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Kreissportbund setzt neues Bundesprogramm um

Soziale Chancen im Sport

Dienstag, 02. April 2019, 19:20 Uhr
Sport verbindet und schafft Perspektiven. In Nordhausen gilt das auch für den sozialen Bereich. Kreissportbund, Landkreis und Jobcenter stellten heute eine neues Bundesprogramm vor, das sowohl den ehrenamtlichen Vereinen der Region als auch Langzeitarbeitslosen nutzen soll. Die Idee hat am Südharz schon lange Tradition, nun soll sich dabei aber einiges zum besseren ändern...

Landratsamt, Kreissportbund und Jobcenter ziehen an einem Strang. v.l.: Landrat Matthias Jendricke, die KSB-Chefs Klaus Gorges und Andreas Meyer sowie der Leiter des Jobcenters, Heiko Röder. (Foto: Angelo Glashagel) Landratsamt, Kreissportbund und Jobcenter ziehen an einem Strang. v.l.: Landrat Matthias Jendricke, die KSB-Chefs Klaus Gorges und Andreas Meyer sowie der Leiter des Jobcenters, Heiko Röder. (Foto: Angelo Glashagel)
Symbolbild Foto: flooy/pixabay.com

Der Name ist eine typisch deutsche Wortmonstrosität, der zu Grunde liegende Gedanke ein sozialer und wirtschaftlicher - seit Jahresbeginn haben Langzeitarbeitslose über das "Teilhabechancengesetz" die Möglichkeit wieder eine längerfristige Beschäftigung aufzunehmen.

Während der Name wieder einmal ein anderer ist, ist die Idee nicht neu: was einmal die ABM war hieß später Bürgerarbeit, dann wieder soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt. Der Kreissportbund nutzt in Zusammenarbeit mit Landratsamt und Jobcenter seit 2006 diese und ähnliche Maßnahmen um den Sport in der Region zu stärken und gleichzeitig Menschen die Möglichkeit zu geben, wieder in einem geregelten, sozialen Gefüge Arbeit, Anerkennung und Wertschätzung zu finden.

"Das nützt den Betroffenen und ist ein riesiges Plus für die Vereinsarbeit", sagte KSB-Chef Andreas Meyer heute. Die flächendeckende und gut vernetzte Struktur der ehrenamtlichen Arbeit im Breitensport, auf die man in Nordhausen zurückgreifen kann, sei keine Selbstverständlichkeit. Die konsequente Verbindung von Sport und arbeitsmarktpolitischer Aktivierungsmaßnahme ist in Thüringen einzigartig. Und sie wird angenommen: in Nordhausen sei der Zuspruch drei bis vier mal so groß wie in der Landeshauptstadt, berichtete Meyer.

Anders als bisher soll das neue Programm auch längerfristige Beschäftigung in sozialversicherungspflichtiger Arbeit ermöglichen. Statt ein paar Monaten oder zwei Jahren können Menschen die sechs Jahre in Folge oder mehr Arbeitslosengeld II bezogen haben nun bis zu fünf Jahre angestellt werden. Die Finanzierung übernimmt in den ersten zwei Jahren die öffentliche Hand, danach steigt der Eigenanteil der Arbeitgeberseite.

Landratsamt, Kreissportbund und Jobcenter ziehen an einem Strang. v.l.: Landrat Matthias Jendricke, die KSB-Chefs Klaus Gorges und Andreas Meyer sowie der Leiter des Jobcenters, Heiko Röder.

Gedacht ist die Maßnahme auch als Anreiz für Privatunternehmen Langzeitarbeitslose einzustellen, für den KSB geht es freilich vor allem um die ehrenamtlichen Sportvereine der Region. Von den 80 möglichen Stellen die das Bundesprogramm für Nordhausen vorsieht sind bereits 57 besetzt, auf die Sportvereinen des Kreises entfallen dabei 25 Stellen. Der ausgeweitete zeitliche Rahmen biete den Beschäftigten dabei mehr Kontinuität und Sicherheit.

Gezwungen wird dabei niemand, Freiwilligkeit sei ein wichtiger Grundstein des Angebotes, erklärte Heiko Röder, Leiter des Nordhäuser Jobcenters. "Wir haben Leute die aus verschiedenen Gründen keine Arbeit finden aber die sagen "Ich will das machen. Ich will mich hier einbringen". Die Vereine wissen meistens bereits wen sie gerne haben wollen, wir stimmen dann mit dem Landratsamt und dem Jobcenter ab ob die Person auch für das Förderprogramm in Frage kommt", erläuterte Meyer.

Neu ist ebenfalls dass es keine Begrenzung mehr für mögliche Beschäftigungen gibt. Die Kinder- und Jugendarbeit kann ebenso unterstützt werden wie die organisatorische Arbeit in den Vereinen oder die Pflege der Sportanlagen. "Im Breitensport passiert sehr viel ehrenamtlich das so nie gesehen wird. Für die ehrenamtlichen Vorstände der Vereine ist es eine enorme Entlastung wenn man jemanden hat, der verlässlich präsent sein kann, beim Transport zum Wettkampf hilft, die Vor- oder Nachbearbeitung übernimmt, mal den Rasen mäht oder einfach ans Telefon gehen kann", so der KSB-Chef weiter.

Finanziert wird das Nordhäuser Modell zu jeweils einem Drittel über den Landkreis, die Kommune und den Verein. Da der Landkreis in der ganzen Breite aktiv ist, trage man als sozial- und Sportträger auch die Hauptlast, erklärte Landrat Matthias Jendricke. Über das Jahr seien die Kosten aber zu schultern und gerade auch für kleinere Kommunen und Vereine, die nicht mehr als ein oder zwei Arbeitskräfte beschäftigten werden, überschaubar. Insgesamt werde man Sporvereinen in 14 Kommunen so unterstützen können. Zudem würde das Programm aus Sicht des Kreises zum Werterhalt der Sportstätten durch regelmäßige Pflege beitragen.

Und auch über die Laufzeit hinaus könnte etwas für den Sport in der Region "hängen bleiben": von den 75 Teilnehmern aus dem letzten Programm zur sozialen Teilhabe absolvierten immerhin 25 Personen ihre Ausbildung zum Übungsleiter, und engagieren sich bis heute auf den Sportplätzen und in den Turnhallen der Region.
Angelo Glashagel
Autor: red

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