nnz-online
Interessante Fragestellung

Kann das Rotwild überleben?

Freitag, 19. April 2019, 08:00 Uhr
Das hat der Saal des Hotels Zur Hoffnung schon lange nicht mehr gesehen. Über 250 Interessierte waren der Einladung der Interessengemeinschaft (IG) zur Rettung des Rotwildes im Harz gefolgt. Sie wollten wissen, wie es um die Tiere bestellt ist? Sind Sie wirklich in Gefahr…

Voller Saal in Werther (Foto: nnz) Voller Saal in Werther (Foto: nnz)
Eine Jagdhornbläsergruppe eröffnete die Informationsveranstaltung musikalisch, danach begrüßte Niels Neu von der IG die Gäste. Unter ihnen viele Fachleute der Forstwirtschaft, der Nordhäuser Landrat und die beiden Referenten, Prof. Dr. Sven Herzog und Thomas Tscherne, den bekannten “Hirschflüsterer“ aus Österreich.

Torsten Meyer führte in das Thema ein, über das die nnz in den zurückliegenden Tagen ausführlich berichtet hatte. Danach zeichnete Tscherne ein Bild über die aktuelle Situation des Rotwildes im Spannungsfeld mit uns Menschen und dem zunehmenden, zum Teil exzessiven Freizeitverhalten unserer Spezies. Beifall gab es für den Referenten für die Aussage, dass, „wenn wir dem Rotwild den Lebensraum nehmen, dann haben wir unsere Rechte in der Natur verwirkt“.

Letztlich mahnte der „Hirschflüsterer“ an, dass eine Art, die seit Jahrtausenden einen Lebensraum hat, aufgrund der Gewinnmaximierung einer Staatsgesellschaft einfach mal so ausgelöscht wird.

Tscherne (Foto: nnz) Tscherne (Foto: nnz)
Sein Plädoyer: Mensch und Rotwild müssen einvernehmlich miteinander leben. Nur dann habe die Natur ein Chance. Niels Neu dankte und rief aus, dass man sich im Harz das „Kulturgut Rotwild“ nicht nehmen werde.

Nach einer kurzen Pause folgte dann der wissenschaftliche Part des Abends, den Prof. Herzog von der TU Dresden vortrug. Der Experte zeigte die Geschichte der Verbreitung des Rotwildes in Deutschland auf, das einst auch in der Goldenen Aue und natürlich im Harz seine Heimat hatte. Durch die Landwirtschaft ist es in der Aue verschwunden, der letzte Rückzugsraum bleibt der Harz. Und deshalb müssen immer wieder die Spannungsfelder zwischen Ökologie, Ökonomie und den sozio-kulturellen Anforderungen betrachtet werden. Dazu gehört auch die Beantwortung der Frage: Wieviel Rotwild brauchen wir, damit die Menschen es erleben dürfen.

Zum Ende seines Vortrages gab der Wissenschaftler unter anderem Empfehlungen für die Bejagung des Rotwildes und plädierte an den Verstand des Menschen, den Wald nicht als Abenteuerland zu betrachten, sondern als das, was er war und ist – ein Stück der Natur, in der Tiere und Pflanzen ihr natürliches Zuhause haben.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de