt auf einer Anhöhe ein beträchtlicher, so genannter Himmelsteich, Räthers-See oder Röders-See genannt. Dort sollen sich, nebst mehrer Fischarten, sehr viele Schleien darin befinden, die aber schwer zu bekommen sind, weil sie sich mehr im Grunde aufhalten. Auch von diesen, durch Erdfall entstandenen See, gibt es einige Sagen.

In den Jahren 1944 und 1945 gehörten die Höhlen im nahe gelegen Steilhang des Ortes zum Projekt B4, einem Außenlager des KZ Mittelbau-Dora. Die Gegend um Stempeda und dem alten Stolberg ist touristisch sehr wertvoll. Die gesamte Gegend lässt sich sehr schön erwandern.

Im Jahre 1817 hatte der Ort mit Einschluss eines herrschaftlichen Vorwerks 49 Häuser und 244 Seelen. Heute hat Stempeda 267 Einwohner
Steffen Iffland
Autor: red

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