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Umweltministerin zu Besuch bei Sokratherm

Grüne Zukunft per Kraft-Wärme-Kopplung

Montag, 01. April 2019, 19:00 Uhr
Wenn der Wind weht und die Sonne scheint, dann läuft die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Wohin aber mit dem Strom wenn er gerade nicht gebraucht wird und woher nehmen, wenn sich die Natur nicht den Bedürfnissen des Menschen anpasst? Ein möglicher Lösungsansatz wurde heute bei der Firma Sokratherm in Nordhausen vorgestellt...

Sokratherm-Geschäftsführer Johannes Meinhold und Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Foto: Angelo Glashagel) Sokratherm-Geschäftsführer Johannes Meinhold und Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Foto: Angelo Glashagel)

Diese Gretchenfrage der Energiewende ließe sich mit einem Mix aus alter und neuer Technik lösen, meint man hier. Das Familienunternehmen aus dem Nordrhein-Westfälischen Hiddenhausen ist seit 1992 auch in Nordhausen zu Hause und produziert hier Blockheizkraftwerke. Der Werdegang der Firma sei eine deutsch-deutsche Erfolgsgeschichte, sagt Geschäftsführer Johannes Meinhold, seit den zaghaften Anfängen über die Zusammenarbeit mit der IFA hat man am Südharzrand bis heute drei Produktionshallen aufbauen können und fertigt Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit Leistungen zwischen 50 und 550 kW (elektrisch).

Neu ist die Technik nicht, sie könnte aber ein Schlüssel für eine grünere Zukunft sein. Aus diesem Grund weilte heute Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Bündnis 90/ Die Grünen) in Nordhausen und besuchte das Unternehmen. Aktuell werden die Anlagen vor allem mit Erdgas betrieben. Wolle man die ambitionierten Ziele der Energiewende bis 2050 erreichen und den CO2-Ausstoß signifkant reduzieren, sei der wirtschaftlich sinnvollste Pfad, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen in Verbindung mit KWK-Anlagen voranzutreiben, erläuterte Vertriebsleiter Joachim Vogt am Nachmittag. "Was für eine Art Gas für den Betrieb genutzt wird ist der Maschine egal", erklärt der Ingenieur, schon heute lassen sich BHKW's mit Biogas betreiben, eine Umrüstung auf syntethische Gase stelle kein Problem dar.

Die Idee: Windkraft- und PV-Anlagen werden mit Anlagen zur synthetischen Gaserzeugung gekoppelt. Produzieren die Windräder und Solarzellen Energieüberschüsse, die im Netz derzeit keinen Platz finden würden, so könne man die Überschüsse nutzen um synthetisch Gas herzustellen, das speicherbar ist und für den Betrieb von BHKW's genutzt werden könnte. Erste Pilotprojekte gebe es dazu bereits, erzählt Voigt, steige der Anteil an erneuerbarem Strom weiter, werde die "Rückverstromung" in Gas-KWK-Anlagen zunehmend sinnvoll.

Der Ansatz ist auch für den Freistaat von Interesse, die Ziele die sich Thüringen gesetzt hat sind noch ambitionierter als die Bundesdeutschen Vorgaben. Bis 2040 soll der Energiebedarf zu 100% aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden, bis 2050 will man den CO2 Ausstoß um 95 bis 100% im Vergleich zu 1990 reduzieren. Aktuell liegt die Reduktion bei 60%, große Kohle- und Gaskraftwerke gibt es keine, stattdessen existieren viele dezentrale BHKW-Anlagen. Dafür muss der Freistaat Strom aus anderen Quellen importieren und zahlt für Öl und Gas rund zwei Milliarden Euro pro Jahr. Das soll sich in Zukunft ändern, erklärte Umweltministerin Siegesmund, man müsse in Zukunft auf einen Mix aus Technologien setzen, um energieautark Strom produzieren zu können. Dezentrale Lösungen seien hier besonders geeignet, da auch die Wertschöpfung regional bleibe.

Damit aus der Zukunft einmal Realität werden kann, wünscht man sich bei Sokratherm verlässlichere Vorgaben der Politik, vor allem aus Berlin. "Unsere mittelgroßen KWK-Anlagen kosten rund 250.000 Euro und amortisieren sich bei einer Lebenszeit von 12 bis 15 Jahren nach etwa drei Jahren", erklärt Johannes Meinhold, über die Lebensspanne einer solchen Anlage habe man in den letzten Jahren drei bis vier Änderungen der gesetzlichen Vorgaben und Förderinstrumentarien erlebt, die Branche sei ein "getriebener der Rahmenbedingungen". Änderungen müssten mit Weitsicht und Maß vorgenommen werden, dann könne die Energiewende mit dem Ausbau von KWK-Anlagen gelingen. Ein Verbündeter auf dem Berliner Parkett könnten die grünen Umweltminister der Republik sein und davon gibt es aktuell immerhin zehn.
Angelo Glashagel
Autor: red

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