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Birgit Kellers Waldumbau

Mittwoch, 10. April 2019, 21:42 Uhr
Landwirtschaftsministerin Birgit Keller fordert auf Grund der zunehmenden Waldschäden einen schnelleren "Waldumbau". Darüber hat sich Bodo Schwarzberg Gedanken gemacht...

Schon jetzt, ein Grad über dem langjährigen Temperaturdurchschnitt häufen sich die ökonomischen und ökologischen Verlustmeldungen. Der Forst schlägt sich wegen horrender Waldschäden und vor allem wegen deren zunehmender Normalität die Hände vors Gesicht, die Landwirte verloren 2018 zwischen einem Drittel und 70% ihrer Ernte, und auch das nicht zum ersten Mal in den vergangenen Jahren.

Aber die Politik, hier die naturerfahrene Birgit Keller, tut immer noch so, als habe sie alles im Griff, als könne man mit ein bisschen Waldumbau die Probleme der nächsten kommenden 100 Jahre lösen.

Das aber ist verlogen, weiß doch niemand genau, wie sich zwei, drei oder gar fünf Grad Temperaturzunahme auf unsere Umgebung und auf uns selbst auswirken werden. Planbar ist so gut wie nichts.
Die Klimaforscher wissen zwar, dass es, dank menschlicher Kurz- und Uneinsichtigkeit immer wärmer wird, aber sie wissen nicht, ob und wann die vermuteten berühmten Kippelemente des Weltklimas tatsächlich kippen, wenn also beispielsweise der schon jetzt schwächelnde Golfstrom innerhalb kurzer Zeit versiegt, die tropischen Regenwälder als Ökosystem dem ganzen Stress nicht mehr gewachsen sind und absterben, was einem weiteren Horrorszenario fürs Klima gleichkäme, oder wenn der Grönländische Eisschild unumkehrbar und rasend schnell abschmilzt.

In all diesen Fällen könnte es kurzfristige Klimasprünge geben, die nur mit dem Wort Apokalypse zu beschreiben wären. Wenn, wie gegenwärtig schon, innerhalb weniger Jahre der gesamte deutsche Fichtenbestand abzusterben droht, ist das für manchen Waldbauern übrigens schon jetzt eine wirtschaftliche Katastrophe.

Die Politik sollte daher zugeben, dass sie nicht wirklich ein Rezept gegen die prognostizierten Folgen der Klimaerwärmung hat. Eingezwängt zwischen die Mühlsteine des eigenen Machterhalts und den Lobbyisten aus den deutschen Konzernzentralen bleibt ihr nicht viel mehr, als schönzureden, kaum absicherbare und halbherzige Pläne aufzustellen und vor allem bloß keine Unsicherheit zu verbreiten. Ganz nach dem bewährten Motto: Wir schaffen das schon.

Damit aber erweist sie der Zukunft von Ökonomie und Ökologie keinen guten Dienst und sie wird ihrer Verantwortung für künftige Generationen und für die Demokratie nicht gerecht.

Birgit Keller übrigens hat gut Reden: Schließlich ist sie auf einer sichereren Seite als der von ihr verantwortete Waldumbau. Vielleicht schon in sechs Monaten wird sie ihr Ministeramt verlieren. Und um ihre finanzielle Zukunft muss sie sich im Gegensatz zu manchen Landwirten und Waldeigentümern keine Gedanken machen.

Ob sie sich ab Oktober noch solche um die Zukunft der Thüringer Wälder machen wird?
Bodo Schwarzberg
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Autor: red

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